Im Namen Ihrer Majestät
nicht mit schwedischen Fabrikaten.
Åke Stålhandske war bis an die Grenze der Feindseligkeit unwillig gewesen, als er von seinem Sommerurlaub in die Stadt zurückgerufen wurde. Doch er mußte die Logik seiner bevorstehenden Rückreise ins Baltikum akzeptieren.
Er war immerhin der erste Schwede gewesen, mit dem Castor persönlich Verbindung aufgenommen hatte. Und seitdem hatte alles funktioniert. Das war ein Beweis für Åke Stålhandskes Glaubwürdigkeit. Überdies ging es um ein gewöhnliches Treffen, bei dem mündliche Informationen ausgetauscht werden sollten. Dabei sollten weder irgendwelche Dokumente übergeben noch Geld auf den Tisch gelegt werden. Überdies war Åke Stålhandske als Geschäftsmann in Riga und Tallinn bekannt und hatte nachweislich Geschäfte betrieben, die mit Billigung der Behörden erfolgt waren.
Die juristischen Risiken, die Åke Stålhandske einging, schienen also lösbar zu sein. Er besaß immerhin ein echtes Cover, war tatsächlich Geschäftsmann und überdies, nicht zuletzt aufgrund seines auffälligen Äußeren, ein wohlbekannter Besucher des Landes bei halblegalen Geschäften.
Er hatte murrend eingewandt, er sei überdies Inhaber des Großkreuzes des russischen Sankt-Georg-Ordens, dies nur als Hinweis zu der Bemerkung über den normalen Geschäftsmann. Sam hatte lachend darauf hingewiesen, daß Carl Hamilton die einzige bekannte Identität sei, die man so belohnt habe. Alle anderen seien anonym gewesen, sogar für den freigebigen Boris Jelzin.
Åke Stålhandske bat um vierundzwanzig Stunden Bedenkzeit. Er sah ein, wie wichtig es war, einen Rettungsversuch zugunsten eines eigenen Spions zu unternehmen. Doch dagegen mußte er sein Privatleben abwägen; Samuel Ulfsson hatte keine Ahnung und fragte auch nicht danach, welche Diskussion Åke mit seiner Frau geführt hatte. Schließlich stellte sich Åke zur Verfügung.
Das Treffen in Riga verlief gut. Beide Seiten waren immerhin Profis. Der Kollege mit dem Codenamen Castor zeigte sich fast gekränkt, als man ihm den Gedanken des schwedischen Ministerpräsidenten vortrug, er werde bei der Navigation vielleicht Hilfe brauchen. Immerhin hatte er den größeren Teil seines Lebens in der Marine zugebracht, war Korvettenkapitän und Spezialist für die Navigation auf kurze Entfernungen. Was sollte also diese Hilfe bei der Navigation?
Åke kritzelte einen neuen Treffpunkt auf ein Blatt Papier, der einige Seemeilen von der Stelle entfernt war, die Castor vorgeschlagen hatte.
Castor hatte genickt, die Positionsangabe betrachtet und die Notiz sofort verbrannt.
Åke hatte danach, ein wenig unsicher, ob er immer noch den unschuldigen schwedischen Geschäftsmann spielen sollte oder ob der andere ihn vielleicht von Anfang an durchschaut und ihn gerade deswegen als Kontaktmann ausgewählt hatte, eine vorsichtige Vernehmung begonnen, um zu erfahren, welche Konsequenzen das Überlaufen Castors für Pollux haben würde. Die Antwort war zufriedenstellend. Pollux war schon nach Kaliningrad versetzt worden, und Castor sollte ihm nach ein paar Monaten folgen. Wenn er, Castor, jetzt überlaufe, werde man sie beide nicht ohne weiteres miteinander in Verbindung bringen können. Pollux wisse nicht einmal Bescheid.
Wieder kehrte Åke Stålhandske mit Informationen zurück, die fast zu gut erschienen. Für Sam wie für ihn selbst war es am wichtigsten, daß er von diesem garantiert letzten Job draußen auf dem Feld im Baltikum tatsächlich zurückkehrte. Åke war der Pionier gewesen, und das war mehr als genug.
Und jetzt sollte das Ganze durchgeführt werden.
Unum sed leonum, dachte Samuel Ulfsson. Er zündete eine Zigarette an und nahm einen tiefen, genußvollen Zug. Die lateinische Devise war auf den Turm des U-Boots »Västergötland« aufgemalt, »Einer, aber ein Löwe«. Jetzt war es noch eine halbe Stunde bis zum Rendezvous, und dann würde sich sein Dienstzimmer in einen Stabsraum verwandeln. Ein großer Teil der technischen Apparatur war schon da. Schon bald würde man möglicherweise einen rauchfreien Konferenzraum verlangen.
Esse non videri, überlegte Samuel Ulfsson weiter. Das war das U-Boot »Sjöormen«. Dessen Devise schien zumindest zu einem Auftrag des Nachrichtendienstes zu passen: Da sein, ohne gesehen zu werden.
Er würde demnächst in Pension gehen. Sie würden bald wissen, ob eine der wichtigsten Operationen seiner gesamten Zeit als Chef des schwedischen Nachrichtendienstes am Ende erfolgreich gewesen war. Die Informationen hatten
Weitere Kostenlose Bücher