Im Namen Ihrer Majestät
Woche ohnehin in Riga zu tun zu haben.
Er war natürlich sofort nach Hause geflogen und hatte sich dann mit Sam und dem Oberbefehlshaber zusammengesetzt, um das Problem ein paar Tage hin und her zu wälzen.
Falls dies eine Provokation war, bedeutete es, daß der russische Nachrichtendienst die ganze Operation Titan schon durchschaut hatte. Dann war es höchste Zeit, sich möglichst schnell zurückzuziehen.
Falls aber nicht, bedeutete es, daß sie einen Hai am Haken hatten, und zwar einen unter lauten Dorschen. Wenn diese Burschen tatsächlich die Absicht hatten, die Ware zu liefern, wenn sie also bereit waren, Landesverrat zu begehen und die Todesstrafe zu riskieren, war ihr Wissen fast unschätzbar. Wenn dies aber ein Köder sein sollte, um den schwedischen Nachrichtendienst zu fangen, war er wirklich fett. Und wenn es kein Köder war, sondern es sich nur um demoralisierte Kollegen handelte, die sich zu verkaufen versuchten, wäre es fast verbrecherisch, nicht kaufen zu wollen.
Die Frage war nur, wie. Wenn Åke Stålhandske, Heiskanen oder sonst jemand auf lettischem Territorium geheime Informationen gegen Geld entgegennahm, handelte es sich unbestreitbar um ein kriminelles Tun.
Die drei Männer einigten sich darauf, daß Åke nach Riga zurückkehren und so tun sollte, als hätte er einen Käufer. Er sollte einige Fragen stellen, aus denen hervorging, daß er mit jemandem gesprochen hatte, der genau verstand, worum es ging, und auch einige Kontrollfragen anbringen, um zu sehen, ob das Angebot noch galt. Wenn er zu diesem Zeitpunkt festgenommen wurde – die Gefahr bestand immerhin –, würde es wohl möglich sein, ihn freizubekommen. Wenn man ihn aber nicht festnahm, sollte er den beiden Russen die Flucht außer Landes anbieten sowie Bezahlung im Ausland gegen Lieferung der Erkenntnisse.
Das war für beide Seiten ein gewagtes Spiel. Die beiden künftigen Landesvertreter würden ganz einfach das Land verlassen, ohne erst bezahlt worden zu sein. Dafür würden sie erst ein Risiko eingehen, wenn sie sich außer Landes befanden. Doch als Åke Stålhandske in Riga mit den beiden wieder Kontakt aufnahm, erklärte sich keiner von ihnen bereit, ins Ausland zu gehen, da sie beide Familien hätten, die dann zurückbleiben würden. Ihr Gegenvorschlag: Sie wollten eine Kostprobe in Form von Dokumenten liefern, und zwar über einen Mittelsmann, um sich dann über einen anderen Mittelsmann bezahlen zu lassen. Anschließend weitere Erkenntnisse gegen neue Bezahlung, und so weiter. Sie waren ohne jeden Zweifel Profis.
Åke Stålhandske löste das Problem schließlich auf eine elegante, wenn auch kaum risikolose Weise. Nicht nur er und Heiskanen, sondern auch andere einflußreiche biznizzmeny in Tallinn hatten ehemalige KGB-Offiziere angestellt. Die Königin von Tallinn, Tiiu Silves, hatte sogar Estlands letzten KGB-Chef Rein Sillari angestellt, was sie zu Recht als ihren großen Geniestreich bezeichnete. Sie hatte als Straßenverkäuferin begonnen, und inzwischen lag ihr Jahresumsatz zwischen fünfhundert und sechshundert Millionen Dollar. Bei ihren Geschäften ging es mehr um Geldtransaktionen als um Metallexport.
Åke Stålhandske hatte sich in einem frühen Stadium mit ihr bekannt gemacht und sich so weit mit ihr eingelassen, wie es sein privates Gewissen als Ehemann noch zuließ; sie war eine üppige Frau mit Kleidern in schreienden Farben, um die vierzig Jahre alt, obwohl ein hartes Leben sie älter aussehen ließ. Åke war bei einer Gelegenheit zu einem Essen bei ihr zu Hause eingeladen worden und konnte bemerkenswerte Geschichten über Ledersessel und kostbare Teppiche erzählen. Das Ziel war natürlich Rein Sillari gewesen, der frühere KGB-Chef, und Åke hatte ohne größeren Erfolg versucht, diesen Kontakt zu kultivieren. Bei einer Gelegenheit hatte er unverblümt zu hören bekommen, daß ein Mann sich jeweils nur einmal verkaufen könne.
Hingegen hatte er eine Menge wichtiger Informationen über das KGB-Personal erfahren, die sich jetzt biznizzmeny und Gangsterorganisationen teilten. Aus Åkes Perspektive bestand schließlich das offenkundige Risiko, daß einige von ihnen immer noch für ihren alten Arbeitgeber tätig waren, der gegenwärtig Zentralnaja Raswedka hieß, was übersetzt annähernd der CIA entspricht.
Rein Sillari hatte fast wütend erzählt, wie ihr alter Arbeitgeber sie alle im Stich gelassen habe und daß die Russen überhaupt Mißtrauen gegen alle Nicht-Russen empfänden; aus Moskau seien
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