Im Namen Ihrer Majestät
Fall zu einem Fall für die großen Schlagzeilen machte – war Dr. rer. nat., angestellt beim Royal Military College of Science, und zwar in der Abteilung, welche die militärische Verwendbarkeit des Elements Titan erforschte, eines Metalls, das beim Bau der Rümpfe von Überschallflugzeugen verwendet wird und, soviel man weiß, auch bei den Rümpfen der modernsten russischen U-Boote. Quellen beim britischen Nachrichtendienst behaupteten, bestimmte in der Sowjetunion gebaute U-Boote hätten doppelte Titanrümpfe, was sie unter bestimmten Umständen für konventionelle Torpedos unverwundbar mache.
Professor John Belk, Peter Peapells Abteilungsleiter, gab bei der späteren polizeilichen Vernehmung an, sein Tod sei für alle seine Kollegen unbegreiflich. Professor Belk zufolge »hatte keiner von uns auch nur das kleinste Anzeichen von etwas wahrgenommen, was wir nicht als vollkommen normal eingeschätzt hätten.«
Peter Peapells Familie und seine engen Freunde waren schon bald überzeugt, daß er sich unmöglich mit Absicht umgebracht haben konnte. Auch die ermittelnden Polizeibeamten begannen Zweifel zu hegen, was die Selbstmordtheorie betraf. Zunächst einmal gab es nicht mal einen nachgelassenen Abschiedsbrief mit einer Erklärung von Peapells vermeintlichem Handeln, und überdies hielten es die ermittelnden Beamten für fast undenkbar, daß Peapell einen Zeitpunkt und eine Todesart gewählt haben sollte, die dazu hätte führen können, daß seine Frau ihn noch rechtzeitig fand und rettete.
William Fuller, der Pathologe der Gerichtsmedizinischen Station in Oxfordshire, meinte erstens, Leute, die auf diese oder ähnliche Weise Selbstmord begingen, verbänden meist mit Hilfe eines Gummischlauchs das Auspuffrohr mit dem Wageninneren und leiteten die Abgase hinein, nachdem sie Türen und Fenster möglichst dicht verschlossen hätten.
Zweitens konnte der Pathologe nicht begreifen, wie es Peter Peapell gelungen sein sollte, die Lage einzunehmen, in der man ihn gefunden hatte. Die Garage war sehr klein, und der Wagen paßte mit knapper Not hinein. Dr. Fuller machte einige Experimente. So versuchte er sich bei geschlossener Garagentür hinter dem Wagen auf den Boden zu zwängen. Es war unmöglich. Ebenso unmöglich war es, sich erst hinzulegen und dann die Garagentür hinter sich zuzuziehen. Der Ford Escort paßte genau in die Garage. Es war nicht einmal möglich, hinter dem Wagen hinzufallen, nachdem ein anderer die Garagentür verschlossen hatte.
Wenn aber Peter Peapells Tod weder ein Unglücksfall noch ein Selbstmord war, konnte sich der Pathologe dann dazu entschließen, in seinen Schlußbericht Tod durch Fremdeinwirkung zu schreiben?
Auch diese Schlußfolgerung schien weit hergeholt zu sein. Wenn Peter Peapell ermordet worden war, mußten die Mörder bis drei Uhr nachts in der Nähe seines Hause gewartet haben.
Und wie hätten die Täter wissen sollen, nachdem sie den Mann lebend unter dem Auspuffrohr hatten liegen lassen, daß er auch dort blieb, oder daß seine Frau ihn nicht entdeckte und rettete?
Es gab noch einen weiteren fragwürdigen Umstand. Wenn der Motor des Wagens von drei Uhr morgens bis neun Uhr dreißig, als Maureen Peapell ihren Mann entdeckte, gelaufen wäre, hätte dieser Leerlauf von sechs Stunden sämtliches Benzin im Tank verbraucht. Die Abgase hätten überdies deutlich sichtbare schwarze Rußflecken an der Garagentür hinterlassen müssen. Doch dort gab es keine solchen Spuren, und der Tank war halbvoll. Diese Umstände ließen sich nicht erklären.
Die Untersuchung des Gerichtsarztes führte also nicht zu eindeutigen Schlußfolgerungen, und somit ließ sich nicht festhalten, ob ein Unglücksfall, Selbstmord oder Tod durch Fremdeinwirkung vorlag. Der Gerichtsarzt mußte die einzige noch verbleibende Alternative wählen, Tod durch ungeklärte Umstände.
Der Tod Peter Peapells regte die britische Presse natürlich dazu an, nach ähnlichen Fällen zu suchen; Abgasvergiftung unter dem eigenen Wagen war gewiß kein so schlagzeilenfreundliches Ereignis wie Tod in Spitzencorsage und hochhackigen Stiefeln mit einer Plastiktüte auf dem Kopf. Die Frage war jedoch, ob bei der britischen Rüstungsindustrie in letzter Zeit jemand unter Umständen gestorben war, die dem Fall Peter Peapell ähnelten.
Diese Frage wurde mit ja beantwortet. Der Tod des zweiundfünfzigjährigen Dr. rer. nat. John Brittan war ein solcher Fall, der sich vor knapp sechs Monaten ereignet hatte.
Dr. Brittan war Spezialist
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