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Im Namen Ihrer Majestät

Im Namen Ihrer Majestät

Titel: Im Namen Ihrer Majestät Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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Ihrer Majestät organisiert worden war, sondern auch noch von einem assoziierten ausländischen, vermutlich verbündeten Dienst, und dieses Komplott hatte zu seinem Tod geführt.
    Er war so paranoid und mißtrauisch gewesen, daß er am Ende die Wahrheit geschrieben hatte, eine Wahrheit, an die nie jemand glauben und die nie herauskommen würde und ihn überdies das Leben gekostet hatte.
    Luigi fühlte sich betrogen, als wäre er in etwas hineingelockt worden, was er nicht genau hatte vorhersehen können.
    Er war stolz auf seinen Job gewesen, hatte sich als ein Auserwählter gefühlt, the best of the best , als einer der wenigen Menschen der Welt, welche die Hell Week auf Coronado nicht einmal, sondern fünfmal bewältigt hatten. Er arbeitete direkt unter Carl Hamilton, der Spionagelegende der westlichen Welt.
    Luigi spürte, daß seine Identität als Tony Gianelli plötzlich ein Gefängnis war, dessen Mauern er am liebsten gleich gesprengt hätte. Er stellte sich vor, wie er mit einem Taxi nach Heathrow fuhr, einem dieser langsamen Londoner Taxis, in denen ein Gentleman sich um seine Bügelfalten keine Sorgen zu machen brauchte. Im Geiste flog Luigi eilig nach Schweden und ging zu Hamilton, um er selbst zu sein und alles zu erzählen und…
    Ja, und was dann?
    Was hätte Hamilton ihm gesagt? »Wenn wir das Unternehmen lange genug und gut genug weiterführen, schnappen wir die Scheißkerle, die es getan haben, und damit machen wir ihrem Treiben ein Ende und retten das Leben von Menschen, die sonst gestorben wären.«
    Luigi versuchte logisch zu denken. Er wollte der glänzende Offizier des Nachrichtendienstes sein, der zu sein er bis jetzt geglaubt hatte. Er holte das Exemplar von Computer Weekly, in dem das irre Interview mit ihm in einem noch wirrköpfigeren Artikel erschienen war, der nicht das Establishment der britischen Massenmedien erschüttert hatte, wohl aber die russischen Mörder.
    Neben ihm selbst befand sich ein Bild seines Vorgängers bei Marconi Naval Systems, eines Inders oder Pakistani. Der Mann hieß Vijai Samjani und hatte angeblich Selbstmord begangen.
    Tony Collins hatte einige Behauptungen aufgestellt, die den Tatsachen entsprachen. Zum Beispiel hatte Vijai Samjani mit Computersimulationsprogrammen gearbeitet, bei denen es um die Entwicklung des Anti-U-Boot-Torpedos Sting Ray gegangen war. Tony Gianelli arbeite an der gleichen Aufgabe.
    Ferner war der seit kurzem angestellte amerikanische Staatsbürger Tony Gianelli von Marconi nicht darüber informiert worden, daß sein Vorgänger unter rätselhaften Umständen Selbstmord begangen hatte.
    Anschließend folgten einige entrüstete Bemerkungen über das unverantwortliche Handeln von Marconi, wo man den neueingestellten Amerikaner nicht über bestimmte Risiken informiert habe. Vielleicht sei Tony Gianelli jetzt der Nächste, der mit Plastiktüte, Strumpfband, Autoabgasen oder durch Ertrinken in der Badewanne ohne Alkohol im Körper stirbt.
    Luigi stand auf, um vor seinem Treffen noch einen Spaziergang zu machen.
    Er faltete die Zeitung zusammen, klemmte sie sich unter den Arm und machte sich auf den Weg zu einem langen Spaziergang vor seiner pflichtgetreuen religiösen Andacht am Sonntagabend. Er sollte Kincaid im Tempel des Herrn treffen. Was für eine göttliche Ironie.
    Er lief an dem späten Sonntagnachmittag einfach mehrere Stunden lang kreuz und quer, landete im Hyde Park, der immer noch voller Spaziergänger war, und entdeckte zu seinem Erstaunen ein Standbild von Peter Pan. Es waren fast nur Paare, die draußen im Long Water ruderten. Er kaufte sich ein Eis und setzte sich auf eine Parkbank.
    Luigi hatte sich gezwungen, rational zu denken und mehr seinen Job im Auge zu behalten als die Moral. Er hatte bestimmten Befehlen gehorcht, an denen nichts auszusetzen war. Zum Beispiel hatte er in den vergangenen Wochen damit begonnen, sich einen normalen Bekanntenkreis aufzubauen. Den vergangenen Abend hatte er mit einigen Arbeitskollegen und deren Bekannten in Soho verbracht. Er hatte sich betrunken, das heißt nicht er, sondern Tony Gianelli. Nach amerikanischer Manier hatte er champagne for everybody bestellt, wie es einem jungen Mann mit einem sehr hohen Einkommen gut zu Gesicht stand. Seine Kollegen hatten ihm ein blind date besorgt. Sie meinten scherzhaft, das müsse er in Kalifornien auch in jüngeren Jahren schon mal mitgemacht haben. Das entsprach den Tatsachen, was er in unterhaltsamem Ton sogar hatte erzählen können, ohne allzusehr zu

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