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Im Namen Ihrer Majestät

Im Namen Ihrer Majestät

Titel: Im Namen Ihrer Majestät Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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und einem Minibus nur mit Mühe.
    Gerade an diesem Tag hatte Eva-Britt darauf gesetzt, vor dem Eingang der Kindertagesstätte einen Parkplatz zu finden. Es funktionierte nicht. Sie mußte erst noch ein gutes Stück weiterfahren und sich dann leicht fluchend durch eine Lücke von vielleicht einem halben Meter zwängen, die gerade noch die Haustür frei ließ.
    Als sie mit ihrer Tochter an der Hand herauskam, beobachtete sie aus den Augenwinkeln, daß ein Dodge-Bus sich in der Nähe in Bewegung setzte. Sie ging davon aus, daß sowohl ihre Polizeiuniform als auch das Kind, das sie an der Hand hielt, den Fahrer zu einiger Rücksicht nötigen würde. Sie beeilte sich folglich nicht sonderlich, als sie, leise mit Johanna Louise sprechend, losging.
    Als sie hörte, wie der V-8-Motor plötzlich hinter ihnen aufheulte, begriff sie, was geschah. Sie fand jedoch nicht mehr die Zeit, Angst zu haben, sondern nahm Johanna Louise schnell auf den Arm und preßte sich fest mit dem Rücken an die Hauswand.
    Der Fahrer lenkte das schwere Gefährt wenige Dutzend Zentimeter von den beiden entfernt gegen die Wand und zerquetschte sie buchstäblich an der Steinmauer. Die Augenzeugen, die den Dodge-Bus einige Sekunden später unten an der Straßenecke sahen, wußten zu berichten, daß die ganze Seite des Busses blutverschmiert gewesen sei, vom vorderen Kotflügel bis zu den Hintertüren.
    Für das eigentliche Ereignis gab es keine Augenzeugen. Und diejenigen, die in der Nähe gewesen waren und das Geräusch von Metall auf Stein sowie das Motorgeräusch gehört hatten, das sich plötzlich zu einem Crescendo gesteigert hatte, waren die Gasse hinaufgerannt, statt zu beobachten, wohin der Wagen fuhr.
    Es dauerte weniger als drei Minuten, bis der erste Streifenwagen mit Blaulicht und eingeschalteter Sirene in die Gasse zum Tatort fuhr. Innerhalb der folgenden zwei Minuten waren weitere zwei Streifenwagen angekommen. Die Erzieherin, die die Polizei angerufen hatte, und mit der Einsatzzentrale verbunden worden war, hatte nämlich angegeben, daß eine Polizeibeamtin soeben überfahren worden sei. Der Fahrer habe Fahrerflucht begangen. Mehr hatte sie nicht sagen können, bevor sämtliche Streifenwagen in der Nähe alarmiert wurden, die die für alle Polizisten der Welt wichtigste Mitteilung erhalten: Kollegin in Gefahr.
    Die beiden Streifenbeamten, die als erste zum Tatort kamen, begriffen zunächst nicht, was sie da sahen. Sie konnten nicht erkennen, wie viele Menschen getötet worden waren. Daß einer der Getöteten Polizist gewesen sein mußte, erkannten sie an verstreut herumliegenden Ausstattungsdetails und Uniformresten.
    Einige Minuten später fand man den verlassenen Dodge-Bus ein paar hundert Meter von der U-Bahn-Station Gamla Stan und erwischte mehrere Zeugen. Diese hatten gesehen, wie der Wagen geparkt worden war. Zwei Männer hätten ihn eilig verlassen und seien in Richtung U-Bahn gerannt, ohne auch nur die Türen hinter sich zu schließen. Mehrere dieser Personen hatten ebenfalls die Polizei gerufen, da der Wagen an der einen Längsseite völlig verbeult und voller Blut war. Eine Seitenleiste hätte wie ein abgebrochener Speer in die Luft geragt. Und an diesem abgebrochenen Speer war ein menschlicher Arm festgeklemmt sowie Teile einer Polizeiuniform. Für die Kollegen, die den verlassenen Bus fanden, ging aus den blutbespritzten Rangabzeichen hervor, daß der Arm einem Polizeiinspektor gehört hatte.
    Da innerhalb so kurzer Zeit kein Polizeipräsident, Reichspolizeichef oder Politiker es schaffte, in die Jagd nach den Mördern einzugreifen, wurde die Fahndung von der großen Einsatzzentrale der Polizei geleitet. Dort setzte man ohne jedes Zögern alle vorhandenen Reserven ein. Das bedeutete, daß im großen und ganzen sämtliche Polizeibeamten in der ganzen Innenstadt in die Jagd nach den Mördern einbezogen wurden, womit sie sich auch gerade beschäftigten (»alles, ob mit oder ohne Uniform«).
    Mit Hilfe der Fahrdienstleitung der U-Bahn wurde schnell festgestellt, welche Züge in der Zwischenzeit von der fraglichen U-Bahnstation abgefahren sein konnten. Alle diese Züge wurden zum Stehen gebracht, was bedeutete, daß das gesamte U-Bahnnetz Stockholms plötzlich zum Stillstand kam. Anschließend wurden Polizisten zu den Bahnhöfen befohlen, in die man nach und nach die Züge schleuste, damit die Polizei jeden einzelnen Fahrgast unter die Lupe nehmen und in einigen Fällen identifizieren konnte. Eine Kollegin war ermordet worden.
    Es

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