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Im Namen Ihrer Majestät

Im Namen Ihrer Majestät

Titel: Im Namen Ihrer Majestät Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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es hätte UNO-Einsätze mit Gewalt gegeben.«
    Aus irgendeinem Grund nahm seine Antwort dem Mann am Lenkrad offenbar die Lust weiterzusprechen. Danach wurde nichts mehr gesagt, bis sie vor Rosenbad ankamen.
    Carl wartete. Die beiden hatten wieder ihre Sonnenbrillen aufgesetzt und damit angekündigt, daß sie jetzt zu agieren gedachten. Sie verließen den Wagen und »spähten« eine Zeitlang mit wütenden Mienen. Dann gingen sie gleichzeitig auf den Bürgersteig zur hinteren Seitentür, machten sie auf und gaben Carl auf der Treppe zu der großen Tür aus Stahl und Panzerglas »Deckung«.
    »Endlich gerettet«, seufzte er erleichtert, als sie durch die Tür schritten. Er begrüßte den ABAB-Posten und machte die Säpo mit einer Handbewegung auf seine beiden Begleiter aufmerksam. Mit einem kurzen Kopfnicken wurden sie durch den nächsten Durchgang eingelassen und gingen zu den Fahrstühlen.
    Bevor sie einen davon betraten, klopfte Carl vorsichtig an die Seitentür des Wachhäuschens, und als die erstaunte Wachfrau aufmachte, trat Carl ein, zog das Jackett aus und löste sein Schulterholster. Er rollte es um die Waffe, die er der Frauüberreichte.
    »Hole ich wieder ab, wenn ich gehe. Ich mag es nicht, wenn sich oben beim Ministerpräsidenten zu viele Waffen befinden«, erklärte er, nickte und ging dann zur Fahrstuhltür, die einer der Polizeibeamten schon für ihn aufhielt.
    »Warum hast du deine Waffe abgenommen?« fragte der Mann mit dem Kaugummi, der außer seiner gegrunzten Begrüßung bis jetzt nichts gesagt hatte.
    »Weil Waffen gefährlich sind«, erwiderte Carl in unergründlichem Ton. »Beim Ministerpräsidenten brauche ich jedenfalls keine 9-mm-Munition, wie ich annehme.«
    »Du hast keine Sig-Sauer, nicht wahr?« fragte der Kaugummimann mit plötzlich aufblitzendem Interesse in den Augen.
    »Nein, eine Beretta 92. Ich glaube, die sind ungefähr ebenbürtig. Es ist eine Frage, woran man gewöhnt ist«, erwiderte Carl väterlich.
    Auf dem Weg hinauf sah Carl auf die Uhr. Es waren noch sieben Minuten bis zum festgesetzten Treffen mit dem Ministerpräsidenten. Er beschloß, noch schnell in sein Büro zu gehen, und erklärte seinen Leibwächtern, sie könnten bei ihm warten, bis es Zeit sei, die Expedition des Tages fortzusetzen.
    Sein Zimmer war abgeschlossen, was Carl nicht erstaunte. Hingegen störte es ihn, daß sein Schlüssel nicht paßte.
    »Das Schloß scheint ein bißchen zu klemmen«, erklärte er und zog seine Einbruchsinstrumente in Form eines Schweizer Armeemessers aus der Tasche. Während er am Schloß herumfummelte, fiel ihm auf, daß sein Verhalten für die neugierigen Männer hinter seinem Rücken ein wenig eigenartig aussehen mußte. Immerhin waren sie so etwas wie Polizisten. Als er das Schloß aufbekam und eintrat, sah er, was er erwartet hatte. Die Möbel waren noch da, sogar das überlange Sofa des längst verstorbenen, sehr hochgewachsenen sozialdemokratischen Ministerpräsidenten. Dafür waren sämtliche Papiere verschwunden, alle Bücherregale geleert und sogar den PC hatte man entfernt. Auf der Fensterbank standen zwei tote, vertrocknete Topfpflanzen. Die beiden Polizisten, die ihm natürlich gefolgt waren, nickten nachdenklich.
    »Jaja«, sagte Carl. »So kann es uns allen in diesem Leben ergehen. Das da ist Tage Erlanders altes Sofa. Ihr könnt darauf warten, während ich zu dem jetzigen Ministerpräsidenten hineingehe und die schockierende Nachricht verdaue, daß man mein Zimmer ausgeräumt hat.«
    »Wie zum Teufel hast du das Schloß so schnell aufbekommen?« fragte der Mann mit dem Streichholz, der nicht einmal verbergen konnte, daß ihm der Einbruch gefallen hatte.
    »Übliches schwedisches Standardschloß. Man findet die Dinger im ganzen Hause«, sagte Carl, zwinkerte und ging rasch hinaus. Er ging schnell den Korridor entlang und bog um die Ecke, um auf dem langen Flur zur Abteilung des Ministerpräsidenten zu gehen. Plötzlich fiel ihm etwas aus Strindbergs »Traumspiel« ein. Das Senknetz, das grüne Senknetz. Der Mann, der sich nach dem Senknetz gesehnt hatte und es schließlich bekam, sagte, es sei zwar grün, aber es sei eben nicht das Grün, das er sich gedacht habe. So war es. Carl hatte sich schon darauf gefreut, einen Tritt zu bekommen und heruntergeputzt zu werden. Jetzt war er unterwegs. Doch es würde nicht so viel Spaß machen, wie er sich gedacht hatte; Sir Geoffrey stand im Weg.
    Als Carl das Zimmer des Pressesekretärs passiert hatte, entdeckte er zu seiner

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