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Im Namen Ihrer Majestät

Im Namen Ihrer Majestät

Titel: Im Namen Ihrer Majestät Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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Der Wagen blieb mit laufendem Motor am Straßenrand stehen, kurz vor der Seitenstraße, in die der Fahrer hatte einbiegen wollen.
    »Jetzt ist es so, junger Gangster«, fuhr Carl fort. »Es gibt nur einen einzigen Grund, weshalb ich dir nicht auf der Stelle den Hals durchschneide. Ich will schlafen, und es würde mich eine verdammte halbe Stunde kosten, nach der Rückkehr in die Stadt der russischen Polizei deinen Tod zu erklären.«
    Der Chauffeur neigte den Kopf weit zurück und saß starr da, da Carl ihm die Messerklinge fest an den Hals preßte. Er durchsuchte die Taschen des Mannes und fischte schließlich eine Pistole hervor. Er wog sie in der Hand, zog das Magazin heraus und stellte fest, daß die Waffe geladen war. Dann steckte er sein Messer in die Tasche, schob das Magazin wieder ein, entsicherte die Pistole und hielt sie dem Fahrer an den Kopf.
    »So wird es besser«, erklärte er. »Wenn ich dir aus dieser Richtung durch den Kopf schieße, spritze ich mich nicht mit Blut voll, wenn dein verfluchtes kleines Gehirn aus dem Fenster fliegt. Das ist gut. Wenn ich dir den Hals durchschnitten hätte, hätte ich mich über und über mit Blut bespritzt. Du verstehst doch Russisch, nicht wahr, du Scheißkerl?«
    »Ja, mein Herr, aber Verzeihung, ich habe die Pistole doch nur, weil heute so viele gefährliche Menschen auf den Straßen sind«, versuchte der Fahrer sich herauszuwinden.
    »Dummes Gewäsch!« schnaubte Carl. »Vergiß nicht, daß ich auch Russisch verstehe. Ich habe euer Gespräch gehört. Deine Freunde warten irgendwo dort im Wald auf dich. Aber jetzt pfeifen wir auf sie. Wir fahren statt dessen zum Hotel Metropol. Ich muß nämlich schlafen. Kapiert?«
    »Nein, mein Herr, das geht nicht. Sie schlagen mich tot«, flüsterte der Fahrer heiser.
    »Hm«, sagte Carl und nahm die Pistole von der Schläfe des Mannes. Er wog sie mit gespieltem Interesse in der Hand.
    »Tokarew, Kaliber 7,62, halbummantelte Munition. Na ja, aus so geringer Entfernung macht das auch nichts. Wollen wir jetzt in aller Ruhe zum Hotel fahren?«
    »Die schlagen mich tot«, flehte ihn der Fahrer an und machte sogar Anstalten loszuschluchzen.
    »Teufel auch«, sagte Carl. »Mir kommen gleich die Tränen. Und warum sollten sie das tun?«
    »Weil sie glauben werden, daß ich die Sore für eigene Rechnung genommen habe und die Kameraden um ihren Anteil an der Beute betrogen habe.«
    »Dann wirst du wohl sagen müssen, wie es gewesen ist, daß die Sore… doch jetzt will ich mich erst einmal vorstellen. Ich bin Offizier beim Nachrichtendienst, Spezialist in der Ermordung von Menschen, und reise im Augenblick für die raswedka des Generalstabs. Lustig, was? Das nennt man wohl den falschen Kerl überfallen, nicht wahr?«
    »Aber das werden sie mir doch nicht glauben!«
    »Es zerreißt mir das Herz. Wirklich, wahrhaft herzzerreißend. Um also die Glaubwürdigkeitsprobleme des jungen Herrn Gangsters zu bewältigen, sollten wir vielleicht jetzt in den Wald fahren und deine Kumpels begrüßen?«
    »Ja, das wäre riesig«, sagte der Fahrer voller Optimismus. Er wagte jetzt zum ersten Mal, zu Carl hinüberzublicken.
    »Gut, wirklich gut«, sagte Carl und gestikulierte resigniert mit der Pistole in der Hand. »Dann fahren wir also zu deinen Freunden dort in den Wald. Ich töte sie, da es nun mal mein Job ist, Leute zu töten, und dann fahren wir zum Hotel Metropol, damit ich endlich schlafen kann. Dadurch hast du natürlich ein kleines Problem damit zu erklären, wie es gekommen ist, daß einige Freunde von dir gestorben sind. Erschossen mit deiner Pistole. Eine wunderbar intelligente Lösung deiner persönlichen Schwierigkeiten!« »Nein, vielleicht ist das doch nicht so gut«, sagte der Taxifahrer zögernd.
    Carl seufzte resigniert und blickte zum Wagendach hoch, als könnte er dort eine Antwort finden.
    »Liebes Mütterchen Rußland, was haben sie mit dir gemacht«, sagte er. »So, du junger Idiot! Fahr mich jetzt ohne Widerrede zum Hotel Metropol. Jetzt gleich!«
    Der Fahrer fuhr zögernd los, und nach rund einem Kilometer steckte Carl die Pistole in seine rechte Jackentasche, lehnte sich zurück und schlief ein.
    Er wachte erst auf, als sie angekommen waren und der Taxifahrer ihn nervös anstieß. Carl richtete sich verschlafen auf und streckte sich mit einem herzhaften Gähnen. Dann stieg er aus und nahm sein Gepäck in Empfang.
    Als der Fahrer nach der Bezahlung für die Fuhre fragte, wurde Carl sichtlich munter. Die Situation schien ihn

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