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Im Namen Ihrer Majestät

Im Namen Ihrer Majestät

Titel: Im Namen Ihrer Majestät Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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deutete darauf hin, daß man die beiden als Sicherheitsrisiko hätte ansehen können. Folglich neigte die Presse allmählich immer mehr zu der Ansicht, daß eine fremde Macht beteiligt sein müsse und es sich natürlich um als Selbstmorde getarnte Morde handle.

3
    »Ist es nicht ein bißchen inflationär mit dem Adel, wenn man doppelter Herzog und außerdem doppelter Graf ist?« fragte Tessie ohne jede Ironie.
    »Wie bitte? Na ja, das nehme ich an«, erwiderte Carl zerstreut. Er hatte sich gerade in einige Verwicklungen des englischen Bürgerkrieges gegen Ende der 1640er Jahre vertieft.
    »Wieso?« fügte er hinzu.
    »Na ja, es geht in erster Linie um unseren Gastgeber«, sagte sie. »Wenn ich es richtig verstanden habe, ist er der 15. Herzog von Hamilton, der 12. Herzog von etwas, was Brandon heißt, der 22. Earl von Angus, was sich wie eine Speise anhört, und der 19. Earl von Arran. Alles der Dokumentation des schwedischen Nachrichtendienstes zufolge. Ob es uns beeindrucken soll?«
    »Vermutlich«, erwiderte Carl. »Das schwedische Modell ist demokratischer. Alle Familienangehörigen werden ohne weiteres Grafen, ob es sich nun um adoptierte Schlagersängerinnen handelt oder um Hunde und Katzen. Schwedische Gleichheit. Das britische Modell sieht so aus, daß man die Titel anhäuft und sie auf das Oberhaupt der Familie und dessen Kinder verteilt. Offenbar kommt es dann zu solchen Auswüchsen.«
    Sie waren den zweiten Tag in Edinburgh, und es regnete. Sie saßen im Wohnzimmer ihrer Hotelsuite und büffelten methodisch in der dicken Dokumentation mit der Codebezeichnung Operation Red Tartan, die sie vom schwedischen Nachrichtendienst erhalten hatten. Ian Carlos lag im Schlafzimmer in seinem Kinderwageneinsatz und schlummerte.
    Sie hatten an je einem Ende der Geschichte angefangen, Tessie in der Gegenwart und Carl im Mittelalter. Carl hatte sich mühsam zu einem Hamilton vorgearbeitet, der endlich etwas interessanter schien als die anderen, etwa im ersten Drittel des siebzehnten Jahrhunderts, während des Dreißigjährigen Krieges. Bisher zeichneten sich sämtliche Hamiltons, auf die er gestoßen war, einerseits aus durch einen unbegreiflichen gesellschaftlichen Status im Verhältnis zu dem, was sie leisteten – sie leisteten nämlich nie etwas, sondern waren nur unerhört fein –, während sie andererseits von Zeit zu Zeit geköpft wurden, weil sie in irgendeinem Erbfolgestreit auf das falsche Pferd gesetzt hatten. Soweit ersichtlich, gründete sich die Stellung der Familie Hamilton als Nummer eins in Schottland in erster Linie auf verschiedenen Eheschließungen. Sofern sie nicht geköpft worden waren, hatten sie klug geheiratet.
    Doch dieser James Hamilton, der dritte Marquis und erster Herzog von Hamilton, schien mehr zu bieten als clevere Heiraten.
    Im Alter von vierundzwanzig Jahren hatte er von dem König Englands den Befehl über 6 600 Schotten erhalten, die über den Kanal verschifft worden waren, um mit Gustav II. Adolf zu kämpfen. Auf diesem Wege mußten Hamiltons nach Schweden gekommen sein; wenn Carl es richtig verstand, hatte der Clanchef der Hamiltons, also der Herzog, besonders viele Clanmitglieder mitgebracht. Einige waren nicht nach Schottland zurückgekehrt, sondern wie die Montgomerys, die Douglas und andere in schwedischen Diensten verblieben. Dann waren sie offenbar von dem schwedischen König geadelt worden und hatten das Wappen ihres Clanchefs angenommen. Danach hatten sie, zumindest im Fall Hamilton, einen Stamm adliger Hamiltons gezeugt.
    Die Karriere dieses ersten Herzogs sah zunächst gut aus. Er war ein gutes Gesprächsthema, wenn er überdies derjenige war, der Carls Vorfahren nach Schweden exportiert hatte.
    Bedauerlicherweise nahm die Laufbahn dieses ersten Herzogs schnell eine unglückliche Wendung.
    James Hamilton stand erst in Diensten des englischen Königs. Und als er nach einer Reihe von Husarenstreichen in die Dienste des schwedischen Königs zurückgerufen wurde, sandte ihn Karl I. nach Schottland, wo er einen Aufstand niederschlagen sollte. Daraus wurde jedoch nichts. Als er in Schottland an Land gehen wollte, wurde er von seiner eigenen Mutter empfangen, die als äußerst keß und unerhört adelig beschrieben wird. Sie hatte Reiterpistolen am Sattel und schwor, daß sie die erste sein werde, die auf ihren Sohn schieße, wenn er in englischen Diensten auch nur den Fuß auf schottischen Boden setze. Das war im Jahre 1639. James Hamilton versuchte zu vermitteln, wurde aber nach

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