Im Netz Der Schwarzen Witwe
anfangen, sich über das Abendessen Gedanken zu machen, das sie ihm servieren würde.
Oh, bis dahin würden noch einige Wochen vergehen, möglicherweise Monate. Aber der Zeitpunkt würde kommen, das spürte sie.
Und morgen früh würde sie das geeignete Messer kaufen.
Das Nachrichtenlämpchen an seinem Telefon blinkte, als John nach dem Mittagessen in sein Zimmer zurückkehrte.
Daniel hatte die tragbare Überwachungsausrüstung im Wohnzimmer aufgebaut. Das System war betriebsbereit, als John hereinkam. Daniel trug Kopfhörer und lauschte konzentriert, wobei er für die Lautstärkenregelung der einzelnen Mikrofone, die sie in Serena Westfords Haus versteckt hatten, einen Laptop benutzte. Das digitale Aufnahmegerät lief und nahm jedes Wort auf, das in dem riesigen Strandhaus gesprochen wurde.
„Jede Menge Aktivitäten“, verkündete Daniel, ohne den Blick vom Computerbildschirm abzuwenden. „Im Netz der Spinne steigt heute Abend eine Party.“
„Ich weiß.“ John nahm das Telefon und rief die Hotelrezeption an. „Jonathan Mills“, meldete er sich. „Haben Sie Nachrichten für mich?“
„Eine Mariah Robinson bat darum, eine Nachricht auf Ihrer Voicemail hinterlassen zu dürfen. Soll ich Sie damit verbinden, Sir?“, fragte die Rezeptionistin.
„Ja, bitte.“
Es folgten ein Brummen und ein Klicken, dann war Mariahs Stimme in der Leitung.
„Jonathan, hallo. Ich bin’s, Mariah. Robinson. Von … letzter Nacht? Meine Güte, ich höre mich bescheuert an. Natürlich weißt du, wer ich bin. Ich wollte … ich wollte dich zu einer Party einladen, die eine Freundin von mir heute Abend gibt …“
„Volltreffer“, sagte John.
Daniel schaute in seine Richtung. „Einladung zur Party?“
John nickte und hob die Hand, da Mariahs Nachricht noch nicht zu Ende war.
“… fängt so gegen neun an“, sagte sie. „Ich dachte, wir könnten vorher vielleicht zusammen zu Abend essen. Falls du Zeit hast, natürlich. Und wenn du Lust hast.“ Er hörte sie tief einatmen. „Ich würde dich wirklich gern wiedersehen. Das ist wohl ziemlich offensichtlich nach dem, was heute Morgen passiert ist.“ Sie machte eine kurze Pause. „Also ruf mich an, ja?“ Sie hinterließ ihre Telefonnummer, dann war die Nachricht zu Ende.
John wollte sie auch gern wiedersehen. Sehr gern sogar.
Daniel schaute erneut in seine Richtung, und da wurde John klar, dass er noch immer mit dem Hörer am Ohr dastand, ohne etwas zu hören. Rasch legte er auf.
„Alles in Ordnung?“, wollte Daniel wissen.
„Ja.“ Er war sich durchaus bewusst, dass sein Kollege bisher mit keinem Wort erwähnt hatte, dass John über Nacht weggeblieben und erst im Morgengrauen ins Hotel zurückgekehrt war. Der Junge hatte nicht einmal die Stirn gerunzelt.
Jetzt aber räusperte Daniel sich. „Ich will ja nicht neugierig sein, aber …“
„Dann sei es einfach nicht“, unterbrach John ihn. „Es geht dich zwar nichts an, aber letzte Nacht ist nichts passiert.“ Doch noch während er die Worte aussprach, wusste John, dass es eine Lüge war. Etwas war vergangene Nacht geschehen. Mariah Robinson hatte ihn berührt, und danach waren seine Dämonen für fast acht Stunden gebannt gewesen.
Etwas sehr Erstaunliches war letzte Nacht geschehen.
John Miller hatte seit Ewigkeiten zum ersten Mal geschlafen.
Mariah machte sich zurecht.
Sie konnte sich nicht daran erinnern, wann sie zuletzt etwas anderes als T-Shirt und Shorts oder einen Badeanzug getragen hatte. Zu Partys ging sie in Freizeitkleidung. Heute Abend jedoch hatte sie ihre gesamte, immerhin aus vier Kleidern bestehende, Kollektion ganz hinten aus dem Schrank geholt. Drei waren eine Art Sonntagskleider, mit kleinen Blümchen und konservativem Ausschnitt.
Das vierte Kleid war schwarz. Es handelte sich um ein kurzärmeliges Schlauchkleid, das modisch knapp über dem Knie endete, mit einem Ausschnitt, der die Blicke auf ihr üppiges Dekolleté lenken würde – vorzugsweise die Blicke Jonathan Mills’. Ihre vollen Brüste waren, je nach Stimmung, entweder ihre beste Ausstattung oder ihre schlimmste. Heute Abend würde sie positiv denken. Heute Abend gehörten sie zu ihren größten Vorzügen.
Kurz zog sie schlichte schwarze Strümpfe in Erwägung, entschied sich jedoch für nackte Beine, mit einer dicken Schicht Insektenspray gegen die Mücken in der schwülen Abendhitze.
Wenn sie mit einem Mann ausging, trug sie für gewöhnlich flache Schuhe. Aber Jonathan Mills war so groß, dass sie hochhackige
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