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Im Namen Ihrer Majestät

Im Namen Ihrer Majestät

Titel: Im Namen Ihrer Majestät Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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weit verheilten, daß er sich wieder vorsichtig bewegen konnte. Als man ihn zuletzt angeschossen hatte, war er schon am zweiten Tag aufgestanden und hatte danach vom Nahen Osten bis nach Deutschland eine Blutspur hinter sich hergezogen. Er sagte aber, er werde sich des russischen Kollegen annehmen, so schnell es möglich sei.
    Jetzt übernahm der Oberbefehlshaber die Rolle des Berichterstatters. Der Ministerpräsident habe sich gemeldet und mitgeteilt, es könne möglicherweise zu einer gemeinsamen Aktion mit dem Geheimdienst Ihrer Majestät kommen. Dies unabhängig davon, ob Carl schon wieder gesund sei oder nicht. Worum gehe es dabei eigentlich?
    Carl spürte, daß er müde zu werden begann. Er klingelte nach der Sophia-Schwester und bat um eine Kopfschmerztablette. Die Antwort war ein klares Nein, verbunden mit einer medizinischen Erklärung. Er seufzte und nahm sich für eine längere Darlegung zusammen.
    Luigi Bertoni-Svensson müsse möglichst schnell in die USA geschickt werden, um dort eine Legende zu erhalten sowie eine Identität als brillanter junger Forscher, der sich auf Computer und Unterwassertechnologie spezialisiert habe, also auf genau das, was Luigis Spezialgebiete seien. Anschließend müsse er in London etabliert werden – nein, Luigi wisse noch nichts von seinem bevorstehenden Glück. Anschließend würden sich der britische und schwedische Regierungschef vermutlich einigen. Erst danach könne es klare Befehle geben. Um Zeit zu gewinnen, so der Hintergedanke, solle Luigi schon im Vorwege die Prozedur des Identitätswechsels in die Wege leiten und sich eine Anstellung besorgen, wobei Sir Geoffrey wohl seine bereitwillige Hilfe anbieten werde.
    Von dem etwas gewagteren Vorhaben, der Anwerbung eines russischen Spions, sagte Carl vorsichtshalber nichts. Er setzte voraus, daß sein Krankenzimmer und dessen Umgebung auf Mikrophone abgesucht worden waren und daß überdies kaum damit zu rechnen war, daß jemand Zeit gehabt haben sollte, hier Wanzen zu installieren. Die Frage der Anwerbung eines russischen Spions hing aber sowieso mit seiner Genesung zusammen und konnte daher noch warten. Außerdem blieb abzuwarten, was ein gewisser John Major einem gewissen Carl Bildt zu sagen hatte.
    Im Augenblick, fuhr Carl fort, sei es also am wichtigsten, Luigi möglichst schnell auf die Reise zu schicken. Sam solle die technischen Details mit Sir Geoffrey besprechen, und dieser solle es auf sich nehmen, die Kontaktpflege mit den sogenannten amerikanischen Vettern zu übernehmen.
    Dann fragte Carl gleichsam nebenbei, ob sie es für passend hielten, wenn er einen Journalisten empfange.
    Die beiden Vorgesetzten waren verblüfft. Carl erklärte leichthin, er sei nur darauf aus, der Polizei ein wenig Feuer unterm Hintern zu machen. Es wäre ja trotz allem recht praktisch, wenn möglichst schnell aufgeklärt würde, was geschehen sei. Die beiden Vorgesetzten nickten nachdenklich und erklärten ihre Zustimmung.
    Als Åke Stålhandske und Luigi Bertoni-Svensson eintraten, waren sie zunächst bemüht kumpelhaft und forsch. Carl fiel es nicht schwer, sich vorzustellen, wie es ihnen in der Zwischenzeit ergangen war oder wie er selbst die Mitteilung entgegengenommen hätte, einer von ihnen liege mit mehreren Schußverletzungen im Krankenhaus. Er fiel in ihren Gesprächston ein, scherzte über seine Schußwunden (die drei oder vier ersten seien die schlimmsten, aber man gewöhne sich, und so weiter) und beklagte sich über seine Langsamkeit. Es sei ihm leider nicht gelungen, den zweiten Doppelschuß rechtzeitig abzufeuern (entweder werde ich allmählich alt oder langsam, oder es waren diese verfluchten Rhododendronbüsche).
    Danach konnten sie zur Sache kommen. Luigi zeigte ihm bekümmert einige Zeitungsseiten. Seine Auswahl illustrierte überdeutlich die Präzision, mit der die Presse andere denkbare Ziele genannt hatte. Sogar Carls alte Mutter war abgebildet, obwohl er schon seit mehreren Jahren nicht mit ihr gesprochen hatte. Sie hielt sich offenbar bei Verwandten in einem Schloß in Skåne auf. Das Schloß war ebenfalls abgebildet und überdies mit Karten und Wegbeschreibungen versehen.
    »Kurz gesagt«, faßte Luigi zusammen, »haben wir ein teuflisches Problem. Zumindest, wenn es sich so verhält, wie ich annehme.«
    »Und wie verhält es sich deiner Meinung nach?« sagte Carl übertrieben forsch. Er warf einen Seitenblick auf Åke Stålhandske und sah ihm an, daß dieser schon alles gehört hatte und bereits überzeugt

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