Im Netz des Spinnenmanns: Thriller (German Edition)
nicht zu wissen
Pause
i2Hotti : überlegst du es dir?
Brit35 : ich mach jetzt lieber schluss
i2Hotti : morgen abend um die gleiche zeit?
Brit35 : ich werde hier sein
i2Hotti : träum süß
Brittany loggte sich aus und trat ans Fenster. Eigentlich hatte sie ihre Unterhaltung mit i2Hotti nicht beenden wollen, aber sie konnte ihre Mutter oben herumlaufen hören. Mom schaute manchmal aus heiterem Himmel bei ihr vorbei, um zu sehen, was ihre Tochter so trieb. Sie hatte Brittany verboten, die Tür zu ihrem Zimmer abzusperren. Wenn sie wüsste, dass Brittany mit einem älteren Jungen chattete, würde sie ausrasten.
Brittany hatte i2Hotti vor ungefähr einem Monat im Internet kennengelernt. Sie war ihm zwar noch nie persönlich begegnet, aber er hatte ihr ein Bild geschickt, nachdem sie von ihm eine Freundschaftsanfrage auf Facebook erhalten hatte. Sollte sie jemals wegen ihres Kontakts zu ihm Ärger bekommen, wäre es das wert. Er war scharf mit einem großen S.
Dabei wusste sie überhaupt nicht, warum er sie mochte. Sie war nicht besonders hübsch und gehörte schon gar nicht zu der Sorte Mädchen, die in einem vollbesetzten Raum ins Auge stachen. IhreMutter behauptete zwar, sie besäße eine natürliche Schönheit und könnte ohne weiteres ein Model sein – aber das sagten alle Mütter von ihren Töchtern.
Draußen wehte der Wind so stürmisch, dass Brittany Angst bekam, die Eiche im Vorgarten würde umfallen und jeden Moment auf das Haus krachen. Sie spähte hinaus in die Dunkelheit und ließ ihren Blick über die Straße wandern, um zu sehen, ob der Geländewagen heute Nacht wieder da war. Während der letzten drei Nächte hatte sie wiederholt einen Mann beobachtet, der in einem blauen Geländewagen auf der gegenüberliegenden Straßenseite saß. Sie rieb sich die Arme und war froh, dass er nicht da war. Sie wurde den Gedanken nicht los, dass es womöglich Sullivan, der Schwimmtrainer, sein könnte. Wenn sie das Auto noch einmal sah, würde sie es sich genau anschauen, damit sie es mit Sullivans Auto vergleichen konnte. Was für ein Arschloch!
Montag, 15. Februar 2010, 21:32 Uhr
Er sah auf seine Armbanduhr. Es war Zeit, wieder zu Sophie zu gehen. Nur noch ein letzter Blick, bevor er diesen Ort verließ. Das Licht war an. Er wusste, dass sie in ihrem Zimmer war.
Komm schon, zeig dich endlich
. Schade, dass ihr Zimmer im ersten Stock lag. Das würde ihn vor eine ziemliche Herausforderung stellen, wenn es so weit war, sie mitzunehmen. Aber er konnte eine Herausforderung gebrauchen. Sophie zu entführen, war zu einfach gewesen. Sie würde bald aufwachen und er wollte bei ihr sein, wenn sie die Augen öffnete.
Die Aufregung schoss durch seinen Körper, als er sich an den Augenblick erinnerte, in dem er das erste Mal begriff, dass er etwas bewirken konnte. Das war vor einundzwanzig Jahren gewesen. Von einem Augenblick auf den anderen war ihm alles so klar geworden und er hatte seine Lebensaufgabe entdeckt. Damals ging er noch in die Oberstufe der Highschool – ein junger Mann, der krampfhaft versuchte, die Vergangenheit hinter sich zu lassen. Doch danntrat das Schicksal in Erscheinung und sorgte dafür, dass er dabei zusehen durfte, wie Shannon starb. An jenem Tag ging ihm ein Licht auf.
Shannon Winters besuchte die zweite Klasse der Highschool. Er hatte damals für sie geschwärmt und ständig an sie gedacht. Um sie zu beeindrucken, hatte er sich die Mühe gemacht, verschiedene Dinge über sie herauszufinden: ihr Lieblingsessen, welche Musik sie hörte, was sie in ihrer Freizeit machte und so weiter. Sobald er genug über sie in Erfahrung gebracht hatte, wartete er nach Schulschluss auf sie. Sie nahm immer die Abkürzung hinter dem Schulgebäude, ging über das Baseballfeld und dann durch eine Seitengasse nach Hause. Er wartete in der Gasse auf sie und wollte sie mit Blumen und ihren Lieblingssüßigkeiten überraschen. Als sie ihn sah, legte sie die Stirn in Falten, und das verwirrte ihn. Sobald sie wieder normal dreinblickte, forderte sie ihn unwirsch auf, er solle die Blumen gefälligst behalten, weil sie keine Lust hatte, sie mit nach Hause zu nehmen. Dann nahm sie ihm den Jawbreaker aus der Hand, ihre Lieblingssüßigkeit, und steckte ihn in den Mund.
Er sagte ihr, er wolle sie etwas Wichtiges fragen, aber sie ging einfach weiter und ließ ihn stehen. Sie war auf dem Heimweg und nichts konnte sie bremsen. Er blieb ihr dicht auf den Fersen. Er war nervös, seine Handflächen schwitzten. Aber er hatte
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