Im Netz der Meister (German Edition)
auszusprechen.
Mark winkte den Kellner heran und zahlte. Er half ihr nicht in den Mantel, als sie gingen. Vor der Tür blieb Simone unschlüssig stehen.
»Komm gut heim«, sagte Mark und grinste.
»Danke«, murmelte sie und wollte gehen, die Tränen der Wut und der Enttäuschung unterdrückte sie krampfhaft.
Er hielt sie am Arm fest, lächelte sie spöttisch an. Nach einer Ewigkeit sagte er: »Komm schon.«
Klang das herablassend?
Er zog sie hinter sich her, sie konnte in den hohen Schuhen kaum mithalten und stolperte ein paar Mal. Mark hielt ihren Arm noch immer fest, erst als sie am Parkplatz ankamen, er den Porsche aufgeschlossen und die Beifahrertür geöffnet hatte, ließ er sie los.
Simone versuchte, sich zu entspannen, lehnte sich möglichst lässig in den schwarzen Lederpolstern zurück. Mist, ihre Laufmasche war inzwischen fast einen Zentimeter breit.
Mark strich sich mit beiden Händen die Haare aus dem Gesicht und wandte sich ihr zu. Sein Gesicht zeigte kaum Mimik. Sie hielt seinem Blick stand. Langsam, ganz langsam, näherte sich seine Hand ihrem Gesicht, griff in ihr Haar und nahm es hinten zu einem Pferdeschwanz zusammen. Einen Moment verharrte er so. Simone schloss die Augen und genoss die Zärtlichkeit dieses Momentes. Er ist kein harter Hund , dachte sie. Er ist besonders sensibel und misstrauisch, weil ihn eine Frau einmal sehr enttäuscht hat. Er hat was, was ganz Besonderes. Und er ist mächtig, ich will diesen Mann haben. Sie lächelte.
Hart und brutal traf der Schlag sie ins Gesicht.
Sie schrie auf und sah ihn entsetzt an. Die Hand in ihrem Haar packte noch fester zu, fixierte ihren Kopf. Die nächste Ohrfeige war noch heftiger. Sie versuchte instinktiv auszuweichen, aber Marks Griff glich einer Eisenklammer. Er lächelte, mit hochgezogener Augenbraue. Simone starrte ihn stumm an, sie war unfähig, etwas zu sagen, unfähig, zu denken.
»Mund auf!« Sie gehorchte. »Zunge raus.«
Sie streckte ihm die Zunge heraus. Sein Finger in ihrem Hals, so tief, dass sie fast würgen musste.
Er grinste. »Du siehst lächerlich aus, weißt du das?«
Simone war stocksteif und rührte sich nicht. Sie schämte sich. Weil er Recht hatte, sie sah lächerlich aus – und das Schlimmste war nicht, dass sie sich auch lächerlich benahm, sondern dass sie es wusste.
»Du hast es nicht nötig, mir zu antworten?«
Die nächste Ohrfeige. Simone sah Sterne, ihr Kiefer knackte, und sie schrie wieder laut auf. Er ließ sie los, zündete ein Zigarillo an und rauchte schweigend. Simone zitterte. Warum steige ich nicht aus? Warum bleibe ich neben diesem verdammten Arschloch sitzen? Ihr Kiefer tat höllisch weh, sie schob ihn mit der Hand hin und her.
»Ist was?«
»Nein, alles in Ordnung.«
»Du wohnst direkt in Bonn?«, fragte Mark.
»Nein, etwas außerhalb.«
Er antwortete nicht und startete den Porsche. Er brachte sie nach Hause? Simone wurde nicht schlau aus ihm. Er wirkte total entspannt, und die brutalen Ohrfeigen von eben schien sie nur geträumt zu haben. Sie beschrieb ihm den Weg zur Autobahn.
Die Stille im Auto war unheimlich. Mark konzentrierte sich auf den Verkehr und Simone beobachtete ihn unauffällig. Er sah wirklich sehr gut aus. Schönes Profil, energisches Kinn und diese unglaublichen Augen ...
Sie dachte: Ich muss jetzt irgendwas sagen, wir müssen uns unterhalten, diese Stille ist ja fürchterlich. Ich sag ihm, dass er mich am Bahnhof in Bonn rauslassen soll, dann fahre ich mit dem Taxi von da aus nach Hause. Er mag mich nicht leiden, sonst würde er über Nacht bleiben, oder? Er findet mich unattraktiv, da kann man nichts machen.
Sie hatten die Autobahn erreicht, auch um diese Zeit war noch ziemlich viel Verkehr. Mark lehnte sich ein wenig zurück und öffnete mit der rechten Hand seinen Gürtel und den Reißverschluss seiner Hose. Wortlos griff er Simones Kopf, zog ihn zu sich und drückte ihn herunter.
Sie verstand. Er war gut bestückt und roch nach teurer Bodylotion. Sie gab sich Mühe, wollte es ihm recht machen, unbedingt. Die Situation erregte sie und machte ihr zugleich Angst. Mark fuhr ziemlich schnell. Wenn er jetzt die Kontrolle über das Auto verlor ... Simone malte sich einen Unfall aus, dachte an die Konsequenzen, wenn sie verletzt aus einem fremden Wagen mit einem fremden Kerl geborgen werden musste ... mein Gott, Gerald ... die Kinder ...
Sie hob kurz den Kopf, wollte Mark bitten, lieber rechts ranzufahren, aber er drückte sie rigoros wieder runter und sie widmete
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