Im Netz Der Schwarzen Witwe
für einen weiteren Kuss zu sich herunterzog und seine Erektion durch den Jeansstoff hindurch streichelte. Unterdessen verfluchte er seine Unfähigkeit, weil er das Ganze schon viel zu weit hatte gehen lassen.
Er war mies, ein echter Mistkerl. Nachdem er gesagt hätte, was er zu sagen hatte, würde sie ihn hassen.
Irgendwie fand John die Kraft, sich aus ihrer Umarmung zu lösen. „Ich kann das nicht“, erklärte er und erstickte fast an den Worten. Er setzte sich auf die Sofakante, wandte sich von Mariah ab und fuhr sich mit zitternden Händen durchs Haar. „Mariah, ich kann dich nicht auf diese Weise ausnutzen.“
Sie strich ihm sacht über den Rücken. „Du nutzt mich nicht aus“, versicherte sie ihm leise. „Wirklich.“
Er drehte sich um und schaute ihr ins Gesicht. Das war ein großer Fehler. Sie sah unglaublich sexy aus, mit ihrem hochgeschobenen, um die Taille verschlungenen T-Shirt. Sie trug einen hoch ausgeschnittenen weißen Baumwollslip, der viel aufregender war als jede Spitzen- oder Seidenunterwäsche, die er je gesehen hatte. Sie wollte mit ihm schlafen. In weniger als einer Sekunde konnte er ihr das T-Shirt und diesen Slip ausgezogen haben. In der Zeit, die er brauchen würde, um in ihr Schlafzimmer zu gehen und Kondome zu finden, konnte er längst in ihr sein.
Er musste den Blick von ihr abwenden, um sprechen zu können.
„Es hat nichts damit zu tun, dass ich dich nicht will“, begann er. „Es ist nur …“
John fühlte, dass sie sich bewegte, als sie sich das T-Shirt herunterzog und sich aufsetzte. „Ist schon gut. Du musst mir nichts erklären.“
„Ich will nichts überstürzen“, sagte er und wünschte, er könnte ihr die Wahrheit sagen. Aber was war die Wahrheit? Dass er nicht mit ihr schlafen konnte, weil er vorhatte, die Frau zu umwerben und zu heiraten, die sie für eine ihrer engsten Freundinnen hielt?
Er musste aufhören, wie John Miller zu denken und endlich die Rolle des Jonathan Mills spielen. Er musste Jonathan Mills werden, dann würden sich auch seine Einstellung und seine Wahrheit ändern. Nie zuvor war es ihm so schwergefallen, in die Rolle eines anderen zu schlüpfen.
„Ich bin einfach noch nicht bereit für mehr als Freundschaft zwischen uns, Mariah. Ich komme gerade erst aus dem Krankenhaus, ich kenne noch nicht einmal die letzten Testergebnisse und …“ Er schwieg und schaute aus dem Fenster, hinter dem am Horizont der Tag anbrach. Plötzlich vergaß er Jonathan Mills wieder. „Es ist schon Morgen.“
Mariah betrachtete den Sonnenaufgang, und auch John war fasziniert vom Farbenspiel am östlichen Horizont.
„Ich habe tatsächlich die Nacht durchgeschlafen“, sagte er und drehte sich zu ihr um. Er lächelte. Zwar hoben sich seine Mundwinkel nur leicht, aber es war ein Lächeln. „Wow, wie ist das passiert?“
Sie erwiderte sein Lächeln. „Tja, du musst wohl zugeben, dass meine alberne Entspannungstechnik ziemlich gut funktioniert hat.“
Er schüttelte verwundert den Kopf. In seinen Augen glühte noch das Verlangen, und sie wusste, dass er in ihren Augen das Gleiche lesen konnte.
Ohne T-Shirt und mit noch immer offenem Jeansknopf sah er umwerfend sexy aus. Vielleicht war er ein bisschen zu dünn, doch sah sie deutlich, dass er vor seiner Krankheit außergewöhnlich gut durchtrainiert gewesen sein musste.
Sie konnte nur vermuten, warum er nichts mit ihr anfangen wollte. Er kam gerade aus dem Krankenhaus, hatte er gesagt. Er wusste nicht einmal, ob er leben oder sterben würde. Und wenn er glaubte, sterben zu müssen …
Ein anderer Mann hätte wohl eher versucht, ganz im Augenblick zu leben. Doch Jonathan weigerte sich, sie zu benutzen. Er wollte ihr den Schmerz ersparen, indem er verhinderte, dass sich zwischen ihnen womöglich eine zu feste Beziehung ergab. Eine Beziehung, die letztlich in einer Sackgasse enden konnte.
Nur war es längst zu spät. Sie steckte schon viel zu tief drin.
Es war verrückt – sie sollte alles dafür tun, um auf Distanz zu bleiben, statt ihm nah sein zu wollen. Sie sollte sich nicht in einen Mann verlieben, der sterben würde. Sie sollte sein T-Shirt finden und ihn zur Tür begleiten.
Das T-Shirt fand er ganz allein, auf dem Fußboden vor der Couch. Er zog es an. „Dann gehe ich jetzt lieber.“
Er wollte nicht gehen, das merkte sie genau. Und als er sich zu ihr hinüberbeugte, um ihr einen Abschiedskuss zu geben – nicht einen, sondern zwei, sogar drei, wovon jeder länger als der vorangegangene war –,
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