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Im Netz des Spinnenmanns: Thriller (German Edition)

Im Netz des Spinnenmanns: Thriller (German Edition)

Titel: Im Netz des Spinnenmanns: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.R. Ragan
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ganzen Tag im Auto zu sitzen und eine Frau dabei zu beobachten, wie sie ihren Ehemann betrog. Lizzy schnappte sich einen halb angenagten Bleistift aus dem Gefäß und machte sich Notizen, während er redete. Als er am Ende angelangt war, sagte sie: »Warum geben Sie mir nicht eine Handynummer, unter der ich Sie erreichen kann? Ich muss die Sache erst noch überschlafen. Ich melde mich dann morgen früh bei Ihnen.«
    »Ich rufe Sie in ein paar Tagen wieder an«, sagte Victor. Daraufhin ertönte ein
Klick
, gefolgt von einem Freizeichen.
    »Okay, dann lassen wir es eben bleiben, Victor. Ich brauche Ihre Nummer nicht. Und vielleicht werde ich die Sache auch nicht überschlafen.« Sie legte auf und überflog ihre Notizen. Victor war angeblich Anwalt. Er hatte auch wie einer geklungen – hektisch und total von sich selbst eingenommen.
    Lizzy zuckte mit den Schultern. Ihr Bauchgefühl sagte ihr, dass sie nicht mehr von ihm hören würde. Sie knüllte die Notiz zusammen und warf sie in den Papierkorb unter dem Schreibtisch. Dann lehnte sie sich in ihrem Stuhl zurück. Dabei blieb ihr Blick an ihrer Schublade hängen – die Schublade, in der sie ihre persönlichen Akten mit all ihren Geheimnissen aufbewahrte.
    Wieder klingelte das Telefon. Sie ließ es eine Weile läuten und nahm dann nach dem fünften Klingelton ab. »Hören Sie, Victor, ich mag es nicht, wenn man einfach auflegt.«
    »Du hast mir gefehlt, Lizzy.«
    Das war eindeutig nicht Victor. »Wer ist da?«
    »Du hast mir versprochen, dass du immer bei mir bleibst.«
    Ein kalter Schauer durchfuhr sie. »Wer ist da?«, wiederholte sie.
    »Du bist schuld, dass jetzt niemand vor mir sicher ist, Lizzy.«
    Sie hielt den Hörer weiterhin ans Ohr gepresst, sagte jedoch nichts. Instinktiv griff sie nach ihrer Glock und sah zum Fenster hinaus. Sie ließ ihren Blick über das graue Gebäude auf der anderen Straßenseite und schließlich über die Autos schweifen, die entlang des Randsteins parkten – alle leer. Einen Häuserblock weiter kam eine Frau gerade aus einem Friseursalon, fischte einen Schlüsselbund aus ihrer Handtasche, stieg in ihren BMW und fuhr davon. Der Anrufer war noch am Apparat. Sie konnte sein leises Atmen hören.
    Sie hielt das Telefon weg und atmete tief durch. Jetzt hatte sie sich wieder unter Kontrolle. »Sind Sie das, Spinnenmann?«
    Ein kurzes, bissiges Lachen erklang am anderen Ende der Leitung. Dann sagte er: »Du hättest damals nicht abhauen sollen, Lizzy, und du hättest nie etwas nehmen dürfen, das dir nicht gehört. Schade, dass deine Mutter dir keine Manieren beigebracht hat, bevor sie so weit weg gezogen ist. Wenn ich gewusst hätte, was für eine Lügnerin und Diebin du bist, hätte ich mich schon längst um dich gekümmert.«
    Die Leitung war tot.
    »Scheiße.«
    Sie riss die unterste Schublade auf und nahm eine Akte heraus. Sie schlug sie auf und überflog seitenweise Notizen. Warum konnte sie sich nicht an Einzelheiten aus der Zeit ihrer Gefangenschaft bei diesem Irren erinnern? Wie sah er überhaupt aus? Sie musste nur die Augen schließen, um die Ereignisse von damals in ihr Gedächtnis zurückzurufen. Sie war in einem Raum aufgewacht, in dem sich ein Terrarium voller Spinnen befand. Dann hatte sie das arme kleine Mädchen entdeckt … und war beinahe entkommen. Aber auch nur beinahe. Knapp daneben ist auch vorbei. Warum hatte sie nicht einen Blick auf die Couch geworfen, bevor sie mit dem Mädchen durch die Glasschiebetür nach draußen flüchtete? Wenn sie bemerkt hätte, dass ihr Entführer nicht mehr schlief, hätte sie einen Stuhl durch die Fensterscheibe werfen können. Oder sie hätte nach einem Telefon suchen und von dort aus die Polizei anrufen können.
    Sie presste die Augenlider fest zusammen. Sie hätte den Kerl aus seinem eigenen Haus aussperren können. Aber sie hatte nichts davon getan. Und jetzt konnte sie sich nur noch unscharf an all jene Tage während der zwei Monate nach ihrem Fluchtversuch erinnern, die sie in seiner Gewalt verbracht hatte. Es war, als hätte sich ein Schleier auf ihr Gedächtnis gesenkt, so undurchdringlich wie der Nebel draußen vor ihrem Fenster. Diese zwei Monate waren die reine Hölle gewesen und dennoch erschienen ihr die schrecklichen Bilder von damals nur noch nachts im Traum.

Kapitel 4

Montag, 15. Februar 2010, 16:00 Uhr
    Zu Hause angekommen, öffnete Lizzy die Wohnungstür und blickte ins Innere. Einen Augenblick lang verharrte sie mit schussbereiter Waffe und horchte.
    Die

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