Im Namen Ihrer Majestät
beim Nachrichtendienst des Landes sich in den Kopf setzen, auf eigene Faust Außenpolitik zu betreiben.«
»Das scheint mir eine unumstößliche Schlußfolgerung zu sein«, stellte Carl fest und konzentrierte sich darauf, nicht den leisesten Anflug eines Lächelns zu zeigen.
»Vielleicht möchtest du dich erst mal setzen«, kapitulierte der Ministerpräsident.
»Danke«, sagte Carl, setzte sich und schlug die Beine übereinander. Die Uniformmütze legte er auf den Fußboden neben dem Stuhl.
»Du bist also in Tunis gewesen und hast eine Art Auszeichnung erhalten, die, wenn ich die Sache richtig verstanden habe, sogenannte Palästinensische Ehrenlegion, oder wie das Ding heißt«, bemerkte der Ministerpräsident.
»Ja. Ich glaube, es wurde sogar im Fernsehen gezeigt«, erwiderte Carl, ohne eine Miene zu verziehen.
»Eins kann ich nicht verstehen. Ich meine, ich habe ja keinerlei Grund, an deinem Verstand zu zweifeln. Aber wie konntest du nur darauf verfallen, etwas so Beispielloses zu tun«, fuhr der Ministerpräsident fort.
»Ich habe mich gefreut und fühlte mich geschmeichelt, nehme ich an«, erwiderte Carl mit eiserner Mimik.
Der Ministerpräsident kämpfte kurz mit sich. Es sah aus, als würde er gleich loslachen oder auch, was genauso unpassend wäre, wütend werden.
»Durch dein Handeln ist ohne Zweifel Information geheimer Natur enthüllt worden«, sagte der Ministerpräsident hart.
»Du meinst die palästinensische Teilnahme an der Operation Green Dragon?« fragte Carl verblüfft.
»So könnte man es zusammenfassen«, sagte der Ministerpräsident trocken, der sich wieder vollständig in der Gewalt hatte.
»Ich kann nur nicht verstehen, warum diese Information geheim sein soll… Ich meine, geheim für wen?« sagte Carl und tat, als grübelte er. »Nicht für uns, nicht für die Amerikaner, nicht für die Palästinenser und wahrscheinlich auch nicht für die Russen. Wem also sollte die palästinensische Beteiligung unbekannt gewesen sein?«
»Stell dich nicht dumm. Fast hätte ich gesagt, stell dich nicht dümmer, als du bist, aber das wäre wohl ein bißchen viel gewesen«, erklärte der Ministerpräsident mißmutig.
»Aha!« sagte Carl plötzlich mit Begeisterung. »Das schwedische Volk hat nichts davon gewußt. Verdammt, daß ich daran nicht gedacht habe!«
Carl versuchte sich den Anschein zu geben, als hätte er so etwas wie eine göttliche Eingebung bekommen. Er nickte nachdenklich. Seine Ironie war an der Grenze zur Offenkundigkeit, doch nur an der Grenze. Der Ministerpräsident entschied sich dafür, lieber auf ein anderes Gleis zu wechseln, als Carl wegen ungehörigen Betragens abzukanzeln.
»Es dürfte dir immerhin bekannt sein, daß ein schwedischer Offizier von einem fremden Staat nicht einfach Auszeichnungen entgegennehmen darf, ohne zuvor die Genehmigung der Regierung oder, weniger formell, meine Billigung einzuholen«, sagte der Ministerpräsident angriffslustig.
»Ich hatte keine Ahnung, daß du die PLO als einen Staat ansiehst oder Jassir Arafat als einen Staatschef«, erwiderte Carl blitzschnell, da es eine seiner im voraus zurechtgelegten Repliken war.
»Könnten wir vielleicht mit diesem Theater aufhören?« fragte der Ministerpräsident fast flehentlich.
»Von mir aus gern«, erwiderte Carl. »Du hast uns zur amerikanischen Botschaft geschleppt, zu dieser komischen Medaillenverleihung. Du hast den Amerikanern bei ihrer Propaganda geholfen. Die Palästinenser wurden stinkwütend und haben den Trick wiederholt. Und die Palästinensische Ehrenlegion und nicht die sogenannte Palästinensische Ehrenlegion ist in meinen Augen wohlverdienter als das Navy Cross, wenn du entschuldigst.«
»Das nenne ich ein offenes Wort«, stellte der Ministerpräsident fest. Er nahm die Brille ab und putzte sie demonstrativ in Richtung des grünlichen Lichts, das von den Panzerglasscheiben in den Raum sickerte.
»Ja, das war es«, bestätigte Carl. »Ich nehme an, daß du nicht vorhast, mich vor Gericht zu stellen. Wir haben trotz allem bald ein Wahljahr. Was also sollen wir tun?«
Der Ministerpräsident beherrschte sich und dachte nach, bevor er antwortete.
»Du hast vollkommen recht«, sagte er gedehnt. »Ich habe nicht vor, dich vor Gericht zu stellen, obwohl die Juristen des Hauses eine Menge drakonischer Maßnahmen vorgeschlagen haben. Der Grund, daß ich nicht an eine solche Bestrafung denke, ist aber nicht der, den du auf deine feinfühlige Art angedeutet hast. Der Grund ist sehr
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