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Im Netz der Meister (German Edition)

Im Netz der Meister (German Edition)

Titel: Im Netz der Meister (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carla Berling
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noch einmal die Frisur, ziehe den schwarzen Kaschmirmantel an und nehme meinen Koffer.
    »Gib dir Mühe. Ich will, dass du mir gefällst. Ich will ein Lächeln auf meinem Gesicht haben, wenn ich dich sehe«, hast du gesagt. Ich habe mir Mühe gegeben und hoffe, deinen optischen Ansprüchen auch diesmal zu genügen.
    Unser zweites Treffen. Das erste hat mich sehr aufgewühlt, obwohl es zu keinem Spiel kam. Es war eine Art Abtasten. Mit dem Ergebnis, dass ich keine Ruhe mehr fand und mir nichts mehr gewünscht habe, als dich wiederzusehen. Du bist anders als die Männer zuvor.
    Der Zug hält. Ich nehme mein Gepäck und steige mit hoch erhobenem Kopf aus dem Zug. Meine Haltung ist gerade und stolz. Stolz darauf, dass du mich sehen willst, und darauf, dass ich den Mut haben werde, mich völlig fallen zu lassen, eben bedingungslos zu versuchen.
    Und ich bin stolz darauf, dass ich stolz bin.
    Du bist groß, größer, als ich dich in Erinnerung hatte. Deine Schultern hängen ein wenig, vielleicht, weil du die Hände in die Hosentaschen gesteckt hast. Was ist das für ein Blick, mit dem du mich ansiehst? Das Lächeln ist da, du scheinst also mit meinem Anblick zufrieden zu sein.
    Ich höre nicht, was du sagst, wundere mich, dass du mir den Koffer nicht abnimmst. Du bietest mir deinen Arm, aber ich mag nicht so dicht an dich herankommen. Irgendwie umgehe ich es, mich bei dir einzuhaken.
    Im Auto reden wir wenig.
    »Hast du dich angefasst?«
    »Nein«, antworte ich.
    Du hattest es mir verboten, drei Tage vor diesem Treffen.
    Vor einem Mehrfamilienhaus, gepflegter Altbau, hältst du an, führst mich durch ein Treppenhaus, hinauf in die vierte Etage.
    Wie wirst du beginnen?
    Meine Aufregung ist verschwunden. Ich freue mich auf die kommenden Stunden und will sie genießen. Und ich wünsche mir sehr, dass du ebenfalls genießen kannst.
    Eine geräumige Zweizimmerwohnung, teuer, modern und männlich möbliert. Leder, Glas, Holzböden ohne Teppiche, puristisch. Ich sehe keine Bücher. Es ist sehr warm hier. An den Wänden etliche vergrößerte Fotos von einem blonden Mädchen. Deine Tochter.
    Ich stelle das Gepäck ab, du hilfst mir aus dem Mantel. Ein wenig verloren stehe ich in der Diele, weiß nicht, wohin ich gehen und schauen soll.
    Du stellst dich hinter mich. Ich erkenne deinen Geruch wieder. Er erregt mich sehr. Dein Atem an meinem Hals, deine Hände auf meinen Brüsten. Ich atme tief ein, schließe die Augen, genieße diesen Moment und bilde mir ein, es sei ein liebevoller Augenblick.
    Du schiebst mich ins Wohnzimmer, zeigst auf das Ledersofa, ich setze mich hin, du holst Gläser und Rotwein, schaltest Musik an. Ein wenig reden, dieses Lächeln in deinem Gesicht, das mich sofort umgehauen hat, als du in der Livin’ Lounge zum ersten Mal vor mir standest. Ist das erst drei Wochen her?
    Du hattest die Hände auch damals in den Hosentaschen, den Kopf leicht schief gelegt und hast mich lächelnd gemustert. Arrogant lächelnd. Ich liebe Arroganz bei Männern. Höchste Gefahr!, hat mein Verstand signalisiert und mein Bauch hat geantwortet: Ja. Höchste Gefahr. Endlich.
    Instinktiv wusste ich, dass es eine wichtige Begegnung war. Du hast mein Sicherheitssystem sofort außer Kraft gesetzt. Es hatte viele Jahre lang niemanden wirklich nah an mich herangelassen. Heute ist es einfach nicht mehr da.
    »Steh auf und heb deinen Rock hoch. Ich will deinen Arsch sehen.«
    Der Kostümrock ist eng, ich schiebe ihn so weit nach oben, wie es geht.
    »Dein Arsch hängt. Du solltest was dagegen tun.«
    Du Sau, denke ich, ich bin vierzig, für meinen Arsch kann ich nichts. Und ich sage leise »Ja.«
    Ich bin wütend, weil ich weiß, dass du Recht hast. Mein Hintern ist die optische Schwachstelle.
    »Setz dich und leg dein Bein hier rüber.«
    Ich sitze, zu dir gewandt auf dem Sofa, mein linkes Bein über die Lehne gelegt. Ja, den Griff kenne ich. Du willst sehen, ob ich geil auf dich bin. Ich bin es. Maßlos.
    Deine Handbewegung sagt mir, dass ich aufstehen soll. Du schiebst mich durch die offene Schlafzimmertür. Links neben dem Bett liegt ein großes, quadratisches schwarzes Kissen. Es sieht aus wie eine Hundedecke.
    Du zeigst darauf. »Da, meine Liebe, wird dein Platz sein.«
    Ich nicke stumm. Jetzt rast mein Herz.
    Du zeigst auf die Wand, auf die metallenen Haken, die darin befestigt sind. »Und da, meine Liebe, wirst du hängen.«
    Ich schlucke, atme schwer. »Ja.« Mehr kann ich nicht sagen.
    Es macht mich scharf. So einfach ist das.
    Du

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