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Im Namen Ihrer Majestät

Im Namen Ihrer Majestät

Titel: Im Namen Ihrer Majestät Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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dessen sei, daß eine operative Chefin in geheimen Diensten plötzlich als Fernsehprominente präsentiert worden sei?
    Allen dreien war anzusehen, daß er ins Schwarze getroffen hatte.
    »Darüber habe ich mich vorhin auch schon gewundert«, fuhr Carl nachdenklich fort. »Eure Führungstruppe da hinten auf dem Sofa muß hohe Erwartungen haben, daß sie dich verbrannt hat, Mouna. Worauf hoffen sie?«
    »Auf eine Art Durchbruch bei den Friedensverhandlungen. Sie phantasieren von Norwegern und noch so mancherlei«, entgegnete Mouna verdrießlich. »Aber ich bin auf jeden Fall hoffnungslos verbrannt. Sie haben mir einen neuen Job versprochen, aber ich kann nur das, was ich kann. Jetzt ist die Frage, welcher der beiden hellen Köpfe hier meine Nachfolge antreten soll.«
    Sie lächelte bei diesen letzten Worten freundlich und tätschelte beide Männer gleichzeitig.
    »Ich bin schon seit vielen Jahren verbrannt«, betonte Carl leise und nippte an seinem Wein. »Das hat mich aber nicht davon abgehalten, mich zumindest gelegentlich nützlich zu machen. Als wir draußen in der Wüste waren, hat es beispielsweise keine Rolle gespielt, wie wir aussahen.«
    »Nein, du kannst das leicht sagen«, brummte Mouna. »Aber bei uns sehen die Realitäten ein bißchen rauher aus, um es mal vorsichtig auszudrücken.«
    »Meuchelmörder?« fragte Carl erstaunt und erkannte im selben Augenblick, wie naiv er gewesen war. »Aber ja, natürlich, das ist ein denkbarer Aspekt. Wenn jetzt aber die Friedensverhandlungen richtig in Gang kommen, wie die Truppe da drüben auf dem Sofa hofft, dürfte auch Israels Interesse an nassen Jobs abnehmen, nicht wahr?«
    »Aber ja«, seufzte Mouna mit einem feinen Lächeln, mit dem sie andeutete, daß Carl keine besonders brillante Analyse der Lage geliefert hatte. »O ja, die Israelis stellen das Feuer vielleicht ein, wenn es so kommt, wie die Optimisten da hinten glauben. Dann bleiben nur Abu Nidal und Abu Dieser und Abu Jener und der kleine Löwe in Syrien und der größte Führer der Welt seit Napoleon in Bagdad, du weißt schon, und ungefähr ein halbes Dutzend weiterer Irrer, so daß ich mich wohl um eine freie Zelle in einem israelischen Gefängnis bemühen sollte, wenn ich mich wirklich sicher fühlen will.« Carl war verwirrt und peinlich berührt. Es gab nichts, was er für Mouna tun konnte. In Schweden hatte die Regierung vor kurzem entschieden, daß alle politischen Flüchtlinge ein Visum haben müßten, um anerkannt zu werden. Ferner wurde beschlossen, daß Moslems als politische Flüchtlinge kein Visum erhalten würden. Carl wagte nicht einmal zu vermuten, was der Ministerpräsident sagen würde, wenn er ihn um Hilfe bat, um eine Palästinenserin zu schützen. Eine Palästinenserin, die mitgeholfen hatte, den Auftrag zu erledigen, den der Ministerpräsident und der amerikanische Botschafter sich neulich selbst gutgeschrieben hatten. Das Herz der Ministerpräsidenten würde kaum für einen weiblichen Offizier des palästinensischen Nachrichtendienstes bluten. Carl selbst fiel nichts anderes als Geld ein, doch er sah ein, daß jeder Vorschlag in dieser Richtung als zutiefst unwürdig aufgefaßt werden würde. Was vielleicht auch so war.
    Im Raum wurde nun alles bereit gemacht, um die Nachrichten von CNN zu sehen. Zwei Fernsehgeräte wurden von starken Armen auf Abu Lutufs Schreibtisch gehoben. Carl kam es vor, als wäre der Rauch im Zimmer plötzlich dichter geworden vor gespannter Erwartung. Das Stimmengewirr legte sich, und dann trompetete Bobby Batista, die Nachrichtenmoderatorin von CNN mit dem Silberblick, die Hauptnachrichten des Senders hinaus.
    Der Jubel war groß, als sich herausstellte, daß Jassir Arafats sensationelle Enthüllungen in Tunis die Hauptnachrichten des Abends waren.
    Punkt eins der Story war unbestreitbar Jassir Arafats Enthüllung, daß die Operation, die in der amerikanischen Presse als amerikanisch-schwedisch dargestellt wurde, eher als palästinensisch-schwedisch gelten müsse.
    Doch dann wurden die Bilder von Mouna und Carl gezeigt, als sie einander umarmten und küßten, als sie ihre Medaillen bekamen und Arafat ihre Arme in die Höhe hob. Der Sprecher nannte sie die palästinensische Mata Hari und den schwedischen James Bond (Standbild von Carl mit dem Navy Cross auf der Uniformbrust). Die beiden seien auf Kamelen durch die libysche Wüste geritten, wahrlich ohne amerikanische Hilfe, und hätten die Welt vor einer Kernwaffenkatastrophe bewahrt. Überdies wurden sie,

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