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Im Namen Ihrer Majestät

Im Namen Ihrer Majestät

Titel: Im Namen Ihrer Majestät Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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Ministerpräsident anrufe, sollten sie sagen, er habe Tunis schon verlassen. Sie quittierten die Bemerkung über den schwedischen Ministerpräsidenten mit einem anerkennenden Lächeln und stürzten sich dann erneut in den Streit oder die Diskussion, bei der es um den nächsten Schritt der politischen Planung zu gehen schien.
    Er ging zu Mouna und sagte, er wolle gehen. Aus einem Impuls heraus fragte er sie plötzlich, ob sie mit ihm ins Hotel kommen wolle, worauf sie zunächst mit einem Lachen reagierte:
    »Du hast dir also gedacht, CNN auch zu dem romantischen Teil der Geschichte zu verhelfen? Lieber Carl, du hast uns auch so genug unterstützt«, schnaubte sie scherzhaft.
    »Nein, so doch nicht«, erwiderte er beschämt, »nicht ins Hotelzimmer. Ich komme aber nie mehr wieder. Wir beide haben uns nur in operativ angespannten Lagen getroffen. Wir werden uns nie mehr wiedersehen, weder im Job noch privat. Und dies ist die einzige Chance, uns ein wenig zu unterhalten.«
    Sie sah ihn nachdenklich an und nickte dann.
    »Bist du bewaffnet?« fragte sie kurz und geschäftsmäßig. Als er den Kopf schüttelte, streckte sie die Hand nach einem der Militärs in der Nähe aus, zog ihm eine Pistole aus dem Hosenbund und reichte sie an Carl weiter.
    Er wog sie in der Hand, kontrollierte, daß sie geladen und gesichert war und stopfte sie sich auf dem Rücken in den Hosenbund. Dann nickte er kurz.
    »Bist du selbst bewaffnet?« fragte er, als sie zum Ausgang gingen.
    »Ja«, erwiderte Mouna. »Von heute an werde ich immer bewaffnet sein. Sogar im Bett.«
    »Ich bin dabei, den Job aufzugeben«, entgegnete er. »Ich werde bald nie mehr bewaffnet sein.«
    *
    Falls der sechsundvierzigjährige Wissenschaftler Peter Peapell tatsächlich Selbstmord begangen hatte, war es ihm auf eine Weise gelungen, die es sowohl den mit dem Fall befaßten Polizeibeamten und den Gerichtsmedizinern als auch seiner Familie völlig unbegreiflich machte, wie er es angestellt hatte. Und wenn er ermordet worden war, war dem Mörder oder den Mördern das perfekte Verbrechen gelungen.
    Als er am Sonnabend abend mit seiner Frau Maureen von zu Hause wegfuhr, um ein paar Freunde in Shrivenham zu besuchen, gab es keinerlei Anzeichen dafür, daß er keine zwölf Stunden mehr zu leben hatte. Während des ganzen Abendessens war er strahlender Laune, und gegen Ende des Abends hatte er es überdies geschafft, ein munteres Trivial-Pursuit-Turnier als Sieger zu beenden. Als er den Wagen nach Hause fuhr – die erlaubte Alkoholgrenze hatte er natürlich überschritten, war aber nicht betrunken – erzählte er einiges über seinen Job. Er hatte neue Aufgaben erhalten, auf die er sich freute, und außerdem hatte man sein Gehalt erhöht.
    Während der Rückfahrt meinte er ein rätselhaftes Knacken aus dem Motorraum zu hören, als er vom dritten in den vierten Gang schaltete, erklärte aber, daß es wohl nichts Ernstes sei.
    Sie kamen gegen drei Uhr nachts nach Hause. Maureen Peapell stieg aus, bevor ihr Mann den Wagen in die Garage fuhr, und begab sich unmittelbar darauf zu Bett. Sie war müde und glaubte später, innerhalb weniger Minuten eingeschlafen zu sein.
    Als sie am Sonntagmorgen aufwachte, war es neun Uhr dreißig. Da ihr Mann im Doppelbett nicht neben ihr lag, nahm sie an, daß er in die Küche gegangen war, um Tee zu machen.
    Sie ging hinunter und fand die Küche zu ihrem Erstaunen unberührt. Sie rief nach ihm, erhielt aber keine Antwort. Als sie in den Garten ging, hörte sie den Motor des Wagens in der Garage laufen, und als sie das Garagentor aufmachte, entdeckte sie ihren Mann. Peter Peapell lag parallel zur hinteren Stoßstange unter dem Wagen eingeklemmt, mit dem Gesicht direkt unter dem Auspuffrohr. Sie zog ihn heraus und versuchte verzweifelt eine Mund-zu-Mund-Beatmung, doch er war tot.
    Als sie später zu begreifen versuchte, was geschehen war, stellte sie sich zunächst nichts anderes als einen Unfall vor. Sie nahm an, daß er sich unter den Wagen gelegt hatte, um das knackende Geräusch zu lokalisieren.
    Doch das Licht in der Garage war kaputt, und ihr Mann hatte keine Taschenlampe bei sich gehabt. Hätte er sich also so hingelegt, um etwas zu untersuchen, hätte er nicht das geringste sehen können.
    War dies ein Selbstmord, wie ein Blitz aus heiterem Himmel? Die Eheleute waren fast fünfundzwanzig Jahre verheiratet gewesen. Sie hatten weder eheliche noch finanzielle Probleme gehabt. Sie arbeitete halbtags in einem Büro, und er – was auch diesen

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