Im Netz Der Schwarzen Witwe
als er Mariah mit seinem Körper zu schützen versuchte. Gleichzeitig griff er nach der Waffe, die sie nach dem Schuss fallen gelassen hatte. Als er zielte, streifte ihn eine weitere Kugel. Er sah Serenas Augen, als sie erkannte, dass nur ein Schuss in den Kopf ihn aufhalten würde.
Er drückte ab.
Und er war den Bruchteil einer Sekunde schneller als sie. Serena ließ die Waffe fallen und sank zu Boden.
In der plötzlichen Stille hörte er Sirenen.
Feuerwehrwagen, die ausgerückt waren, um Mariahs brennendes Strandhaus zu löschen?
Aber die Sirenen kamen näher, den Hügel hinauf bis zur Auffahrt des Hauses. John hörte, wie unten die Tür aufgestoßen wurde, dann die schnellen Schritte der Heranstürmenden auf der Treppe.
Er lehnte den Kopf gegen den umgestürzten Tisch, während Mariah seine Blutung zu stoppen versuchte.
Irgendwie war es Daniel gelungen, Verstärkung anzufordern, und nun war sie da.
„Ich werde jetzt meine Augen schließen“, erklärte er Mariah.
„Nicht“, sagte sie mit tränenerstickter Stimme. „Bitte, Jonathan, gib nicht auf. Halt durch … bleib bei mir.“
Er berührte ihre Wange. Sie war nass von Tränen. „Nicht weinen. Es war nie meine Absicht, dich zum Weinen zu bringen. Es tut mir so leid“, murmelte er. „So leid …“ Ich liebe dich, wollte er sagen, doch schien er seine Lippen nicht mehr bewegen zu können.
„Wir brauchen die Trage hier oben!“, hörte er jemanden rufen, ehe er in tiefer Dunkelheit versank.
15. KAPITEL
S echsunddreißig Stunden, siebzehn Minuten und neun Sekunden vergingen, bis er die Augen wieder aufschlug.
Mariah wusste das so genau, weil sie jede Sekunde bis dahin gezählt hatte. Die Krankenschwestern hatten ihr eine Pritsche ins Zimmer gestellt, auf der sie hin und wieder für kurze Zeit schlief. Sie wollte wach sein, wenn er aufwachte.
Aber das tat er nicht.
Aus einem Infusionsbeutel über seinem Bett tropfte gleichmäßig Nährlösung in seinen rechten Arm. Er war an Maschinen angeschlossen, die seinen Herzschlag und seine Atmung überwachten. Ärzte kamen und gingen, offenbar zufrieden mit seinen Fortschritten, obwohl er weiter und weiter schlief.
Daniel war vor John wieder bei Bewusstsein und saß eine Weile still neben Mariah an seinem Bett. Dann berichtete er ihr alles über Serena, erzählte von ihren Ehemännern und den vielen Jahren, in denen John sie gejagt hatte. Daniel schilderte, wie er, nachdem sie ihn im Wagen zurückgelassen hatte, zu sich gekommen und mühsam hinaus in den Regen gekrochen war. Er hatte sich gezwungen, wach zu bleiben und sich weiter zu bewegen. Schließlich schaffte er es, ein vorbeifahrendes Auto anzuhalten. Der Fahrer brachte ihn zur Polizeiwache von Garden Isle. In kürzester Zeit hatte er das Team der örtlichen Polizei informiert. Sofort zog die Mannschaft schusssichere Westen an und raste los, um John und Mariah zu retten.
Nur um bei ihrer Ankunft in Serenas Haus festzustellen, dass die beiden sich bereits selbst geholfen hatten.
Daniel berichtete weiter, dass Serena festgenommen worden war und sich wohl von ihrer Schussverletzung erholen würde. Er fügte hinzu, dass ihr richtiger Name Janice Reed sei und man ihre Sammlung von Haaren gefunden hatte, die sie mit fast einem Dutzend Mordfällen in Verbindung brachte.
Daniel konnte nur einige von Mariahs Fragen beantworten. Er meinte, für die Beantwortung aller weiteren Fragen müsse sie warten, bis John aufgewacht sei. Schließlich war er aus dem Krankenhaus entlassen worden, bevor sein Partner zu sich kam. Er kehrte ins Hotel zurück, um die restliche Ausrüstung zu packen.
Mariah blieb weiter an Johns Bett sitzen. John Miller. Jonathan Mills. Sie würde sich daran gewöhnen müssen, dass nichts war, wie es schien.
Endlich rührte er sich und schlug die Augen auf.
Er sah sie nur an, und sie erwiderte den Blick, während sie gegen die Tränen ankämpfte.
„Du bist nicht tot“, sagte er, als er endlich sprechen konnte. Sie sah auch in seinen Augen Tränen. „Ich bin mir nicht ganz sicher, was ich geträumt habe und was wirklich passiert ist. Aber ich bin verdammt froh, dass du lebst.“
Sein Mund war trocken, und sie half ihm, Wasser aus dem Becher zu trinken, den die Krankenschwestern ihm dagelassen hatten. Sie hielt ihm den biegsamen Strohhalm hin, damit er trinken konnte.
„Mein richtiger Name lautet Marie Carver“, erklärte sie ohne weitere Einleitung. „Mariah war immer schon mein Kosename. Ich habe die vergangenen Monate auf
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