Im Netz des Spinnenmanns: Thriller (German Edition)
über die Wange. »Deine Mutter war ganz scharf auf mich, stimmt’s? Du hast doch selbst gesehen, wie sie mich angestarrt hat, als sie dich in meine Praxis gebracht hat.«
Brittany spuckte ihm ins Gesicht.
Er drehte sich zur Seite und wischte mit dem Ärmel darüber.
Hayley lachte, nicht, weil sie es lustig fand, sondern weil sie ihn ablenken wollte.
Er schrie sie mit wutverzerrtem Gesicht an: »Lach nicht so blöd!«
Aber Hayley hörte nicht auf, sondern lachte noch lauter, bis er schließlich von Brittany abließ und sich neben Hayley stellte. Er nahm ihre linke Hand und hielt das Messer an ihren Mittelfinger. »Ich glaube, ich sollte als Nächstes diesen Finger abschneiden. Was meinst du dazu?«
Brittany stieß einen Schrei aus.
Dienstag, 23. Februar 2010, 4:26 Uhr
Obwohl er in hohem Tempo durch die Stadt raste, kamen Jared die Minuten wie Stunden vor. Er hatte bereits Dr. Samuel McMullen zur Fahndung ausschreiben lassen. Leider gab es nur eine Adresse, die mit dem Mann in Verbindung gebracht werden konnte, und zwar das Haus in Auburn, wo er Cindi tot zurückgelassen hatte. Er war Zahnarzt. Lizzy hatte erwähnt, Bohrgeräusche gehört zu haben, und obwohl viele seiner Opfer Zahnspangen trugen, hatte man bei den Leichen keine gefunden. Hatte der Mörder einen Zahnarztbohrer benutzt, um Beweise zu vernichten, die die Ermittler auf Dr. McMullens Fährte führen könnten?
Jared parkte vor Lizzys Wohnung, stieg aus und rannte die Treppen hinauf. Niemand war da und es brannte kein Licht. Bei dem Gedanken, dass Lizzy sich womöglich in der Gewalt des Spinnenmanns befand, krampften sich alle seine Muskeln zusammen. Er lief im Wohnzimmer und in der Küche umher und suchte nach Hinweisen, einer Nachricht, was auch immer. Dann ging er ins Schlafzimmer und nahm das struppige, einäugige Stofftier von ihrem Bett. Er konnte den Gedanken nicht ertragen, Lizzy zu verlieren. Nicht schon wieder. Nie wieder.
Sein Handy klingelte, was ihn nicht verwunderte. Es war seine Mutter. Sie hatte wohl die Nachrichten gesehen. Oder vielleicht rief sie ihn endlich zurück, nachdem er es bereits x-mal bei ihr probiert hatte. So war seine Mutter. Er konnte sich nicht erinnern, dass sie jemals für ihn da war, wenn er sie brauchte. Kein einziges Mal. Aber das spielte im Augenblick keine Rolle. Das Einzige, was für ihn jetzt zählte, war, Lizzy zu finden.
Es war fast fünf Uhr morgens, als er am Haus von Cathy und Richard Warner ankam. Nachdem Lizzy vor ihrer Nase verschwunden war, herrschte dort eine hektische Betriebsamkeit. Richard saß auf der Couch und hielt eine Tasse Kaffee mit beiden Händen umklammert. Cathy hatte Jared die Tür geöffnet und ihn dann in das Zimmer ihrer Tochter gezerrt, wo Lizzy die Nacht verbracht hatte. Sie zeigte Jared einen Zettel, den Lizzyauf dem Bett hinterlassen hatte, halb unter dem Kopfkissen versteckt.
Er hat gesagt, er würde Brittany freilassen, wenn ich mit ihm komme. Ich lasse es nicht zu, dass er Brittany in seiner Gewalt hat.
Jared schloss daraus, dass der Spinnenmann Lizzy angerufen und ihr einen Tausch vorgeschlagen hatte: Lizzy gegen Brittany. Natürlich war Lizzy darauf eingegangen. Ihre Denkweise ließ ihr keine andere Wahl. Aber da weder Lizzy noch Brittany wieder nach Hause gekommen waren, hatte der Spinnenmann Lizzy offenbar hereingelegt. Hatte sie tatsächlich geglaubt, er würde sein Wort halten?
Jared hielt es nicht länger aus, untätig herumzustehen und in Cathys flehende Augen zu blicken. Er versprach ihr, alles zu tun, was in seiner Macht stand, um die beiden zu finden. Dann verließ er das Haus.
Bevor er überhaupt wusste, wohin er wollte, raste er bereits den Freeway entlang. Als der Tacho hundertdreißig Stundenkilometer anzeigte, überlegte er, ob er die LED-Frontwarnleuchte einschalten sollte, entschied sich dann aber dagegen, um nicht unnötig aufzufallen. Nach weniger als sechs Minuten verließ er den Freeway wieder und überquerte den Sacramento River. Er musste sich von seinen Instinkten leiten lassen – ihm blieb gar nichts anderes übrig. Die Schwester des Spinnenmanns hatte keine Ahnung, wo sich ihr Bruder aufhalten könnte. Was hatten sie und ihre Freundinnen ihm damals nur angetan, als er noch ein kleiner Junge war?
Er hielt mit seinem Wagen vor dem Haus der Walkers, wo vorige Woche die Ausgrabungsarbeiten stattgefunden hatten. Es war noch früh am Morgen und kalt. Selbst die Heuschrecken ließen sich heute Nacht nicht blicken.
Er verließ den Wagen,
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