Im Netz der Meister 2
auszuziehen.«
»So? Die Füße tun dir weh? Vom Stehen?«
Simone horchte auf, diesen Ton kannte sie. »Ja, klar.«
»Dann knie dich mal hin, das entspannt!«
Sie sah auf die Digitalanzeige über der Fahrstuhltür. »Wir sind gleich oben, das lohnt ...« Sie konnte nicht weitersprechen, weil Gerald ihr so heftig ins Gesicht schlug, dass ihr Kopf an die Wand stieß. Tränen schossen ihr in die Augen, mehr vor Schreck als vor Schmerz, und sie sah ihn wütend an.
»Hinknien!« sagte er. Diesmal gehorchte sie sofort. In dem Moment, als sie kniete, ruckte der Fahrstuhl und die Tür öffnete sich. Gerald griff rigoros in ihren Nacken und schob sie hinaus. Simone strauchelte, verlor ihre Handtasche, fiel fast aufs Gesicht, als sie nach ihr griff, und schrie leise auf, als er brutal an ihren Haaren riss. Er ging zu schnell. Sie kam kaum mit. Er trat ihr gegen den Schenkel. »Keinen Ton will ich hören!« sagte er leise. Wie einen Hund zog er sie nun am Schopf neben sich her, und Simone hatte Mühe, ihm zu folgen.
»Und dein Gesicht zeigt nach unten!« Sie gehorchte und starrte auf den grün gemusterten Teppichboden. Schritt für Schritt kroch sie neben seinen Lackschuhen her, den Blick auf den Boden gerichtet, die Zähne zusammenbeißend, die Strümpfe waren längst zerrissen, endlos der Hotelflur, etliche Türen, die sie aus dem Augenwinkel sah. Er blieb stehen, riss sie an den Haaren herum und befahl: »Weiter!«
Sie merkte, dass er den Flur wieder zurückging, und noch einmal, und noch einmal. Heiße Wut mischte sich mit dem Schmerz der wunden Knie, der drückenden Schuhe, der brennenden Kopfhaut. Wenn nun ein Gast käme oder jemand vom Personal, die würden ihn doch verhaften!, dachte sie. Das kann man doch nicht machen, nachts in einem Hotelflur eine Frau an den Haaren durch die Gegend ziehen.
Sie wimmerte. Er bückte sich, scheuerte ihr eine: »Hab ich nicht gesagt, dass du ruhig sein sollst?« Sie nickte. Er ließ sie los, endlich. Sie wagte nicht aufzuatmen, sah im Augenwinkel, dass die Lackschuhe stehen blieben. Er öffnete die Zimmertür, trat sie brutal in den Hintern und sagte: »Los! Rein da!«
Sie kroch ins Zimmer, er machte das Licht an. Sie kroch am Spiegel im Vorraum vorbei, sah sich, sah die Köterstellung, das zerzauste Haar, diesen ganzen elenden Anblick, und sie spürte das Kribbeln im Bauch. Er zog sie an den Haaren hoch. Legte einen Finger unter ihr Kinn, hob es an, sah ihr in die Augen. Sie hielt dem Blick stand. Wie damals in der schwarzen Wohnung, als sie nur seine Augen gesehen hatte, die die Maske freiließ, diese blauen Augen, die sie so liebte. Er lächelte, aber nur ein bisschen, nur mit dem rechten Augenwinkel. Er ohrfeigte sie. Rechts, links, rechts. Dann gab er ihr einen Kuss auf den Mund.
»Zieh dich aus und schmink dich ab. Du siehst zum Kotzen aus.«
Er klang heiser. Simone nickte. Gehorchte. Zog die Heels aus, die kaputten Strümpfe, den Rock. Ging ins Bad, suchte die Öltücher im Kulturbeutel, entfernte das Augen-Make-up, wischte die Lippenstiftreste ab, bürstete ihre Haare, sah die vielen Haare im Waschbecken an und dachte: Scheiße. Die sind eh so dünn. Wenn er so was öfter mit mir macht, hab ich bald Glatze.
Sie blieb nur diesen Moment unkonzentriert, denn Gerald war hinter sie getreten. Wenn sie keine Schuhe anhatte, war er so groß. Sie sah ihn im Spiegel an.
»Stell dich in die Dusche.« Er schob sie in die Kabine. Erst jetzt sah sie die Handschellen.
»Hände über den Kopf.« Klick. Klick. Er hatte sie an der Wandhalterung der Dusche fixiert. Lächelte sie an. Ohrfeigte sie heftig. Zwirbelte ihre Brustwarzen, bis sie schrie. Ohrfeigte sie.
»Ruhe!« Dann ging er hinaus, ließ aber die Tür offen.
Sie wusste, dass er das für sie tat; er hatte sie in der schwarzen Wohnung oft allein gelassen, lange, quälend lange. Seither ertrug sie es nicht, gefesselt und allein gelassen zu werden. Er respektierte es, es war ein Tabu.
Er kam mit dem dünnen Stock zurück. »Augen zu!«
Sie hörte das schnelle Pfeifen, bevor er ihre Schenkel traf, und hielt die Luft an. Eins. Zwei. Drei. Zehn. Das andere Bein. Eins, zwei, drei. Zehn. Sie atmete schwer. Er schlug auf ihre Brüste. Ein Staccato kurzer, fester Hiebe, die ihr die Tränen in die Augen trieben. Traf ihre Nippel, exakt. Simone keuchte. Er ging hinaus. Ließ ihren Atem zur Ruhe kommen. Dann kehrte er mit der Neunschwänzigen zurück. Er schlug sanft. Die Riemen der Peitsche auf ihren Schenkeln, den Hüften, dem
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