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Im Namen Ihrer Majestät

Im Namen Ihrer Majestät

Titel: Im Namen Ihrer Majestät Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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seiner Mutter, die wieder geheiratet hatte, und zwar einen außerordentlich qualifizierten Mörder, falls man es so nennen durfte – wonach man spät in der Nacht im Analyseraum des FBI, in dem es keine außenstehenden Zeugen gab, nicht fragte.
    Als man dann in den Computern Angaben über diesen Flottillenadmiral Carl Gustaf Hamilton suchte, tauchten auf dem Bildschirmen sofort Hinweise auf geheime Akten sowie auf frische sensationelle Informationen auf.
    Das regionale FBI in Los Angeles mußte auf dem Weg über das nationale Hauptquartier in Washington einen Kontakt mit Rom etablieren, und von dort kamen sehr schnelle und konkrete Antworten. Die italienische Sicherheits und Mafiapolizei nannte eine Reihe von Namen führender Personen der sizilianischen Mafia, deren Familien von besagtem Hamilton vor ein paar Jahren stark dezimiert worden seien. Überdies nannte Rom auch die verschiedenen Verwandtschafts und Finanzverbindungen der Mafiafamilien aus Palermo in den USA.
    Den Rest besorgte man sich über das in Washington vorhandene eigene Mafia-Material. Das Ergebnis war die Festnahme von zwei Verdächtigen auf einem der Flughäfen von Los Angeles. Sie wollten nach New York zurück und waren beide einer Reihe von Gewaltverbrechen verdächtig. Sie protestierten nicht, sagten aber auch nichts. Sie erklärten nur, sie wünschten zwei Anwälte. Im Augenblick wurden sie gerade mit ihren Anwälten verhört, und es sah aus, als würde sich zumindest einer der Männer knacken lassen – bei einigen der Morde, die man ihm zur Last legte und wegen derer nach ihm gefahndet wurde, schienen die Beweise recht anständig zu sein. Man würde ihm in diesem Zusammenhang ein ziemlich faires Angebot machen: Gib uns ein paar Namen, dann bleibt dir das Todesurteil erspart. Wenn wir den Mord an Matthews und seinem Kind aufklären, kannst du als freier Mann davonspazieren und wirst zudem in das Zeugenschutzprogramm des FBI aufgenommen.
    Bisher hatte der Mann mit dem sizilianisch unheilsverkündenden Namen Salvatore Pizzi geschwankt. Mal nahm er die stolze Haltung eines Mannes ein, der niemanden verpfeift, mal neigte er zu der eher realistischen Erkenntnis, daß das Leben eines Spitzels keinen Pfifferling wert ist, und mal unterstrich er den geschäftsmäßigen Aspekt, daß er ein wenig finanzielle Hilfe brauche, um ein neues Leben mit einer neuen Identität anfangen zu können.
    Es sah recht vielversprechend aus. Die Zeit, in der einhundert Prozent dieser Mafia-Gangster erklärten, sie wollten lieber sterben als Verrat üben, war gewiß vorbei. Jedenfalls wußte das FBI, daß die beiden festgenommenen Männer die richtigen waren. Außerdem wußte man, wer die Morde organisiert und bezahlt hatte und weshalb. Es war ein effektiver Vormittag gewesen, so effektiv, daß man nicht einmal übersehen hatte, die gewonnenen Erkenntnisse schnell an die schwedische Sicherheitspolizei weiterzuleiten.
    Die schwedische Sicherheitspolizei hatte auf die eingegangenen Faxmitteilungen jedoch nicht geantwortet, und zwar aus Gründen, die nicht ganz leicht zu begreifen waren. In Skandinavien war es im Moment vermutlich schon später als das Ende der üblichen Bürozeit, aber in Washington fragte man sich, ob Sicherheitsbeamte nur zwischen neun und siebzehn Uhr arbeiteten. So imponierend das Wissen des FBI um die organisierte Kriminalität in den USA war, so dürftig war ihr Wissen um die Kollegen in dem exotischen fernen Land Schweden. Das Fax des FBI war in einem kleinen Eingangskorb auf einem Cheftisch gelandet, dessen Inhaber am nächsten Morgen zwischen 8.30 Uhr und 10.00 Uhr auftauchen würde. Er arbeitete nämlich mit Gleitzeit.
    *
    Carl begriff, daß er aufgewacht war, wußte aber nicht, weshalb er dieses Gefühl des Wachseins so deutlich wahrnahm. Er brauchte einige Zeit, um zu erkennen, wo er sich befand, und sich an das zu erinnern, was geschehen war. Er hatte Alpträume gehabt, in denen seine Kinder in Gefahr waren. Die Erinnerung an diese Alpträume war jedoch so diffus, daß sie kaum mehr zurückließ als ein Unbehagen, fast wie eine Ahnung von muffigem Geruch. Carl sah aus dem Fenster. Dem Sonnenstand nach, mußte es später Nachmittag oder früher Abend sein. Er fuhr sich mit der Handfläche übers Gesicht und stellte fest, daß er relativ gut rasiert war. Folglich hatte er nur einige Stunden geschlafen und nicht mehr als vierundzwanzig Stunden. Er befand sich also immer noch am Tag eins nach seinen Schußverletzungen.
    Er streckte die Hand

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