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Im Namen Ihrer Majestät

Im Namen Ihrer Majestät

Titel: Im Namen Ihrer Majestät Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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Staatsführung zu erfüllen waren. Es war zwar Hamilton gewesen, der den Vorschlag zur Operation Titan gemacht hatte, der einleitenden Phase. Aber Samuel Ulfsson glaubte, es mit einer abgekarteten Sache zu tun zu haben; der gute Carl hatte das gesamte Wochenende vor dem Treffen unten bei dem Alten in Kivik verbracht. Und die ganze Anlage des Plans trug unverkennbare Spuren alter IB-Operationen aus der Zeit, in der der Alte frei im schwedischen Nachrichtendienst hatte schalten und walten dürfen.
    Der Plan war einfach und wurde durch ebenso zahlreiche wie logische Fakten gestützt. Der KGB war zerschlagen. Damit verringerte sich das Risiko illegaler Operationen. Die fortlaufende Kriminalisierung Estlands und Lettlands bewirkte, daß die Grenzen zwischen Legalität und Illegalität fließend waren, denn ein bedeutender Teil der Bevölkerung schien jetzt nach Kräften alles zu stehlen, was einmal Staatseigentum gewesen war, vor dem niemand mehr auch nur den geringsten Respekt empfand.
    Der schwedische Nachrichtendienst sollte sich ganz einfach ins Getümmel der baltischen Kriminalität stürzen und mit der Unterwelt Geschäfte machen, folglich direkt mit der organisierten Kriminalität, aber auch mit den in aller Hast pensionierten Offizieren des Nachrichtendienstes und – im Hintergrund das eigentliche Ziel – der früheren Sowjetarmee. Die Logik dieses Vorgehens ergab sich aus der Außenhandelsstatistik. Estland, das nicht über eigene Mineralien verfügt, war im vergangenen Jahr zum weltweit führenden Titan-Exportland geworden. Bei anderen Metallen wie Kupfer, Kobalt, Chrom und Wolfram lagen die Esten auf Platz vier.
    All dies war Diebesgut aus Rußland oder den Ländern, die Rußland umgaben. Um diese Diebestätigkeit jedoch zu organisieren, waren Transportmöglichkeiten und Schutz nötig – im Fall von Titan sogar von Sibirien an –, und das wäre ohne militärische Beteiligung nicht möglich. Die Hypothese lautete, daß die frühere Sowjetarmee damit begonnen habe, ihren Haushalt durch diese Plünderung des eigenen Landes zu finanzieren; in bestimmten abgelegenen ehemaligen Sowjetrepubliken funktionierte beispielsweise das Telefonnetz nicht mehr, weil die Plünderer Kupferleitungen aus dem Boden gerissen und sie mit der Bahn oder Lastwagen nach Tallinn verfrachtet hatten.
    Wenn man sich in den estnischen Metallhandel stürzte, sollte man also schnell ein Netz von Verbindungen sowohl zu den Militärs als auch zu Gangstern aufbauen können. Es würde hilfreich sein, daß sich bestimmte schwedische Unternehmen schon auf diesem Feld betätigen, bevor der militärische Nachrichtendienst Schwedens sein Interesse an dieser Branche anmeldete. Der Generalstab hatte im Folgenden ganz einfach ein eigenes Unternehmen gegründet, eine Tochtergesellschaft einer der kommerziellen schwedischen Firmen, die sich vor Ort schon etabliert hatten. Das Unternehmen, das schon jetzt glänzende Gewinne abwarf, war auf den wenig phantasieanregenden Namen Heiskanen Steel Import getauft worden, HSI. Der Name stammte von dem frischgebackenen Direktor Heiskanen, einem Fallschirmjägeroffizier der Reserve, den man wegen früherer Operationen im Feld ausgewählt hatte und weil er Finnisch sprach. Åke Stålhandske hatte sich als Teilhaber beteiligt und war in der Firma angestellt. Dann waren die zwei nach Tallinn gereist, um dort biznizz zu machen, wie es dort und sogar in Moskau neuerdings hieß.
    In der ersten Zeit hatten sie bei ihrer Rückkehr köstliche Geschichten erzählt. Ihr Auftrag hatte zunächst nur gelautet, sich mit kriminellen Kreisen gemein zu machen. Sie sollten prahlen und angeben und überall Angebote machen, Nachtclubs besuchen und sich auch ein wenig prügeln, um zu lokalen Berühmtheiten zu werden. Es war kein ganz risikoloser Auftrag. Gerade in diesem Jahr hatte es in Estland schon mehr als dreihundert Morde gegeben, was auf die Bevölkerungszahl umgerechnet, amerikanisches Ghetto-Niveau erreichte. Die Zahl der Bomben und Autoattentate lag bei rund fünfzig im Jahr. Die Grundsätze für das Benehmen der beiden Schweden während der kurzen Pionierzeit waren einfach: Verprügelt nie einen Boß, nur Handlanger, verderbt niemandem ein Geschäft, haltet eure Gier im Zaum, schafft euch keine Feinde oberhalb des Handlangerniveaus. Die Taktik funktionierte bestens, und schon bald waren sie im Geschäft.
    Ihren ersten Schnitt machten sie nach nur einer Woche. Mit ihrem gemieteten Chauffeur fuhren sie zum Rüstungsbetrieb

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