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Im Namen Ihrer Majestät

Im Namen Ihrer Majestät

Titel: Im Namen Ihrer Majestät Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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mir Gesellschaft leisten, solange ich noch hier bin. Dann werde ich schneller wieder gesund!«
    Sie lachte noch immer, als ihre Mutter sie aus dem Zimmer führte. Als sie sich umdrehte und winkte und mit ihrer großen Zahnlücke lächelte, stieß sie mit dem Ministerpräsidenten zusammen. Dieser bückte sich zu ihr hinunter, stellte sich höflich vor und bat um Entschuldigung.
    Der Regierungschef war nicht allein. Fünf oder sechs Pressefotografen betraten in seiner Gesellschaft ungeniert das Zimmer. Ihre Kameras klickten und blitzten.
    »Wir machen nur ein paar Fotos, dann ist Schluß«, sagte der Ministerpräsident zur Erklärung, während er mit einem geübten Politikerlächeln die Hand ausstreckte. Er hielt Carl so lange fest, daß dessen Lächeln immer angestrengter wurde. Mehr konnte er dem Volk und dem Regime nicht zeigen. Dann wurden die Fotografen aus dem Zimmer gejagt, und sie waren allein. Der Ministerpräsident ließ sich auf einem der Besucherstühle nieder.
    »Bitte setz dich doch«, sagte Carl ironisch. »Im übrigen bitte ich wegen meines merkwürdigen Verhaltens gestern um Entschuldigung.«
    »Nun ja, Ende gut, alles gut«, sagte der Regierungschef freundlich. »Aber warum bist du den ganzen Weg zu mir gelaufen, warum bist du nicht unten geblieben und hast von dort den Krankenwagen gerufen?«
    »Ja, das ist eine gute Frage«, sagte Carl lachend, verstummte aber schnell, da er wegen der Wunden kaum lachen konnte.
    »Ich weiß es wirklich nicht. Wahrscheinlich hatte ich einen Schock und ging einfach auf Grund eines Instinkts nach oben, oder wie wir das nennen sollen.«
    »Ein politischer Instinkt kann es jedenfalls nicht gewesen sein«, bemerkte der Ministerpräsident trocken.
    »Bitte, bitte«, sagte Carl und hielt abwehrend die Hände hoch. »Bring mich bloß nicht zum Lachen. Das bekommt mir im Augenblick nicht gut. Nun, was machen wir jetzt?«
    »In der Sache sollten wir nichts ändern, würde ich vorschlagen. Unsere Mißhelligkeiten können wir vielleicht auch begraben. Im Augenblick hat keiner Freude daran.«
    »Abgesehen vielleicht von der Opposition«, erwiderte Carl.
    »Völlig korrekt. Aber auch die hätten nur einen begrenzten Nutzen davon. Die Hauptsache ist jetzt, daß du mit dem Leben davongekommen bist. Außerdem glaube ich, daß du im Generalstab bessere Arbeit leistest als bei mir. Nicht wahr?«
    »Da gebe ich dir recht«, entgegnete Carl. »Du solltest übrigens etwas an diesem verdammten Eingang machen lassen. Früher oder später wäre es ohnehin passiert. Es war pures Glück, daß es mir passiert ist und nicht dir. Oder vielleicht unserem nächsten Ministerpräsidenten«, fügte er mit spöttischer Miene hinzu.
    »Ja, wir sind schon dabei, uns für den Eingang ein paar neue Dinge zu überlegen. Und, wie du schon gesagt hast, war es wirklich Glück, daß man es erst bei dir probierte und nicht bei mir oder Ingvar Carlsson, der, wie du immer so feinfühlig andeutest, mein Nachfolger sein wird«, erwiderte der Ministerpräsident schnell und mit unbewegtem Gesicht.
    Es war offenkundig, daß sie einander nicht mehr viel zu sagen hatten. Der Regierungschef nickte, blickte demonstrativ auf seine Armbanduhr und erhob sich.
    Auf dem Weg hinaus stieß der Ministerpräsident mit einer Schwester zusammen, die einen kleinen, mit Glückwunschtelegrammen beladenen Wagen hereinrollte. Carl bat sie, ihn in Reichweite stehen zu lassen und dann den General mit den vier Sternen und den Marineoffizier hereinzubitten, der sich wahrscheinlich in Gesellschaft des Generals befände. Als er ein paar Augenblicke für sich hatte, wühlte er zerstreut in dem Papierhaufen. Die meisten Telegramme waren mit schwedischen Flaggen versehen und schienen von unbekannten Mitbürgern zu kommen. Er entdeckte jedoch auch ein mit dem ehemaligen Emblem des militärischen Nachrichtendienstes der Sowjetunion versehenes Fax.
    Er zog es aus dem wirren Haufen und las mit erhobenen Augenbrauen, als der Oberbefehlshaber und Samuel Ulfsson eintraten. Beide trugen Uniform und wirkten ernst und besorgt.
    »Die Ärzte sagen, es gehe dir den Umständen entsprechend gut, stimmt das?« begrüßte ihn der Oberbefehlshaber. »Wir wollen dich auf gar keinen Fall stören…«
    »Du mußt entschuldigen, daß ich nicht aufstehe und Haltung annehme. Hallo, Sam, ja, es geht mir den Umständen entsprechend gut«, erwiderte Carl leicht zerstreut.
    »Sei nicht albern«, sagte der Oberbefehlshaber und rückte die beiden Besucherstühle

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