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Im Namen Ihrer Majestät

Im Namen Ihrer Majestät

Titel: Im Namen Ihrer Majestät Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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aufhängt, dem Freiheitsplatz, hat sie zumindest ihr Äußerstes getan, so daß die Opposition sie nicht kritisieren kann. Außerdem hat sie dann einen Märtyrer. Das muß ich einfach so hinnehmen.«
    Das Gespräch kreiste dann eine halbe Stunde um verschiedene technische Details. Schon nach einigen Minuten hatte Carl das Gefühl, daß seine beiden Gesprächspartner zusammengekommen waren, um mit ihrer Modelleisenbahn zu spielen; schließlich war es eine ungewöhnlich spaßige Operation, sofern man nicht unmittelbar beteiligt war. Hier waren weder Langeweile noch triste Morde zu erwarten. Die Menschen, die getötet werden sollten, würden bloß erschossen werden und waren überdies Männer in Uniform. Nach den menschlichen Normen, die Carl als Privatmann zunehmend in Frage zu stellen begann, erlaubten sie das Töten uniformierter Männer jedenfalls eher als das anderer Menschen.
    Die drei tranken Kaffee aus weißen Plastikbechern. Carl wartete mit seinem eigentlichen Anliegen, bis der Oberbefehlshaber endlich etwas sagte, was nicht mehr mit der Modelleisenbahn zu tun hatte.
    »Es ist schön zu sehen, daß du dich so schnell erholt zu haben scheinst«, sagte er.
    »Oh, danke. Medikamente brauche ich inzwischen nicht mehr zu nehmen. Die Narben jucken ein bißchen, aber nicht mehr sehr, und außerdem habe ich wieder mit dem Lauftraining und Gymnastik angefangen«, erwiderte Carl.
    »Ich habe eine Idee ganz anderer Art«, sagte er dann. »Es geht um Åke Stålhandske und um die Küstenjägerschule. Åke ist den Russen inzwischen bekannt. Er hat mehr als zehn Jahre lang draußen im Feld seinen Hintern riskiert und verdient, einen weniger gefährlichen Dienst zu erhalten. Er hat Familie, hat Frau und Kind. Na ja, ihr wißt schon… Leider hat er seine zivile Studienzeit in San Diego ein wenig vernachlässigt. So ist er als eine Art Frankenstein-Mischung nach Hause gekommen. Er ist erstens ein außerordentlich fähiger Operateur im Feld und hat andererseits das Recht, amerikanische Oberstufenschüler in amerikanischer Literatur zu unterrichten«, fuhr Carl fort.
    »Wenn er den zivilen Teil der Ausbildung wie wir anderen absolviert hätte, hätten wir ihn jetzt einfach in die Operationsanalyse wechseln lassen, und alles wäre Friede, Freude, Eierkuchen.«
    »Ja, darüber habe ich auch schon viel nachgedacht«, schaltete sich Samuel Ulfsson ein. »Nicht ohne schlechtes Gewissen, möchte ich hinzufügen. Ich selbst fahre jetzt nach Berga und werde dort in den letzten Jahren Leiter der Schule. Friede, Freude, Eierkuchen, wie du gesagt hast.«
    »Wie bitte?« sagte Carl. »Dann muß ich wohl gratulieren? Oder wolltest du lieber wieder Schiffskommandant werden?«
    »Diese verdammten kleinen Kähne, die wir heutzutage haben, verlangen nach jungen Flipperspielern und nicht nach Leuten wie mir«, knurrte Samuel Ulfsson mit gespieltem Mißmut.
    »Computerspieler, nicht Flipperspieler«, korrigierte der Oberbefehlshaber. »Nun, aber worauf wolltest du eigentlich hinaus, Carl?«
    »Also, ich habe an diese beunruhigenden Nachrichten von der Küstenjägerschule gedacht. Wenn es tatsächlich so ist, daß es dort auch nur andeutungsweise Tendenzen zum Rassismus gibt oder wenn man es auch nur behaupten kann, haben wir Probleme. In einem Jahr kommen die Sozis wieder an die Macht und möchten beim Wehretat sparen, wo es nur geht. Wenn ruchbar wird, daß die Küstenjäger Rassisten sind, ob es nun stimmt oder nicht, schließen sie die Schule.«
    »Ich halte das für höchst übertrieben«, entgegnete der Oberbefehlshaber.
    »Möglich«, sagte Carl. »Doch hier geht es nicht darum, was in einem objektiven Sinn wahr ist. Wenn wir es mal von der anderen Seite angehen: Was wollen wir bei den Streitkräften? Daß Gangster und Rassisten die Eliteverbände unterwandern?«
    »Unsere Sicherheitsabteilung hat sich dieses Problems schon angenommen«, sagte Samuel Ulfsson und runzelte tief bekümmert die Stirn. »Du weißt sicher, daß diese Militärbande, wie man sie nennt…?«
    »Ja, ich habe den Bericht gelesen«, unterbrach ihn Carl.
    »Verkorkster als jetzt kann es doch gar nicht werden. Wir sind dazu da, die Demokratie zu verteidigen. Ich schenke mir all die feierlichen Ansprachen, die ihr euch selber vorstellen könnt. Und dann bilden wir Kriminelle und Rassisten aus?«
    »Das ist gewiß ein sehr besorgniserregender Aspekt, und allein die Behauptung ist schon schlimm genug«, sagte der Oberbefehlshaber. »Aber um wieder auf den guten Åke

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