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Im Namen Ihrer Majestät

Im Namen Ihrer Majestät

Titel: Im Namen Ihrer Majestät Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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einfach. Du hast uns als Offizier beim Nachrichtendienst außerordentliche Dienste erwiesen. Ich wäre der letzte, der das leugnet. Aber wenn es nun mal so ist, daß wir beide uns nicht mögen, du und ich? Oder wenn du mich nicht respektierst – eine Befürchtung, zu der ich durchaus Anlaß habe? Dann wäre es nicht sehr klug, unsere Zusammenarbeit fortzusetzen, nicht wahr?«
    Die Klugheit des Ministerpräsidenten und seine Fähigkeit, Hauptsache von Nebensache zu trennen, machte Carl leicht benommen. Was sein Chef soeben gesagt hatte, war zweifellos wahr. Carl hatte Eitelkeit und Dummheit erwartet. Er ließ sich Zeit mit seiner Antwort.
    »Ich habe dich bis zu diesem Augenblick nie gemocht«, sagte Carl und machte eine leicht unbeholfene jungenhafte Geste.
    »Es ist eine traurige Angelegenheit, aber es läßt sich nicht leugnen, daß wir in der Sache manchmal uneinig sind, und damit meine ich berufliche Beurteilungen, nicht Steuerpolitik oder so etwas. Wie du weißt, bin ich der Meinung, daß Leute wie ich zuwenig Steuern bezahlen.«
    »Wenn es bei der nächsten Wahl so läuft, wie du zu hoffen scheinst, wirst du tatsächlich mehr Steuern bezahlen müssen«, stellte der Ministerpräsident fast nebenbei fest. Doch zugleich machte er eine verlegene Geste zu Carl hin, er solle fortfahren.
    »Es geht um die Ansicht über die Entwicklung in Rußland, über Schocktherapie, Jelzin, so manches andere. Wir haben unterschiedliche Auffassungen, das ist wahr. Aber ich bin Offizier des Nachrichtendienstes, und deshalb dürfte es keine sehr große Rolle spielen, welche Partei gerade die Flagge hält. Mein Job ist es, die Flagge zu verteidigen.«
    »Wie wahr«, bemerkte der Ministerpräsident ironisch. »Was hatte die Flagge also in Tunis zu suchen?«
    »Eines schönen Tages wirst du Jassir Arafat in Schweden als Staatsgast begrüßen, vorausgesetzt, die nächsten Wahlen laufen so, wie du es willst«, sagte Carl desperat.
    »Ja, that would be the day, wie John Wayne sagt«, erwiderte der Ministerpräsident, der jetzt heiter und erleichtert aussah.
    »Aber bis auf weiteres belassen wir es bei dieser einfachen Arbeitsteilung, verstehst du? Du stellst dich dem Feind im Feld, und ich erledige die Politik. Eine umgekehrte Verteilung erscheint mir als Katastrophe größten Ausmaßes.«
    »Ohne jeden Zweifel«, sagte Carl mit sittsam gesenktem Kopf. »Zumindest wäre es traurig, wenn du dich aufs Feld wagtest.«
    »Jetzt hör mal zu, Hamilton«, fuhr der Ministerpräsident fort, der jetzt das Gefühl hatte, die Oberhand gewonnen zu haben.
    »Jetzt verfahren wir so. Du kehrst zum Generalstab zurück, wo die Pflicht dich ruft, wenn ich es richtig sehe… Übrigens, du weißt sicher schon, daß die Operation Baltic Rescue gut ausgegangen ist?«
    Carl begnügte sich damit, kurz zu nicken.
    »Gut. Wir können also wahrheitsgemäß sagen, daß beim Nachrichtendienst Pflichten dich rufen, und so weiter. Lars hier hat das alles schon fertig formuliert. Dann können wir uns einigermaßen freundschaftlich trennen und machen keine große Geschichte aus der Sache. How’s that?«
    »Von mir aus gern«, sagte Carl, wenn auch leicht mißmutig, weil alles bedeutend weniger dramatisch verlaufen war, als er gehofft hatte.
    »Gut«, sagte der Ministerpräsident zufrieden. »Was hast du übrigens in England gemacht?«
    »Schottland, nicht England«, entgegnete Carl. »Ich habe Sir Geoffrey Hunt getroffen, den neuen Leiter des MI 6. Er hat bestimmte Wünsche, was eine operative Zusammenarbeit angeht.«
    Nach diesen Worten hielt er demonstrativ inne. Im Raum entstand ein langes, geladenes Schweigen.
    »Und worum geht es bei dieser operativen Zusammenarbeit? Warum hat er dich gefragt?« fragte der Ministerpräsident schließlich.
    »Wenn ich darauf antworte, wird das weitere Gespräch qualifiziertes geheimes Material von äußerster Wichtigkeit für die Sicherheit des Reiches berühren, wie der Terminus wohl lautet, denke ich«, sagte Carl und nickte, möglicherweise etwas lässig nach hinten in Richtung der beiden Männer, die er nicht sah und die bislang nur als stumme Bewunderer ihres Chefs an der Unterhaltung teilgenommen hatten.
    »Aha«, sagte der Ministerpräsident und hob amüsiert die Augenbrauen. »Dieses Gespräch nimmt offenbar in mehr als nur einer Hinsicht eine unerwartete Wendung. Meine Herren, oder sollte ich vielleicht lieber Gentlemen sagen?«
    Der Ministerpräsident hatte mit der Hand eine auffordernde Bewegung gemacht, worauf die anderen

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