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Im Namen Ihrer Majestät

Im Namen Ihrer Majestät

Titel: Im Namen Ihrer Majestät Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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ohne daß es ausdrücklich gesagt wurde, fast als ein Liebespaar dargestellt.
    Dann folgte Carls Äußerung, daß er als Kalifornier dem Navy Cross großen Wert beimesse, aber (und dieses Aber wurde in einem Kommentar besonders herausgestellt) auch Arafats sensationelle Äußerung bestätige:
    »Wichtig ist aber, daß wir mit palästinensischer Hilfe eine gelungene Operation hinter uns gebracht haben, mit der wir die Welt vielleicht vor großem Elend bewahrt haben.«
    An dieser Stelle wurde ins Studio geschaltet. Dort teilte ein politischer Kommentator mit, das Weiße Haus habe bisher nur ein »Kein Kommentar« verlauten lassen, für die nächste Stunde aber eine Pressekonferenz angekündigt. Der in Ehren ergraute politische Kommentator von CNN hielt das für selbstverständlich, da das Weiße Haus nicht einfach einen Kriegshelden dementieren könne, der soeben mit dem Navy Cross dekoriert worden sei. Und damit befinde man sich in der recht lustigen politischen Zwickmühle, daß ein ziemlich untergeordneter Offizier in einem fremden Land das Weiße Haus in eine Lage gebracht habe, in der diesem kaum eine Wahl bleibe. Am besten sei es wohl, in den sauren Apfel zu beißen und mitzuziehen.
    Danach tauchte wieder die Reporterin in Tunis auf der Mattscheibe auf, die mit ihrer Story fortfuhr.
    Sie ging jetzt auf die Frage ein, ob die USA die Ermordung westlicher Wissenschaftler angeordnet habe, und betonte, die Umstände deuteten daraufhin. Dann wurde erneut Carl gezeigt:
    »Inwieweit wir bei dieser Operation Personen liquidiert oder im Kampf getötet haben, kann ich nur auf eine Weise kommentieren. Und das ist Ihnen bekannt. Der Kommentar lautet: Kein Kommentar.«
    Anschließend wurde wieder ins Studio geschaltet, in dem der ergraute Kommentator glucksend versicherte, von den »Kein Kommentar«-Antworten, die er in seinem langen Leben als politischer Reporter gehört habe, sei diese wohl eine der besseren. Kurz, es hatte den Anschein, als bliebe dem Weißen Haus jetzt nur eine kluge Wahl. Es müsse die Schuld auf die frühere Administration schieben, alles bestätigen und den Palästinensern ihren wohlverdienten Lohn geben.
    Bei diesen Worten kam Jubel im Raum auf, und während CNN zur nächsten Nachricht überging und die Lautstärke der Fernsehgeräte heruntergedreht wurde, schenkte man noch mehr Whisky ein. Alle gratulierten einander, doch Carl setzte sich matt hin und starrte düster in sein Weinglas. Kein Wunder, daß sie mir das Gehirn aus dem Schädel vögeln wollte, brummte er. Es muß ja als eine außerordentlich kurze und einfache Operation erschienen sein. Dann fiel ihm auf, daß er CNN und CBS verwechselt hatte.
    Carl versuchte, seine Gedanken zu ordnen. Niederlagen gefielen ihm natürlich nicht, und er mochte es genausowenig, ausgenutzt und hereingelegt zu werden. Und jetzt mußte er sich eingestehen, daß er sich zum Affen gemacht hatte. Doch im Moment konnte er kaum etwas dagegen unternehmen.
    Doch andererseits, tröstete er sich, ist dies ein guter Grund, um meinen Abschied einzureichen. Wenn ich vom Ministerpräsidenten gefeuert werde, was im Augenblick fast selbstverständlich zu sein scheint, dann dafür, daß ich Jassir Arafat geholfen habe. Das ist nicht das Schlechteste.
    Diese fröhlichen Menschen hier im Raum schienen mir nicht gerade Spezialisten für amerikanische Politik und amerikanische Medien zu sein. In diesem Punkt habe ich mich vollständig getäuscht. Vielleicht habe ich mich sogar wie eine Art Amerikaner unter heiteren Eingeborenen gefühlt. In Wahrheit ist ihnen zu hundert Prozent gelungen, was sie sich vorgenommen haben. Und mich haben sie fast nebenbei wie einen Baseballschläger benutzt. So ist es. Zu spät zum Jammern, und jetzt bleibt mir nur noch, zu erröten und zu gratulieren. Wenn ich schon ein Idiot bin, dann jedenfalls ein nützlicher Idiot und nützlich für eine Sache, gegen deren Unterstützung ich nichts einzuwenden habe. Im Grunde war alles in Ordnung, mochte er auch gründlich hereingelegt worden und sowohl auf Palästinenser als auch amerikanische Fernsehjournalistinnen hereingefallen sein.
    Er stand langsam auf und ging zu dem Sofa, auf dem Arafat und Abu Lutuf heftig miteinander stritten. Arafat schrie und polterte, und Abu Lutuf schien so daran gewöhnt zu sein, daß er in aller Ruhe die Momente nutzte, in denen Arafat Luft holen mußte, um seine Repliken einzuflechten.
    Carl gab beiden die Hand und teilte mit, daß er sich zurückziehen wolle. Falls der schwedische

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