Im Namen Ihrer Majestät
Majore gekommen, die ihn behandelt hätten, als wäre er ihr Bursche.
Aus diesen weitschweifigen und für Åkes Geschmack leicht heuchlerischen Klageliedern entstand ein neuer Plan. Man würde KGB-Personal für die Spionageoperation gegen den militärischen Nachrichtendienst GRU einsetzen.
Sicherheitshalber stellte sich Åke Stålhandske dumm und tat, als wäre er von eigenen Behörden abhängig, als er einen seiner schon im Unternehmen angestellten KGB-Offiziere anwarb. Er beschrieb sich als einen ehrlichen biznizzman, der jetzt in die Klauen von etwas geraten sei, das schlimmer sei als eine konkurrierende Gangsterorganisation, nämlich die Spionage des eigenen Landes. Dort drohe man nämlich, die gesamte Tätigkeit von HSI mit Hilfe verschiedener legaler Kniffe zu beenden, wenn ihnen nicht bei bestimmten Projekten der Industriespionage geholfen werde. Andererseits versprächen sie, alle Beteiligten gut zu bezahlen.
Und gut könne Zehntausende von Dollar bedeuten. Selbstverständlich biß der frühere KGB-Major sofort an.
Außerdem tröstete er Åke damit, Spione seien nicht so gefährlich, wenn man nur wisse, wie man sich im Umgang mit ihnen verhalten müsse. Außerdem sei das Risiko, geschnappt zu werden, in Estland und Lettland minimal, denn es gebe schließlich kein KGB mehr.
Der nächste Schritt der Operation: Luigi Bertoni-Svensson fuhr nach Tallinn und spielte den harten und professionellen Offizier des Nachrichtendienstes. Er wurde von einem nervösen und untertänigen Åke Stålhandske mit dem früheren Major zusammengebracht, bezahlte diesem zehntausend Dollar in bar und bat ihn, das Geld zu quittieren.
Das war eine wichtige symbolische Handlung, und alle drei im Raum wußten es, obwohl Åke Stålhandske tat, als begreife er nichts. Sobald der Mann quittierte, hatte er sich verkauft. Wenn er immer noch für das neue KGB arbeiten wollte, mußte er das Geld sofort seinem Arbeitgeber in Moskau übergeben.
Alle weiteren Zahlungen mußten selbstverständlich auf dem gleichen Weg erfolgen. Am Ende winkte vielleicht eine Beförderung und womöglich ein Job in Moskau für ein russisches Monatsgehalt, das heißt für gar nichts. Wenn er quittierte, hatte er sich an eine unwiderstehliche Versuchung verkauft.
Bemerkenswert war, daß der Mann nicht einmal zögerte. Nach gelungener Anwerbung konnte Luigi wieder nach Schweden fahren.
Damit hatten sie einen bag man , der Dokumente abholen und Geld übergeben konnte. Kurz darauf war die Operation in Gang gekommen. Der einzige, der in schwedischen Spionageangelegenheiten zwischen Estland und Lettland hin und her reiste, war ein ehemaliger estnischer KGB-Offizier, der, ob er es nun wußte oder nicht, die früheren Kollegen beim GRU verriet.
Die Operation Titan in Tallinn konnte also weitermachen und Business as usual betreiben, als hätte man dort kaum etwas mit den Geschäften mit den GRU-Spionen in Riga zu tun. Heiskanen und Stålhandske reisten von Zeit zu Zeit nach Riga, natürlich ohne ihre GRU-Quellen ein einziges Mal zu treffen; sie wußten kaum mehr, als daß das Unternehmen erfolgreich verlief.
Åke hatte die Zusage von Sam, sein Engagement in Estland nach und nach abwickeln zu dürfen; er hatte dafür familiäre Gründe, die Sam ohne weiteres akzeptierte. Jetzt, wo HSI AB in Tallinn schon ein bekanntes und wohletabliertes Unternehmen war, überdies in einer Nische des Wirtschaftslebens tätig, die den Interessen allzu wichtiger Konkurrenten nicht in die Quere kam, ließ sich Åke von einem unverheirateten, kinderlosen Offizier des Nachrichtendienstes ablösen. Åke hatte also »seine Aktien verkauft« und Tallinn verlassen. Der neue Offizier hatte etwa die gleichen Fähigkeiten. Heiskanen hatte zwar nichts dagegen einzuwenden, in geheimen Diensten für Seine Majestät reich zu werden, hatte hingegen sehr wohl etwas dagegen, ohne Rottenkamerad gelassen zu werden, falls es zum Knall kam. Samuel Ulfsson hatte deshalb Göran Karlsson, Carls Rottenkameraden von der libyschen Operation, nach Tallinn befohlen, wo die beiden jetzt in der Operation Titan den nachrichtendienstlichen Teil übernahmen. Das rein Geschäftliche hätte man mit nur militärischem Personal nicht bewältigen können. Jetzt arbeiteten einige junge Diplomkaufleute und hochqualifizierte Sekretärinnen bei HSI AB, ohne eine Ahnung davon zu haben, in wessen Diensten sie eigentlich tätig waren.
Doch inmitten des glatten Geschäftsgangs hatte sich ein großes Problem ergeben. Einer der beiden
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