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Im Netz Der Schwarzen Witwe

Im Netz Der Schwarzen Witwe

Titel: Im Netz Der Schwarzen Witwe Kostenlos Bücher Online Lesen
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stand abrupt auf und war sich sehr wohl der Tatsache bewusst, dass er schon wieder das Falsche sagte. Was erzählte er ihr denn jetzt schon wieder? Natürlich war der Krebs nicht real, denn es gab ihn nicht. Jonathan Mills hatte diese Krankheit, nicht er, John Miller.
    John Miller war derjenige, der nicht schlafen konnte und den die schrecklichen Albträume plagten. Er war derjenige mit den drückenden Schuldgefühlen. John Miller war heute Nacht hierhergekommen, um Mariah zu sehen.
    Auch sie stand nun auf und sah ihn mit großen Augen an. „Jonathan, ist alles in Ordnung mit dir?“
    Er schüttelte den Kopf. „Nein, ich muss …“ Was? Was musste er tun? Wegrennen. Wow, er hätte nie gedacht, dass er mal vor irgendetwas davonlaufen würde. Und er war sogar gezwungen, vor der Person zu fliehen, die ihn möglicherweise retten und ihm eine Chance geben konnte.
    Nur konnte er ihr – und sich selbst – keine Chance geben.
    Langsam bewegte sie sich auf ihn zu, wie jemand, der sich einem verängstigten Tier nähert. „Jonathan, wann hast du zum letzten Mal geschlafen?“
    „Ich weiß es nicht.“ Doch das war eine weitere Lüge, und er hatte es satt, sie ständig zu belügen. Er wusste sehr wohl, wann er das letzte Mal geschlafen hatte. „Als ich hier war“, sagte er. „Hier bei dir.“
    Sie wirkte erschrocken. „Das ist über eine Woche her!“
    „Ich habe ein paar Nickerchen gemacht seitdem, aber …“ Er winkte ab.
    „Selbst da bist du nach einem Albtraum aufgewacht und konntest nicht wieder einschlafen“, beendete sie den Satz für ihn. „Du liebe Zeit, du zitterst ja!“
    Das stimmte. Hastig schob er die Hände in seine Jeanstaschen und drehte sich zur Tür um. „Ich muss los.“
    Mariah stellte sich ihm in den Weg. „Lass mich Daniel anrufen, damit er dich abholt.“
    „Nein, mir geht’s gut.“
    „Dir geht es überhaupt nicht gut. Komm, setz dich auf die Couch.“
    John rührte sich nicht von der Stelle.
    „Jonathan, bitte.“
    Er nahm Platz.
    Mariah setzte sich neben ihn. Er konnte nur noch daran denken, wie sehr er sich danach gesehnt hatte, neben ihr zu sitzen. Tja, und hier war er nun.
    „Sprich mit mir“, forderte sie ihn mit leiser Stimme auf. „Erzähl mir von Tony. Warum gibst du dir die Schuld an seinem Tod? Was ist damals wirklich passiert?“
    John sah ihr ins Gesicht, und mit plötzlicher, schockierender Klarheit begriff er, warum er zu ihr gewollt hatte. Warum er sich so danach gesehnt hatte, mit Mariah zusammen zu sein.
    Warum gibst du dir die Schuld an seinem Tod?
    Es stimmte, er gab sich die Schuld daran. Aber er wusste, dass Mariah ihm vergeben würde. Davon war er zutiefst überzeugt. Sie würde ihm verzeihen, selbst wenn es tatsächlich seine Schuld wäre, dass Tony gestorben war. Selbst wenn er noch etwas hätte unternehmen können, um seinen Partner und besten Freund zu retten, konnte er von ihr Vergebung erwarten.
    Er hätte den Van früher verlassen müssen. Er hätte wissen müssen, dass es Probleme mit der Verstärkung gab. Er hätte die Möglichkeit einkalkulieren müssen, dass die Helikopter nicht kommen würden. Die Liste seiner Selbstvorwürfe ging endlos weiter. Doch was auch immer er wie lange auflistete, es lief letztlich nur auf eines hinaus.
    Er hatte versagt.
    Mariah, mit ihrem sanften Lächeln und den freundlichen Augen, würde ihm dieses Versagen verzeihen. Sie würde ihm seine Fehler nachsehen, würde ihm vergeben, dass er auch nur ein Mensch war.
    Und es verlangte ihn zutiefst nach dieser Vergebung. Er wollte sie aus ihrem Mund hören. Mit der gleichen Klarheit erkannte er, dass er schnellstens von hier verschwinden musste. Andernfalls würde er in Tränen ausbrechen und wie ein kleines Kind weinen. Um Tony und um seiner selbst willen – um alles, was er in jener grausamen Nacht vor zwei Jahren verloren hatte.
    Er würde weinen, weil er seinem Ruf, unschlagbar zu sein und niemals das Wort „unmöglich“ zu akzeptieren, seinem Ruf, der Roboter mit übermenschlichen Fähigkeiten zu sein, nicht gerecht geworden war. Weil dieses eine Mal, als es wirklich drauf ankam, ihm die Wirklichkeit einen Strich durch die Rechnung gemacht hatte und Tony dafür mit dem Leben bezahlen musste.
    Ja, er musste von hier verschwinden, doch da nahm Mariah seine Hand, und er konnte sich einfach nicht rühren.
    „Ich hätte ihn nicht retten können“, sagte er mit heiserer Stimme.
    Sie berührte sein Gesicht. „Aber du hast es versucht, nicht wahr? Du warst da.“
    John

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