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Im Netz Der Schwarzen Witwe

Im Netz Der Schwarzen Witwe

Titel: Im Netz Der Schwarzen Witwe Kostenlos Bücher Online Lesen
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musste die Augen schließen, damit die Tränen nicht kamen. „Ich habe es nicht mit angesehen. Aber ich habe gehört, wie sie ihn erschossen haben. Ich habe gehört, wie er starb!“ Er wandte sich ab, während mehr als zwei Jahre Schmerz, Kummer und Zorn in ihm aufstiegen. Tränen brannten auf seinem Gesicht, und er sog die Luft tief in seine Lungen, ehe er weinend zusammenbrach. „Ich war zu spät. Ich bin zu spät gekommen.“
    Mariah legte die Arme um ihn, und er versuchte, sich zu lösen, wollte seine Tränen stoppen, wollte erneut seine Gefühle unterdrücken, sich zusammenreißen. Das wäre ihm auch gelungen, wenn sie ihn nicht festgehalten hätte.
    „Und wenn du früher dort gewesen wärst?“, fragte sie. Ihre Stimme war so beruhigend wie die zärtliche Berührung ihrer Hand in seinem Haar. „Wie hättest du verhindern sollen, dass sie ihn umbringen? Was hättest du getan?“
    Er kannte die Antwort – und er wusste, dass sie sie auch kannte.
    „Höchstwahrscheinlich wärst du genau wie er getötet worden, nicht wahr?“ Sie sprach mit leiser Stimme.
    „Ja.“ Nicht nur wahrscheinlich, sondern ganz sicher. Er wäre dabei ums Leben gekommen. Nur weil Dominos Männer ihre Munition fast vollständig auf Tony verschossen hatten, war es ihm gelungen, sie alle auszuschalten, ohne selbst erschossen zu werden. Wäre er früher da gewesen, hätte er wie Tony tot auf dem nackten Betonfußboden gelegen.
    „Jonathan, du musst es dir selbst verzeihen, dass du nicht zusammen mit deinem Freund gestorben bist.“
    Deshalb war er hier, oder? Um Absolution zu erhalten. Damit ihm diese Last von der Seele genommen wurde. Doch er wollte auch körperliche Erlösung. Er wollte sie so sehr, dass er befürchtete, der Versuchung nachzugeben. Denn viel fehlte nicht mehr bis zu diesem Schritt.
    Er versuchte, ihr seine Hand zu entziehen, denn die Berührung war viel zu tröstlich. Sie entfachte ein Feuer in ihm und erinnerte ihn an die süßen Wonnen, die ihn erwarteten, wenn er dieser Verlockung erlag. Und deshalb musste er dringend von hier verschwinden.
    Aber Mariah ließ ihn nicht los. „Ist schon gut“, murmelte sie und strich ihm durch die Haare, streichelte sanft sein Gesicht, seine Schultern, seinen Rücken. „Lass es raus, Jonathan. Lass es einfach raus. Es ist vollkommen in Ordnung, wütend und verletzt zu sein. Es ist völlig normal, Kummer zu empfinden. Wenn du es nicht zulässt, wird es dich vergiften. Also lass es raus.“
    John konnte es nicht mehr aufhalten. Mariah hielt ihn fest in den Armen, während er sich verzweifelt an sie klammerte. Im Stillen betete er darum, dass sie ihn nicht küssen möge. Wenn sie ihn küsste, wäre er verloren.
    Er schloss die Augen, während sie beruhigend mit ihm sprach, wie bei der Entspannungsübung, mit der sie ihm vor einer Woche geholfen hatte. Und genau wie letzte Woche überkam ihn das Gefühl tiefster Erschöpfung.
    Er bekam kaum mit, wie sie ihn hinunter auf die Couch zog, wobei sie ihn weiter in den Armen hielt und sich an seinen Rücken schmiegte.
    „Vergib dir selbst“, flüsterte sie. „Ich bin sicher, Tony tut es.“
    Mariah konnte nicht schlafen.
    Die Couch war nicht dafür konstruiert, zu zweit darauf zu schlafen – schon gar nicht zwei große Menschen wie Mariah und John. Unbequem war es allerdings auch nicht. Tatsächlich mochte sie es, wie er sich an sie schmiegte und ihre Beine auf intime Weise verschränkt waren.
    Sie mochte diese Nähe zu sehr.
    Sie lauschte seinem gleichmäßigen Atem und verfluchte sich selbst für ihre Dummheit.
    Zumindest hatte sie keinen Sex mit ihm gehabt. Allerdings nur deshalb nicht, weil er nicht gefragt und es nicht darauf angelegt hatte. Hätte er es gewollt, wäre sie vermutlich nicht in der Lage gewesen, ihn abzuweisen.
    Du meine Güte, was war nur mit ihr passiert seit jenem frühen Morgen, als sie diesen Mann zum ersten Mal gesehen hatte? Woher hatte Jonathan Mills die Macht, sie in eine Art Fußabtreter zu verwandeln?
    Er bewegte sich ein wenig, und sie nutzte die Gelegenheit, ihren Arm unter ihm hervorzuziehen.
    Es lag an dieser Krebsgeschichte. Die Vorstellung, dass dieser Mann mit einer tödlichen Krankheit konfrontiert worden war – und noch immer wurde –, rührte sie. Sein Elend weckte tiefes Mitgefühl in ihr und war verantwortlich für das Durcheinander an Emotionen.
    Das musste der Grund sein. Denn sie hatte sich auch schon früher verliebt, nur ohne gleich den Verstand zu verlieren und ihre Kraft

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