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Im Namen Ihrer Majestät

Im Namen Ihrer Majestät

Titel: Im Namen Ihrer Majestät Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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Erleichterung, daß die Tür geschlossen war. Jetzt war nicht der richtige Moment, sich mit einem Pressesekretär zu unterhalten. An dieser Stelle war der Korridor von einer Tür aus Stahl und Panzerglas verschlossen. Carl steckte seinen Ausweis in das Codeschloß, wählte den Code und entdeckte zu seinem Erstaunen, daß er immer noch funktionierte. Dann ging er rund zehn Meter weiter, bis er nach links ins Wartezimmer abbiegen mußte, in dem der große Gummibaum vor der offenen Tür der Sekretärin stand. Er klopfte absichtlich an die offene Tür, und nahm die Uniformmütze ab.
    »Richte dem Capo di tutti capi aus, daß der Delinquent da ist«, sagte er finster.
    »Wie bitte?« sagte die Sekretärin.
    »Könntest du Kalle netterweise sagen, daß ich jetzt da bin?«
    erklärte er.
    Sie verschwand mit einem anzüglichen Lächeln in die hinteren Regionen, und Carl sank auf das kleine Besuchersofa. Er grübelte eine Zeitlang über den zweifelsohne bevorstehenden Auftrag in London nach. Es war beinahe sicher, daß die Operation realisiert werden würde. Die Anwerbung Jurij Tschiwartschews als westlicher Agent hingegen war in höchstem Maße unsicher. Tschiwartschew war Carls einziger Kontakt auf genügend hoher Ebene in Moskau, der einzige, der überhaupt in Frage kam.
    Was das Unternehmen in London anging, mußten sie sämtlicher Polizeiakten einsehen und sämtliche Obduktionsberichte. Sie mußten verstehen, wie die Mörder vorgegangen waren. Offenbar hatten sich die Täter nur minimaler Gewalt bedient, was heißen könnte, daß sie den Opfern gedroht hatten, beispielsweise mit Schußwaffen. Wenn jemand jedoch in weniger als eineinhalb Meter Entfernung eine Pistole auf Luigi richtete, würde er nicht überleben. Der Kern des bisher kaum zu Ende gedachten Plans war tatsächlich einfach. Die Täter hatten wehrlose Menschen ermordet. Luigi war das genaue Gegenteil von wehrlos. Noch bevor der Tag zu Ende war, würde Carl sich bei Sam im Generalstab befinden und die Planung der bevorstehenden Operation schon in Angriff genommen haben; vermutlich hatte man die Sachen aus seinem Dienstzimmer schon dorthin geschickt.
    »Carl kann dich jetzt empfangen«, sagte die Sekretärin, die auf ihn zugegangen war, ohne daß er es bemerkt hatte.
    »Dann wollen wir mal sehen«, sagte Carl munter und kampfeslustig. Er ging zu dem inneren Konferenzraum, dem Arbeitszimmer des Ministerpräsidenten, und klopfte an die Tür. Nichts geschah. Er klopfte noch mal. Immer noch keine Wirkung. Er machte auf dem Absatz kehrt und ging mit langen Schritten zur Sekretärin zurück.
    »Sie hören nicht, daß ich anklopfe. Sei so nett und ruf Kalle an und sag ihm, daß ich anklopfe«, sagte er höflich.
    Sie sah ihn fragend an, zögerte, hob dann aber den Hörer ab und wählte die Durchwahlnummer zum Regierungschef.
    »Ja, also… Flottillenadmiral Hamilton ist jetzt da«, sagte sie zögernd. »Ja, das werde ich ihm sagen«, fügte sie nach einigen Augenblicken hinzu. »Du kannst jetzt reingehen.«
    »Danke«, sagte Carl und ging zurück zu der gegen Klopfzeichen tauben Tür und hob die Hand. In dem Moment stand der Pressesekretär des Ministerpräsidenten, Sir Hiss, wie er im Regierungsgebäude genannt wurde, vor Carl. Er hatte die Tür aufgemacht und hätte um ein Haar etwas auf die Nase bekommen.
    »Hallo. Long time no see. Komm rein«, sagte der Pressesekretär.
    Außer dem Regierungschef befand sich noch der Staatssekretär im Raum, der wie ein blutarmer Nationalökonom aussah. Der Ministerpräsident saß hinter seinem Schreibtisch. Seine zwei Gehilfen hatten offenbar auf dem hellblauen Sofa inmitten der großblättrigen Topfpflanzen gesessen. Vor dem Schreibtisch des Regierungschefs stand demonstrativ ein Besucherstuhl. Carl grüßte kurz und stellte sich neben den Stuhl. Er war sich bewußt, daß er sich erst setzen durfte, wenn er dazu aufgefordert worden war.
    »Guten Morgen, Herr Ministerpräsident. Morgenstunde hat Gold im Munde«, begann er fröhlich.
    »Oho«, sagte der Ministerpräsident, dem es nicht gelang, den Anflug eines Lächelns zu verbergen, »jetzt wollen wir weder übertrieben förmlich noch übertrieben munter sein. Es geht ja schließlich um eine recht ernste Angelegenheit.«
    »Ja, es scheint so, wenn ich an all die Faxe in unserem fröhlichen Urlaub denke«, gab Carl zurück. Er war jetzt der einzige, der stand.
    »Es ist außerordentlich unangenehm«, fuhr der Ministerpräsident fort und machte dann eine kurze Pause. »Wenn Beamte

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