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Im Namen Ihrer Majestät

Im Namen Ihrer Majestät

Titel: Im Namen Ihrer Majestät Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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unterhielten.
    Carl ging schnell den Korridor entlang, da er zu einem Treffen mit dem Oberbefehlshaber und Samuel Ulfsson unterwegs war. Sie wollten seine Bewertung von Åke Stålhandskes Vorbereitungen hören.
    Zum ersten Mal seit langer Zeit empfand er so etwas wie Zufriedenheit, nicht so sehr wegen der bevorstehenden Operation im Irak, sondern weil er eine Idee hatte, was Åke Stålhandskes Zukunft betraf.
    Nachdem er den Gedanken an die geplante Emigration hinter sich gelassen hatte, hatte er begonnen, schwedische Zeitungen sehr viel sorgfältiger zu lesen, um sich erneut mit dem Land bekanntzumachen, das er schon beinahe verlassen hatte.
    Was von der gegenwärtigen Entwicklung sein Interesse am meisten erregt hatte, war die Tatsache, daß die kleine populistische Partei im Reichstag ihre Strategie geändert und immer offener auf Rassismus gesetzt hatte. Das hatte Konsequenzen gehabt. Als der Parteiführer geäußert hatte, es gebe zu viele Moscheen im Land, war eine der zwei Moscheen des Landes sofort von einigen jungen Skinheads in Brand gesteckt worden. Gleichzeitig hatte der stellvertretende Parteichef, ein Wursthändler aus Skara, der außerdem eine Art Musikagentur betrieb, einen Plattenvertrag mit der neonazistischsten Rockgruppe des Landes abgeschlossen. Und kurze Zeit darauf hatte die größte Zeitung des Landes, Expressen, erklärt, was man mit den Kanaken tun solle, nämlich: SCHMEISST SIE RAUS!
    Um dann heuchlerisch zu erklären, daß man als aufgeklärte Abendzeitung natürlich nicht hinter derart verrückten Ideen stehe, sondern man habe nur pflichtgemäß mitgeteilt, was das schwedische Volk schlimmstenfalls vielleicht denke, und, wenn man die Frage auf eine besondere Weise stelle, vermutlich denken könne.
    Es gab auch einen bestimmten militärischen Aspekt bei dieser Spur. In einigen Zeitungsartikeln wurde behauptet, daß inzwischen sogar die Küstenjägerschule von dem rassistischen Bazillus angesteckt worden sei. Es hieß, die Wehrpflichtigen sängen Lieder rassistischen Inhalts, wollten Neger töten und dieser Dinge mehr.
    Angeblich sei es schwierig, dieses Problem zu lösen, da nicht nur die Wehrpflichtigen solche Ansichten über Neger verträten, sondern auch einige Offiziere.
    Es konnte stimmen, es konnte übertrieben sein, und es konnte unwahr sein. Doch das spielte keine so große Rolle. Schon allein die bloße Vorstellung, daß die Eliteverbände Schwedens von Rassisten unterwandert werden konnten, war eine Katastrophe.
    Hier waren für Carl plötzlich alle Fäden zusammengelaufen, und hier hatte er eine Möglichkeit entdeckt, alle Fliegen mit einer Klappe zu schlagen.
    Der Oberbefehlshaber und Samuel Ulfsson schienen völlig überrascht, als sie Carl anscheinend gesund und guter Laune eintreten sahen.
    Sie begrüßten ihn sehr informell und setzten sich auf die Sitzgruppe, als wollte der Oberbefehlshaber betonen, daß er nicht erwartete, einen »Vortrag« Carls zu hören.
    »Du hast Sonnenbräune. Badeurlaub?« fragte der Oberbefehlshaber.
    »Nein, Sibirien«, erwiderte Carl.
    »Ach ja, natürlich, das war diese Geschichte«, korrigierte sich der OB schnell. »Kann man sich in Sibirien so leicht eine Sonnenbräune holen?«
    »Ja«, erwiderte Carl, »zumindest in den bergigen Teilen. Der Schnee reflektiert die Sonnenstrahlen. Das habe ich in den Überlebenskursen nicht gelernt. Zum Glück gab mir jemand den Tip, Sonnenöl mitzunehmen. Nun, wollt ihr wissen, was Åke in der Zwischenzeit gemacht hat?«
    Carl beschrieb in wenigen Minuten, wie er die Lage beurteilte.
    »Der offenbar innenpolitische Aspekt, der uns zu einem schnelleren Einsatz und daher zu weniger modernen Hubschraubern zwingt, dürfte aber kein allzu großes Problem darstellen. Die Risiken werden dadurch nicht erheblich vergrößert. Das scheint mir die Hauptsache zu sein. Die propagandistischen Absichten der Regierung müssen wir wohl als eine Art praktisches Hindernis betrachten, das wir überwinden müssen und können.
    Für die Leitung des Expeditionstrupps stelle ich mich selbst zur Verfugung. Der Verteidigungsminister hat mich nämlich angerufen und mich gebeten, das Kommando zu übernehmen. Nun ja, was heißt gebeten. Jedenfalls ist es der Wunsch der Regierung. Angesichts unserer Innenpolitik kann ich es auch gut verstehen. Immerhin bin ich sozusagen das Aushängeschild. Wenn es gutgeht, hat die Regierung mich losgeschickt und damit ihre Tatkraft bewiesen. Wenn es schiefgeht und man mich in Bagdad auf dem Midan Tahrir

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