Im Namen Ihrer Majestät
64 Apache-Hubschrauber wohl mehr als ausreichend sei, um das weitere Warten der drei Gefangenen zu rechtfertigen, selbst wenn es noch Wochen dauern sollte. Es sei völlig aberwitzig, die Risiken des Vorhabens zu steigern, nur um ein paar Wochen Zeit zu gewinnen. Was wolle der Minister nur damit bewirken? Falls er überhaupt nachgedacht habe.
»Unserem geehrten Verteidigungsminister zufolge hat es unter anderem mit der Abendpresse zu tun«, erwiderte Åke unbeabsichtigt geheimnisvoll, denn seine Ironie blieb dadurch verborgen, daß er Carl nicht anzulächeln wagte.
»Abendzeitungen«, sagte Carl tonlos. »Sollen wir PR-Leute mitnehmen, oder was soll das?«
»Nein, nein, die sollen doch vorher nichts erfahren«, sagte Åke Stålhandske schnell. »Das würde vielleicht aussehen. Nein, der Verteidigungsminister scheint zu meinen, daß die schwedische Bevölkerung immer stärker dafür eintritt, daß die Gefangenen befreit werden. Es werden Unterschriften gesammelt, gelbe Buttons verkauft, was auch immer. Es ist wichtig, daß… ja, es scheint jedenfalls wichtig zu sein, daß es nicht so aussieht, als hätte die Regierung uns hingeschickt, um… weil andere es verlangt haben oder so. Ich bin nicht sicher, daß ich alle seine Argumente wiedergegeben habe, aber wir haben jedenfalls den Befehl, so zu handeln.«
»Okay, ich verstehe«, sagte Carl resigniert. »Politik also. Es darf nicht so aussehen, als hätte Ingvar Carlsson etwas mit der Sache zu tun. Say hail to the chief. Lang lebe unser Ministerpräsident. Aber Huey-Hubschrauber können doch keine Hellfires tragen. Wie zum Teufel sollen wir dann die Wachtürme ausschalten?«
»Wir haben zwei Möglichkeiten«, erklärte Åke Stålhandske und rutschte unruhig auf seinem Stuhl hin und her. »Wir können ja Hellfires mitnehmen, Schützen in sicherem Abstand absetzen und die Wachtürme von ihnen ausschalten lassen, bevor wir vorrücken…«
»Lebensgefährlich, dauert viel zu lange«, unterbrach ihn Carl irritiert.
»Ja. Das habe ich auch gedacht«, fuhr Åke Stålhandske fort.
»Die Alternative wäre, daß wir Maschinenpistolen in den Seitentüren der Hubschrauber montieren, von zwei Seiten anfliegen und die Wachtürme sozusagen von Hand erledigen.«
»Dann ist es beinahe wie im Vietnamkrieg«, stellte Carl fest.
»Jedenfalls dürften Maschinenpistolen weit besser sein, als zu landen und Raketenbatterien aufzubauen. Bevor wir mit der Peilung fertig sind, ist schon das halbe Gefängnis wach. Aber zwei Hubschrauber, die auf Wachtürme zufliegen… Na ja, das ist in wenigen Sekunden vorbei. Eine besondere Ausbildung für die Schützen?«
»Ja. Sie fliegen als erstes Kontingent los und sind genau zu diesem Zweck früh vor Ort, ebenso die Fahrer.«
Carl nickte stumm und überlegte kurz, bevor er fortfuhr.
»Die Funkverbindung mit unseren amerikanischen Freunden?« fragte er, als wollte er demonstrativ das Thema wechseln, um nicht mehr über die Wahl von Hubschraubern und Waffen sprechen zu müssen.
»Das erledigt Sam«, erwiderte Åke Stålhandske. »Die Yankees amüsiert das Vorhaben natürlich. Ihnen macht nur eins Sorgen – falls es schiefgeht, wollen sie nach außen hin mit weißer Weste dastehen. Wenn es gutgeht, sieht es natürlich anders aus.«
»Wie bei der Regierung. Der Sieg hat viele Hebammen«, brummte Carl. »Na schön, wann legen wir los?«
»Jetzt haben wir noch genau zehn Tage bis zum Tag D«, sagte Åke Stålhandske. »Wirst du bei dem Unternehmen selbst das Kommando führen?«
»Ja«, sagte Carl ernst. »Wer von uns beiden in dem ersten Hubschrauber mitfliegt und den ersten Angriff leitet, müssen wir später entscheiden. Ich finde jedenfalls, daß wir nicht in derselben Maschine sitzen sollten. Wenn du verstehst, was ich meine.«
»Nein, das tue ich nicht«, entgegnete Åke Stålhandske schnell. »Wir beide haben die größte Erfahrung von allen Beteiligten. Dann wäre es doch nur logisch, daß wir beide bei der ersten Angriffswelle dabei sind.«
»Nein, das ist ganz und gar nicht logisch. Man darf nicht alle Eier in einen Korb legen«, erwiderte Carl. »Die Verlustrisiken sind im ersten Hubschrauber größer, in Nummer zwei klein und in Nummer drei so gut wie nicht vorhanden. Wer von uns beiden den Hintern am weitesten rausstrecken soll, sollte wohl die Tagesform entscheiden, aber es dürfte klar sein, daß wir beide fähig sind, neunzig Sekunden lang einen oder zwei Soldaten zu führen. Der eigentliche Job ist ja nicht schwierig, sondern
Weitere Kostenlose Bücher