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Im Netz Der Schwarzen Witwe

Im Netz Der Schwarzen Witwe

Titel: Im Netz Der Schwarzen Witwe Kostenlos Bücher Online Lesen
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    Verliebt.
    Sie betrachtete Jonathans Gesicht. Er sah so unglaublich jung aus, so unschuldig, wie er neben ihr mit halb geöffnetem Mund schlief.
    Ja, sie liebte ihn.
    In diesem Moment erkannte Mariah, dass sie sich nicht länger ausnutzen lassen durfte. Sie war verliebt, und trotzdem war sie so unglücklich wie in ihrem ganzen Leben noch nicht. So elend hatte sie sich nicht einmal bei ihrer Scheidung von Trevor gefühlt.
    Das konnte sie sich einfach nicht mehr länger antun.
    Sie war schließlich nicht verrückt. Und doch lag sie hier mit Jonathan auf der Couch und hielt ihn in den Armen, während er schlief. Dabei wusste sie genau, dass er mit Serena nicht nur zusammen aß. Gut, dann sollte er von jetzt an zu Serena gehen, wenn er in den dunklen Stunden der Nacht Trost brauchte.
    Mariah löste sich von ihm und stand auf. Er rührte sich erneut, wachte jedoch nicht auf.
    Sie stand vor dem Sofa und schaute auf ihn herunter. Sie sollte sich besser fühlen. Es hätte ihr Selbstbewusstsein stärken sollen, dass sie sich einfach von ihm hatte lösen können.
    Doch ohne seine Nähe und Wärme fror sie nur.
    Sie kam erst spät ins Hotel, weil sie bis zum Schluss in der Bar geblieben war, wo sie getanzt und getrunken hatte.
    Ihr Kleid roch nach Rauch und Schweiß. Sie schälte sich heraus und ließ es auf den weichen teuren Teppich fallen. Wenn sie morgen früh aufbrach, wollte sie es nicht mitnehmen.
    Sie würde zurückkehren müssen, denn sie brauchte das Negativ. Nur hatte diese dämliche Kuh nicht gerade geklungen, als hätte sie es eilig, das Bild abzuholen.
    Wo bewahrte sie ihre Negative noch gleich auf? Im B&W-Fotolabor auf dem Festland. Das würde nicht schwer zu finden sein. Sie würde einfach da reinmarschieren und sich die ganze Negativsammlung unter den Nagel reißen.
    Sie erhaschte einen Blick von sich im Spiegel und blieb einen Moment stehen, um ihren Körper und ihr Gesicht zu bewundern.
    Mithilfe einer plastischen Operation hatte sie sämtliche ihrer Narben entfernen lassen, bis auf eine. Eine kleine, direkt über ihrer linken Augenbraue.
    Die hatte sie von ihrem Ersten. Dem Ersten hatte sie alle Narben zu verdanken – zumindest die, die ihr Vater ihr nicht schon vorher zugefügt hatte.
    Sie schloss die Augen und erinnerte sich an den Kick, den es ihr verschafft hatte, als die Polizei sie mitten in der Nacht aus dem Bett klingelte, um ihr vom Tod des Ersten zu berichten. Ein Autounfall. Er hatte sich betrunken, und anstatt nach Hause zu kommen und sie zu verprügeln, war er mit seinem Wagen gegen einen Baum geprallt.
    Die Frau des Bestatters hatte ihre stundenlange Totenwache für tiefe Trauer gehalten und ihr zur Erinnerung eine Strähne seines Haars abgeschnitten.
    Doch sie war nicht aus Kummer am Sarg geblieben, sondern aus Furcht. Es war die Angst gewesen, er könne irgendwie doch wieder entkommen, wenn sie nicht Wache hielt, bis der verdammte Sarg zugenagelt war. Angst, er könne noch einmal auferstehen und sie erneut verfolgen.
    Fast hätte sie die Haare in der Toilette hinuntergespült. Aber dann überlegte sie es sich anders und behielt sie. Eingewickelt in Zellophan, bewahrte sie die Strähne ganz unten in ihrem Schmuckkästchen auf.
    Das Geld von der Versicherung und das Bargeld, das sie in einem Koffer in der Garage fand, ermöglichten ihr einen Neuanfang in St. Thomas. Sie gab sich einen neuen Namen, weil sie befürchtete, dass derjenige, dem das Geld aus dem Koffer gehörte, sich auf die Suche nach ihr machen würde.
    Damals hatte sie den Zweiten kennengelernt.
    Er war reich, alt und fast so gemein wie der Erste. Nur dass seine Art der Misshandlung nicht körperlich war. Als ihm ein Hühnchenknochen beim Essen im Hals stecken blieb, schaute sie zu, wie er erstickte.
    Sie rief keine Hilfe. Sie sah einfach nur zu, beobachtete den Ausdruck in seinen Augen, als er begriff, dass sie nichts zu seiner Rettung unternehmen und er deshalb wirklich sterben würde. Das gefiel ihr, dieses Gefühl der Macht, der Kontrolle.
    Den Dritten heiratete sie dann schon in der Absicht, ihn zu töten.
    Es war lachhaft einfach gewesen, denn sie war viel schlauer als all diese Kerle.
    Sie war auch schlauer als Jonathan Mills, der in Wirklichkeit gar nicht Jonathan Mills hieß.
    Sie wusste, dass die Polizei früher oder später versuchen würde, ihr eine Falle zu stellen. Darauf hatte sie schon gewartet und war längst vorbereitet. Als sie die stümperhaft versteckten Mikrofone überall in ihrem Haus entdeckt hatte,

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