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Im Namen Ihrer Majestät

Im Namen Ihrer Majestät

Titel: Im Namen Ihrer Majestät Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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es, den neuen Wagen zu fahren. Es verlieh ihr ein eigentümliches Gefühl von Macht und Sicherheit. Sie hatte bislang immer Wagen mit Automatikgetriebe gefahren und mußte viel üben, bevor sie die Gangschaltung beherrschte. Der Wagen war unerhört schnell, obwohl er mit seinem gepanzerten Blech und dem schußsicheren Glas an die zwei Tonnen wog. Er sah aus wie ein gewöhnlicher Wagen und war viel unauffälliger, als sie geglaubt hatte. Die Farbe der Scheiben wechselte mit der Außenbeleuchtung. Bei klarem Sonnenschein waren die Scheiben völlig schwarz und nachts klar und durchsichtig.
    Sie zog das dunkelgrüne Exemplar vor, doch Carl hatte sie ermahnt, sie dürfe auf gar keinen Fall einen der Wagen vorziehen, sondern müsse sich von Anfang an daran gewöhnen, ständig zwischen dem grünen und dem graphitgrauen zu wechseln. Irgendwann werde die Zeit kommen, in der sie wieder zur Arbeit müsse, und da sei es wichtig, unregelmäßige Zeiten zu halten und ständig den Wagen zu wechseln.
    Es erstaunte sie selbst, daß sie die Regeln für das weitere Leben so leicht akzeptiert hatte. Carl hatte sie nach und nach unterwiesen.
    Mit den Wagen war es wie mit allem anderen. Zunächst hatte er kaum mehr gesagt, als daß die Scheiben schußsicher seien und verborgen hielten, wer am Steuer saß. Einen Tag später hatte er gleichsam nebenbei erzählt, daß der Wagen rundum mit zwei Zentimeter starkem Panzerblech gesichert sei. Erst am vierten Tag hatte er genauso leichthin erwähnt, der Wagen sei auf der Unterseite mit dickem Panzerblech bedeckt, das auch einer Landmine standhalte. Erst danach war er auf die Elektronik eingegangen. Am Ende erwartete Tessie fast, daß er ihr erzählen würde, wo die nach hinten gerichteten Maschinenpistolen versteckt waren. Aber die Wagen waren offenbar unbewaffnet. Passive Verteidigung hatte Carl das genannt.
    Auf Tessies Frage, was die Wagen gekostet hätten, hatte er gereizt erklärt, rund drei Millionen pro Stück. Citroen, der französische Staat und bestimmte Gewinne des schwedischen Nachrichtendienstes hätten die Kosten gemeinsam getragen. Die Haushaltskasse habe es nicht im mindesten belastet.
    Carl hatte ihr Büro bei IBM aufgesucht, um die Parkplätze und andere Gegebenheiten zu studieren. Nach seiner Rückkehr hatte er gesagt, sie habe jetzt die Genehmigung, ihren Wagen dort abzustellen, wo auch die hohen Tiere parkten, gleich vor dem Haupteingang. Dort werde es keine Probleme geben.
    Nachdem sie gelernt hatte, die Wagen zu beherrschen, nahm er sie zu einigen kleinen Übungen mit. Er beschrieb ihr in drastischen Worten verschiedene mögliche Gefahrensituationen. Es lief immer darauf hinaus, daß sie weiterfahren sollte. Schlimmstenfalls sollte sie die extreme Schwere und Widerstandsfähigkeit des Wagens dazu nutzen, jedes Hindernis zu durchfahren. Wenn man sie dennoch zwinge, irgendwo anzuhalten, erklärte er, sei der Wagen kurzfristig uneinnehmbar und außerdem durch ein internes Löschsystem vor Feuer geschützt. Es würde lange dauern, das System zu überwinden, da das elektronische Alarmsystem des Wagens von außen nicht zu stören sei. Und Hilfe werde immer in Reichweite sein.
    Er selbst hatte sich langsam, aber sicher an dieses Leben gewöhnt und versuchte jetzt, es auch für sie selbstverständlich zu machen. Das Leben hatte neu begonnen, es würde nie so werden wie zuvor. Die Toten würden nie mehr zurückkehren. Und in dem neuen Leben war die Militarisierung des Daseins das, woran sie sich am leichtesten anpassen konnte. Es war rational und klug, denn schließlich wollten sie überleben. Sie hatte es geschafft, die Logik immer mehr über die Gefühle siegen zu lassen; noch vor wenigen Monaten hatten sie alle Gedanken in diese Richtung vollständig blockiert.
    Als er von seiner Reise zurückkehrte, hatte Carl ein wenig ruhiger gewirkt als zuvor. Er sagte kaum mehr, als daß er in Saudi-Arabien gewesen sei. Erst dann fiel ihr ein, daß er während dieser Reise vierzig geworden war; er selbst behauptete, mit keinem Gedanken an den Geburtstag gedacht zu haben. Sie wußte nicht, ob es stimmte oder nur eine beruhigende Bemerkung war, weil sie es vergessen hatte. Wie auch immer: Mit Hilfe ihrer Sicherheitsbeamten hatte sie zum Wochenende eine Überraschung für ihn bereit. Sie hatte telefonisch ein komplettes Festessen bestellt, dessen Zubereitung sie Stunden gekostet hätte. Die Sicherheitsbeamten sollten es mit dem Wagen aus der Stadt bringen. Carl glaubte, daß nur Anna, Lis Erika

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