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Im Namen Ihrer Majestät

Im Namen Ihrer Majestät

Titel: Im Namen Ihrer Majestät Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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zurecht.
    »Eine schreckliche Geschichte ist das«, sagte Samuel Ulfsson. Es schien, als sähe er sich schon jetzt nach einem Aschenbecher um. »Weiß die Polizei etwas über den Hintergrund?«
    »Nein«, erwiderte Carl. »Die Version der Sicherheitspolizei kennt ihr ja, aber im Augenblick arbeitet die richtige Polizei an dem Fall.«
    »Die richtige Polizei?« fragte der Oberbefehlshaber erstaunt.
    »Ja«, sagte Carl. »Meine frühere Frau, die ihr da draußen vielleicht getroffen habt, nimmt es mit dieser Unterscheidung sehr genau. Sie ist eine richtige Polizistin. Im Unterschied zu diesen Affen von der Säpo, Diesen Scharfschützen, ihr wißt schon.«
    »Jaa? Wie steht es damit?« fragte Samuel Ulfsson, der sofort merkte, daß Carl inzwischen so manches erfahren hatte.
    »Ich habe diese beiden Scheißkerle erschossen. Unsere Freunde, die nicht ganz richtigen Polizisten, feuerten zehn Schüsse auf verschiedene Ziele ab, darunter eine siebenundvierzigjährige Dame. Es ist ihnen gelungen, sie zu Boden zu strecken«, erwiderte Carl schnell und wedelte mit der russischen Fax-Mitteilung, um das Gespräch über die Schießerei nicht unnötig zu verlängern. »Hört mal zu, ich übersetze wörtlich!«
    Er zwinkerte geheimnisvoll und zeigte schnell das, wie er glaubte, bekannte Emblem, das jedoch nur Samuel Ulfsson wiedererkannte. Dann las er:
    »Mein junger Herr Admiral!
    Mit Bestürzung haben wir heute in unserer Abteilung erfahren, daß feindlich gesinnte und überdies strohdumme Terroristen versucht haben, uns unseres Lieblingsfeinds zu berauben. Mein Stab und ich haben mit Befriedigung festgestellt, daß… Moment, mal sehen… diesen wenig urteilsfähigen Figuren… so dürfte es wohl heißen… genau das widerfahren ist, was zumindest wir hier in der Abteilung nicht anders erwartet haben. Wir verfolgen aufmerksam die eingehenden Berichte über Ihre rasche Genesung, und ich benutze diese Gelegenheit, an unsere alte Abmachung über eine Jagd in Sibirien zu erinnern. Unterzeichnet… Jurij Tschiwartschew, Generalleutnant, stellvertretender Chef der Abteilung für Aufklärung.«
    Carl legte das Papier mit einem feinen Lächeln beiseite.
    »Die Abteilung für Aufklärung?« sagte der Oberbefehlshaber mit fragender Miene.
    »Ja«, erwiderte Carl, »ich habe wörtlich übersetzt. Das heißt so auf russisch. Der Bursche arbeitet also beim GRU.«
    »Teufel auch«, sagte der Oberbefehlshaber. »Wie lange seid ihr schon befreundet?«
    »Es ist aber nicht, wie du glaubst«, schaltete sich Samuel Ulfsson ein.
    »Ich weiß nicht, ob ich überhaupt etwas glauben soll. Du scheinst aber in erstaunlich guter Form zu sein, Carl?«
    »Ja«, bestätigte Carl. »Der Ministerpräsident hat mich gefeuert, und ich habe überlebt. Alle vitalen Organe sind übrigens in Ordnung. Wollen wir über die Arbeit sprechen?«
    Die beiden Männer warfen einander einen beschämten Seitenblick zu und nickten. Natürlich wollten sie lieber über die Arbeit sprechen, als Carl zu bemitleiden. Es fiel ihnen nicht leicht, bei einem Kollegen, der nur um ein paar Zentimeter dem Tod entgangen war, persönliche Worte zu finden. Und das in dem Dienst, in dem sie die höchste Verantwortung trugen, selbst aber nie einer Gefahr für Leib und Leben ausgesetzt waren.
    »Ja, du könntest uns ja eine kurze Zusammenfassung geben«, sagte der Oberbefehlshaber mit einem Kopfnicken zu Samuel Ulfsson hin. Dieser sah sich erneut nach einem Aschenbecher um, ertappte sich dann aber selbst dabei und merkte zugleich, daß die beiden anderen ihn nicht ohne einige Heiterkeit durchschaut hatten.
    Die Operation Baltic Rescue, so Samuel Ulfsson, sei in der Schlußphase problemlos abgelaufen, obwohl die Regierung sich eingemischt und einiges durcheinandergebracht habe. Sie hätten tatsächlich den Offizier des russischen Nachrichtendienstes und dessen Familie in einem Segelboot außerhalb der lettischen Territorialgewässer aufgefischt, das Segelboot dann versenkt und den Überläufer auf schwedisches Territorium gebracht. Das Problem sei jetzt herauszubekommen, ob man sie einer alten ehrlichen sowjetischen maskirowka ausgesetzt habe oder ob der Bursche echt sei. Und da die Deprogrammierung mit Hilfe eines Dolmetschers erfolgen müsse, gehe es nur langsam voran. Das in aller Kürze. Wann Carl wohl die Verhöre übernehmen könne?
    Auf diese Frage wußte Carl keine Antwort. Er ging davon aus, daß er noch einige Tage still liegen bleiben mußte, damit wenigstens die äußeren Wunden so

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