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Im Namen Ihrer Majestät

Im Namen Ihrer Majestät

Titel: Im Namen Ihrer Majestät Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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unseren Waffen und unseren Geschossen sonnenklar.«
    »Der Sicherheitspolizei zufolge sind die Täter vermutlich palästinensische Terroristen. Was hältst du von dieser Hypothese?«
    »Ich halte sie für außerordentlich unwahrscheinlich. Nichts im Verhalten, der Bewaffnung oder dem Aussehen der Täter deutet daraufhin, daß es sich um Palästinenser gehandelt hat.«
    »Aber die Polizei hat bei ihren Razzien zumindest fünfzig Palästinenser und andere Araber festgenommen.«
    »Das zeigt für mich nur, daß es der Sicherheitspolizei darum geht, uns glauben zu machen, die Täter seien Palästinenser.«
    »Warum möchten sie uns das glauben machen?«
    »Das weiß ich nicht. Die beste Erklärung wäre wohl, daß es ein Ablenkungsmanöver sein soll, damit die wirklichen Täter sich sicher fühlen können. Die schlechteste Erklärung ist, daß die Leute bei der Säpo tatsächlich an ihre eigene Theorie glauben. Massenfestnahmen dieser Art sind jedenfalls eher Theaterdonner als seriöse Polizeiarbeit. Die Medien müßten bei solchen Dingen mehr auf der Hut sein.«
    »Meinst du, daß die Säpo mit Hilfe bestimmter Zeitungen eine Haßstimmung erzeugen will?«
    »Meine Antwort ist ein klares Ja. Das will die Säpo auf jeden Fall, ebenso diese Abendzeitung, die du im Auge hast.«
    »Die Massenmedien sind also ein Problem?«
    »Eine bestimmte Art von Publizität ist äußerst gefährlich. Etwa all diese Karten und Pfeile, mit denen auf Wohnungen und Anfahrtswege zu anderen denkbaren Opfern hingewiesen wird. Ich verstehe nicht, weshalb die Medien so etwas tun.«
    »Willst du damit sagen, daß es noch weitere denkbare Opfer gibt?«
    »Ja, natürlich. Damit müssen wir rechnen. Aber ich will im Augenblick keine Überlegungen zu diesem Gebiet äußern. Ich möchte es vermeiden, sozusagen Unheil herbeizureden, falls du verstehst, was ich meine.«
    Erik Ponti schaltete nachdenklich das Tonbandgerät ab. Er erweckte nicht den Eindruck, als hätte er verstanden, was Carl mit dieser letzten Bemerkung meinte; Carl verstand es selbst kaum. Er hatte die Worte einfach gesagt.
    »So«, sagte Erik Ponti und blickte hastig auf seine Armbanduhr. »In dreizehn Stunden läuft dieses Interview in voller Länge, in den kommenden vierundzwanzig Stunden in mehreren Portionen. Ich habe es eilig, wenn du entschuldigst.«
    »Was soll das heißen, Portionen?« fragte Carl übellaunig.
    »So langatmig waren wir doch gar nicht.«
    »Es ist nicht so, wie du glaubst«, erklärte Erik Ponti, als er seine Dinge zusammenpackte. »Wir bringen erst das ganze Interview, um dann die Helden und Scharfschützen der Säpo zu Wort kommen zu lassen. Wir stellen ihre Sprecher gegen dich. Dann folgt ein Bericht über diese Massenfestnahme von Arabern. Bei diesem Teil werde ich selbst besonders gut aufpassen, wie du weißt. Du bist für das Schießen verantwortlich, und ich für das Journalistische, okay?«
    »Okay«, sagte Carl und lachte, weil ihm plötzlich einfiel, daß der Ministerpräsident ihn fast genauso zurechtgewiesen hatte.
    »Es scheint allen daran zu liegen, daß ich mich um das Schießen kümmere. Vaya con Dios !«
    »Du auch«, sagte Erik Ponti, der schon dabei war, eilig das Zimmer zu verlassen.
    Carl lehnte sich gegen die Kissen und suchte nach einer Körperhaltung, die möglichst wenig weh tat. Dann versuchte er einzuschlafen.
    Es war jedoch völlig unmöglich. Etwas nagte und bohrte in ihm. es hielt sich wie ein Musikfetzen aus diesem Alptraum. Es gab etwas, was ihn erschreckte, aber er wußte nicht, was es war.
    *
    Das Kindertagesheim Ekorren (das Eichhörnchen) lag an einer schmalen, schlüpfrigen und gewundenen, mit Kopfsteinpflaster belegten Straße in Gamla Stan. Auf der linken Seite, in Fahrtrichtung der kurzen Einbahnstraße, standen ständig zahlreiche geparkte Wagen, die fast die Hauswände berührten. Den Fußgängern blieb der Raum zwischen den Hauswänden auf der anderen Seite und der Mauer aus Autoblech. Es war unklar, ob diese Art zu parken erlaubt war oder nicht. Manchmal bekam man zweimal am selben Tag einen Strafzettel, wenn man gerade hier stand, manchmal lag aber auch eine ganze Woche zwischen den Aktionen der Politessen. Kein Mensch verstand die darin liegende Systematik, falls es überhaupt eine gab. Und im übrigen war es in dem gesamten angrenzenden Gebiet fast ebenso schwierig, einen Parkplatz zu finden.
    Die Passage zwischen der Reihe der geparkten Wagen und den Hauswänden gegenüber erlaubte keinem Lastwagen die Durchfahrt

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