Im Netz der Meister 2
rauchfrei. Sie nahm zu, fast zehn Kilo. Als sie zum ersten Mal vorn die Acht auf der Waage sah, wurde sie fast hysterisch. Sie beklagte sich bei Maurice darüber, aber er sagte nur: »Stört es dich?«
»Natürlich stört es mich, achtzig Kilo, das ist Schlachtgewicht!«, tobte sie.
Er grinste: »Dann ändere es.«
Simone fastete eine Woche, verlor dabei vier Kilo, dann stellte sie ihre Ernährung um. Kein Fett, kein Zucker. Viel Obst, Gemüse, Salat. Drei Liter Mineralwasser am Tag. Sie nahm langsam ab, ein Kilo im Monat, mehr war es oft nicht, aber sie fühlte sich großartig dabei. Seit sie nicht mehr rauchte, schmeckte alles besser, sie konnte besser riechen, war nicht mehr kurzatmig. Sie fühlte sich stark, sie war stark.
Natürlich sah sie Maurice seit dem Gespräch mit dem Ring mit ganz anderen Augen. Sie wollte ihn sich als Dom in Aktion vorstellen, aber sie fand keine Bilder dazu. Sie fragte ihn einmal nach seinen Erfahrungen, und er sagte: »Seit ich zwanzig bin, Kleines. Ich habe lange drunter gelitten, bevor ich es genießen konnte und verstanden hatte, dass ich nicht krank bin.« Er zwinkerte, aber seine Stimme war ernst: »Hast du vergessen, dass das nicht unser Thema ist?«
Sie schwieg. Aber sie fühlte sich nicht schlecht dabei.
Er behielt Recht. Eines Tages war es so weit.
Simone war spazieren gegangen und an einer kleinen Zoohandlung vorbeigekommen. Sie schaute durch die offene Ladentür und sah an einem Regal Hundehalsbänder in verschiedenen Größen hängen.
Sie ging ohne nachzudenken hinein und kaufte eins. Es war sehr breit und aus schwarzem Leder. Sie verpackte es zu Hause wie ein Geschenk. Dann nahm sie ihr Rad und fuhr zum »Chez Maurice«.
Heute musste Maurice arbeiten, und sie waren nicht verabredet. Sie war atemlos, als sie ins Office kam und mit dem Geschenk in der Hand an der Durchreiche stand. Er war noch mit den üblichen Vorbereitungen in der Küche beschäftigt, und sie musste warten, bis er zur Durchreiche kam.
»Hab ich was vergessen?«, fragte er mit Blick auf das Geschenk. Simone schüttelte den Kopf. Sie war ganz ruhig. Sie sagte: »Bitte pack es erst aus, wenn du alleine bist.«
Er sah ihr ernst in die Augen, nahm das Päckchen und sagte mit einem wunderbaren Lächeln: »Ja.«
Simone strahlte ihn an, drehte sich um und lief hinaus. Sie radelte summend und pfeifend nach Hause. Sie ließ sich ein Bad ein. Sie machte sich schön. Dann legte sie sich aufs Bett und las. Sie wartete. Es war ein aufregendes und zugleich beruhigendes Warten.
Maurice rief gegen zehn an. Simone hörte, dass er beim Sprechen lächelte. »In einer Stunde steht ein Taxi vor deiner Tür. Der Fahrer gibt dir den Schlüssel zu meiner Wohnung. Geh bitte durch den Seiteneingang. Dann wartest du auf mich. Ich weiß nicht genau, wann ich hier Schluss machen kann.«
Simone tat einfach, was er sagte und freute sich. Sie hatte keine Angst, keine Bedenken. Alles war gut und richtig.
Als sie seine Wohnung betrat, hörte sie zuerst die leise Musik. Dann sah sie den Tisch: Weintrauben, Käse, Canapés, Kirschen, geröstetes Brot, eingelegte Paprikaschoten, Oliven. In einem Kübel mit Eis lag eine Flasche Veuve Cliquot. Um den Hals der Flasche hing das schwarze Halsband. Sie lächelte. Dann zündete sie die Kerzen an. Als er hereinkam, standen sie voreinander und sahen sich an. Simone musste zu ihm aufschauen. Sie sagten nichts. Lange.
Maurice ging ins Bad, um zu duschen. Simone blieb stehen, wo sie war. Sie legte die Hände auf den Rücken und wartete.
Sie dachte nicht. An nichts. Sie wartete nur. Es fühlte sich warm und wunderbar an. Sie hörte die Musik, sah das Flackern der Kerzen, hörte, dass er das Wasser abdrehte.
Er trug einen Bademantel, als er zurückkam. Er nahm das Halsband vom Flaschenhals und sah ihr die ganze Zeit in die Augen, als er es ihr umlegte. Dann öffnete er den Champagner.
Sie stießen an. Stumm. Sie sprachen nur mit den Augen.
Dann setzten sie sich und aßen. Tranken, redeten. Maurice lehnte ruhig und entspannt in seinem Sessel.
Simone fragte sich nicht, wann es endlich losginge, fragte sich nicht, was er tun würde und wie. Nach einer Stunde etwa sagte er: »Zieh dich aus.«
Als sie nackt im Zimmer stand, stand er auf. Er ging um sie herum. Er fasste sie nicht an.
Seine Stimme klang rau: »Augen zu, und die Hände auf den Rücken.« Er ging hinaus, kam aber sofort wieder zurück. Sanft nahm er ihre Hände und fixierte sie mit Handschellen. Klick. Klick. Simones Herz
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