Im Namen Ihrer Majestät
Möglichkeit, ein anderes langes Kleid anzuziehen statt dieses gemusterten? Es kommt mir reichlich sportiv vor.«
»Aber ja, das geht ganz ausgezeichnet«, erwiderte die strenge Dame schnell. Sie sprach mit einem Tonfall, dem ein Hauch Enttäuschung anzumerken war, bevor sie fortfuhr: »Aber die Sachen sind bestellt.«
»Aber ja«, erwiderte Tessie, »das ist kein Problem. Natürlich werden wir die Sachen nehmen. Aber kann ich trotzdem ein anderes Kleid nehmen als diesen Jagddreß?«
»Selbstverständlich«, erwiderte die Verkäuferin erleichtert.
»Die Hauptsache ist, daß Sie Ihr sash behalten.«
»Mein was?« fragte Tessie vorsichtig.
»Ihr sash, Madame«, sagte die Verkäuferin und zeigte mit einer ausholenden Handbewegung auf die karogemusterte Schärpe, die von der linken Schulter schräg um den Körper verlief.
»Aber ja!« bestätigte Tessie begeistert. »Das Ding lege ich gern um. Das heißt also sash. Gut. Aber ich kann dazu einen eigenen langen Rock anziehen und Schuhe meiner Wahl, ebenso eine Bluse eigener Wahl, vorausgesetzt, alles paßt farblich zusammen?«
Tessie machte eine triumphierende Handbewegung, hielt eine Handfläche hoch, worauf Carl ohne Begeisterung mit seiner Hand dagegenschlug.
»Du bist am Zug, Capablanca«, kicherte sie.
»Ach ja, äh, diese Samtjacke namens Charlie«, begann Carl verlegen. »Jemand hat mir gesagt, daß man abends auch eine kurze Uniformjacke tragen kann, wenn man Soldat ist. Ich habe nämlich eine mitgebracht…«
»Die Jacke ist aber auch bestellt«, sagte die Verkäuferin und fixierte Carl.
»Aber ja«, gab er resigniert nach. »Wir nehmen sie natürlich. Aber jetzt war also die Frage…«
»Ich erinnere mich durchaus an die Frage«, unterbrach ihn die Verkäuferin. »Bei bestimmten Anlässen kann man auch eine entsprechende Uniformjacke zur traditionellen Abendgarderobe tragen. Aber man sollte vielleicht nicht gerade nur Sergeant des amerikanischen Marine Corps sein, wenn ich so sagen darf.«
»Nein, aber dann haben wir das Problem schon gelöst, denke ich«, sagte Carl vorsichtig. Er hielt hinter dem Rücken die Handfläche hoch, und Tessie schlug mit der Hand leicht auf seine. Jetzt stand es eins zu eins.
Ihre Kleidungsstücke wurden eingepackt, während Carl passende Schuhe anprobierte und sich erkundigte, was für einen Dolch im Strumpf sitzen sollte. Tessie wurde ausdrücklich darauf hingewiesen, daß die Schärpe an der linken Schulter befestigt werden müsse. Nur die Ehefrau des Clan-Chefs oder die Königin von England habe das Recht, die Schärpe an der rechten Schulter zu befestigen.
Der Mann solle übrigens, so die Verkäuferin, rechts an seinem Kilt eine kleine Spange tragen. Sie empfehle, sowohl für den Kilt als auch für die Schärpe Spangen mit der Hamiltonschen Standarte zu wählen.
Die Standarte der Hamiltons war eine Eiche, die in ihrem grünen Laub drei goldene Eicheln hielt. Der Stamm der Eiche wurde von einer Säge durchschnitten. Über der ganzen Herrlichkeit befand sich der Wahlspruch Through. Am Fuß der Eiche war eine Krone mit drei Zacken.
»Solche Kronen haben wir bei einer Footballmannschaft in San Diego«, sagte Carl scheinbar nachdenklich und gab Tessie gleichzeitig einen leichten Tritt, damit sie nicht protestierte.
»Was sollen diese drei Kronen eigentlich bedeuten?«
»Das ist natürlich die Krone des Clanchefs, eine Herzogskrone«, erwiderte die Verkäuferin mit einer Geduld, die inzwischen schon etwas angestrengt wirkte.
»O Teufel«, sagte Carl sichtlich verblüfft und legte dabei den Südstaaten-Dialekt an, dessen sich Tessie und er gelegentlich zum Scherz bedienten. »Man kann die Krone des Herzogs also kaufen. Bekommt er Provision?«
»Natürlich nicht«, entgegnete die Verkäuferin entrüstet. »Der Herzog ist ein Gentleman vom Scheitel bis zur Sohle. Aber dort dürften die Herrschaften ja wohl nicht zum Essen eingeladen sein.«
»O nein, Jesses, Maam«, erwiderte Carl mit einer verschleppten Aussprache des amerikanischen Worts Madam, die an die britische Anrede der Königin erinnerte.
Sie erhielten dann eine für Amerikaner gedachte Broschüre, deren Inhalt ihnen sicherheitshalber auch mündlich vorgetragen wurde: Wer die Hamiltonsche Standarte trage, drücke damit nur seine Treue gegenüber dem Clanchef aus, dem Herzog. Man könne beispielsweise nicht eigenes Briefpapier mit dieser Standarte drucken lassen. Das sei dem Herzog vorbehalten. Ebensowenig könne man den Stander an seinem Cadillac führen,
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