Im Namen Ihrer Majestät
denn das würde ebenfalls darauf hinweisen, daß der Wagen dem Herzog gehöre. Wer wie ein Hamilton oder ein Angehöriger eines anderen Clans ausstaffiert sei, sei gesellschaftlich dadurch weder erhöht noch erniedrigt. Damit allein könne man nicht adlig spielen.
Carl und Tessie hörten sich die Moralpredigt mit gesenktem Kopf an. Sie nickten nachdenklich und bezeugten beide, solche Überlegungen lägen ihnen völlig fern.
Doch eins wüßten sie noch gern: Falls sie bei schottischen Verwandten zu einem Essen eingeladen würden, also zu einem besseren Essen, sollten sie sich dann so kleiden? Liefen sie nicht Gefahr, sich lächerlich zu machen?
Die strenge Dame wurde gestrenger als je zuvor, und ihr schottischer Akzent hörte sich strafend an.
So seien die Sitten der Schotten nun mal. Die wirklichen Schotten, zumindest die, die hier in Schottland lebten, pflegten diese Art Umgang, und zwar von Schloß bis Hütte.
Als Carl und Tessie gemeinsam den mit Paketen überladenen Kinderwagen mitsamt dem soeben aufgewachten schreienden Sohn aus der Vornehmheit des Obergeschosses zur Touristenfalle im Erdgeschoß hinuntertrugen, konnten sie endlich loslachen und über die gesellschaftlichen Eigenheiten Schottlands scherzen.
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Samuel Ulfsson hatte noch zwei Monate als Leiter des militärischen Nachrichtendienstes Schwedens vor sich. Vor seiner endgültigen Pensionierung würde er dann noch rund ein Jahr als Chef der Flottenbasis von Berga Dienst tun. Anschließend blieben ihm nur noch das Segeln und vielleicht etwas Schriftstellerei.
In gewisser Weise war es ein merkwürdiger Zeitpunkt, um aus dem Job zu scheiden. Der schwedische Nachrichtendienst befand sich in einer bemerkenswerten Phase des Umbruch. Das Material wurde nach wie vor aus offenen Quellen gesammelt, der Überwachung fremden Funkverkehrsentnommen sowie von Operateuren auf dem Feld gewonnen, aber das Verhältnis der Methoden zueinander hatte sich erheblich verschoben.
Niemals hatte Schweden im Osten so viele Männer im Feld gehabt wie zur Zeit. Dafür gab es eine Reihe guter Gründe.
In der Gemeinschaft der westlichen Nachrichtendienste war Schweden für die baltischen Staaten zuständig. Rußland wurde von allen bearbeitet; dort befanden sich jetzt zweifellos mehr Leute der westlichen Nachrichtendienste als jemals in der Sowjetzeit. Manch einer, besonders Hamilton, hatte sich immer wieder ironisch darüber geäußert, daß man eigentlich von amerikanischen Wünschen herumkommandiert werde. Das war nicht sonderlich neu. Der schwedische Nachrichtendienst hatte in seiner langen Zeit vermeintlicher Neutralität schon immer mit den Amerikanern gegen dem Osten zusammengearbeitet. Zuvor sogar mit den Briten, und zwar während eines Zeitraums, den man als das größte Fiasko des schwedischen Nachrichtendienstes ansehen muß. Man hatte berichtet, daß die Norweger bei einer Volksabstimmung über die Frage der Eigenstaatlichkeit als gute Untertanen dafür stimmen würden, auch weiterhin zu Schweden zu gehören. So war Norwegen frei und unabhängig geworden. Weniger als ein Prozent der Wähler sprachen sich gegen die Selbständigkeit aus.
Die von Großbritannien gesteuerten Operationen gegen das Baltikum in den fünfziger Jahren waren auf eine ganz andere Weise katastrophal. Die Briten hatten in Schweden die Ausbildung von Agenten organisiert, eine Ausbildung, die wohl nicht sehr gründlich gewesen war. Nach ihrem Ende waren die Agenten nachts an der baltischen Küste an Land gegangen. Sie waren sofort verschwunden, die Verluste betrugen einhundert Prozent. Nachträglich ließ sich leicht erkennen, woran es gelegen hatte. Um diese Zeit war der britische Nachrichtendienst MI 6 nämlich praktisch von Moskau gesteuert worden.
Einer dieser verschwundenen Agenten hatte offenbar einige Jahrzehnte der Gefangenschaft im Gulag überlebt. Eine Abendzeitung hatte ihn jetzt ausfindig gemacht.
Von sämtlichen Agenten dieser Epoche gab es offenbar nur einen einzigen Überlebenden.
Seit einem halben Jahr etwa quollen die Informationen aus diesem Gebiet förmlich ins Haus, in einem Tempo, das es allen, die mit dem Sortieren der Nachrichten und der Analyse beschäftigt waren, immer schwerer machte, mit den Kollegen draußen im Feld Schritt zu halten.
Der Erfolg war auf eine Diskussion vor einem Jahr zurückzuführen. Damals hatte die Regierung Direktiven erlassen. Im Generalstab hatten sich die Angehörigen der Leitungsgruppe zusammengefunden, um zu sehen, wie die Wünsche der
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