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Im Netz der Meister 2

Im Netz der Meister 2

Titel: Im Netz der Meister 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carla Berling
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über die sie in den vergangenen Lesestunden diskutiert hatten. Maurice wollte sie dann nach Hause bringen.
    »Ich muss noch mal schnell aufs Klo«, sagte Simone und ging ins Bad. Als sie sich die Hände wusch und in den Spiegel guckte, sah sie, dass sie etwas zwischen den Zähnen hatte. Sie öffnete eine der Türen des Spiegelschrankes, um nach Zahnseide zu suchen.
    Ihr stockte der Atem, als sie den Ring sah. Er lag in der Mitte, neben der Gesichtscreme im Spender und der Dose Rasierschaum.
    Sie erinnerte sich plötzlich an die Nacht, als sie in die Badewanne gekotzt und sich hier gekämmt hatte. Damals hatte der Ring auch hier gelegen, in einer Schale.
    Sie nahm ihn und ging ins Wohnzimmer. Maurice saß in der Hocke und programmierte den Videorekorder.
    »An welchem Finger trägst du den?«
    »Was?«
    Er sah sich nicht um, sondern hantierte weiter an dem Gerät. Simone wurde etwas lauter und betonte jede Silbe: »Maurice! An welcher Hand trägst du diesen Ring?«
    Er blickte über die Schulter. Er sah den Ring, den sie ihm zwischen Daumen und Zeigefinger entgegenhielt.
    Jetzt stand er auf. Sein Gesicht war ernst. Er ging auf sie zu, packte sie an den Schultern und schob sie zu einem Stuhl. Er drückte sie runter, sie setzte sich. Er nahm den Ring. Langsam schob er ihn auf den Ringfinger seiner linken Hand.
    Simone wusste nicht, was sie denken sollte. »Seit wann hast du den Ring? Warum trägst du ihn nicht? Wir haben uns so oft unterhalten, und du weißt genau, wie ich ticke. Warum hast du nie was gesagt? Hast du dich über mich lustig gemacht? Hast du dich daran aufgegeilt, wenn ich dir was Intimes erzählt habe?«
    Maurice unterbrach sie: »Stopp! Eins nach dem anderen.«
    Er setzte sich zu ihr, zog seinen Stuhl ganz nah an sie heran. Ihre Knie berührten sich. Er nahm ihre Hände. Dann sah er ihr in die Augen und sagte sanft: »Was erwartest du denn? Als du mir damals unten im Restaurant zum ersten Mal davon erzählt hast, dass du SMlerin bist, hätte ich da rufen sollen: ›Ja! Super! Ich auch!‹?« Er lächelte und schüttelte den Kopf. »Und dann, Simone? Denk ein bisschen weiter, meine Kleine.« Simone wich seinem Blick nicht aus. Ihr Herz hämmerte. Ihre Hände verschwanden fast in seinen.
    »Als eine Möglichkeit bestand, es dir zu sagen, hast du mir erzählt, dass du den Kroaten heiraten willst. Sollte ich da verkünden: ›Kleines, du irrst dich, ich bin der Dom, den du gesucht hast? Du weißt es nur noch nicht?‹«
    Simones Augen wurden groß. »Was willst du damit sagen?«
    Er streichelte ihre Wange mit dem Zeigefinger. Dann sagte er: »Hör gut zu, und unterbrich mich bitte nicht.«
    Er nahm wieder ihre Hände und drückte sie. Seine Stimme war fest und ruhig, als er sagte: »Ich habe nicht geglaubt, dass es so was gibt. Ich hab mein Leben lang auf dich gewartet. Es hat mich erwischt wie ein Blitzschlag, schon in der ersten Minute, damals, in deiner Wohnung, als meine Mutter im Krankenhaus war und du die Hunde hattest. Nun bin ich kein Draufgänger, das hast du ja gemerkt. Und ich bin es auch jetzt nicht. Ich habe es nicht eilig. Der Kroate hat zu dir gesagt, dass er dich heiraten will . Ich werde dich heiraten, Simone.«
    Ihre Augen füllten sich mit Tränen, sie war gerührt, verwirrt. Er legte ihr den Finger auf den Mund und sagte: »Kein Wort dazu. Du warst gefangen in etlichen Fesseln. In Konventionen und in falschen Erwartungen, und auch in deiner Onlinesucht, deiner Such-Sucht. Ich bin kein Zauberer, ich kann dich nicht entfesseln, das musst du ganz alleine tun. Wenn du das geschafft hast, Simone, dann sehen wir weiter. Ich werde dir helfen, ohne Angst zu leben. Wir ändern nichts an unserem Verhältnis, gar nichts. Du kommentierst jetzt auch nichts. Du denkst drüber nach, was ich dir gesagt habe. Stell dir jetzt keine Fragen darüber, wie ich als Dom ticke, wie ich drauf bin, das ist alles nicht wichtig. Du musst zu dir finden. Und dann findest du zu mir.«
    Simone atmete tief ein, sie wollte etwas sagen, aber er schüttelte den Kopf. »Nichts sagen. Wir warten. Eines Tages wirst du zu mir kommen und mir sagen, dass es so weit ist. Ich weiß es so sicher, wie ich hier sitze. Ich freue mich auf dich.«
    Von diesem Tag an trug Maurice den Ring.
    In ihrem Verhältnis änderte sich nichts, jedenfalls nicht in den Abläufen. Simone machte gute Fortschritte in der Therapie. Sie erzählte Dr. Wenzel nie von Maurice. Sie erwähnte »einen guten Freund«, aber mehr sagte sie nicht.
    Sie blieb

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