Im Palast der Liebe
sie, „aber Mr. Allenby ist im Moment nicht da. Möchten Sie eine Nachricht hinterlassen?"
„Er ist nicht da? Wo ist er?" Die Stimme hatte jetzt einen verzweifelten Unterton.
„Er ist kurz weggegangen, aber er ist gleich wieder da. Soll er Sie zurückrufen?"
„Ja, sagen Sie ihm, er möchte Claire anrufen."
Dann legte die Frau auf.
Kaum hatte Caterina ebenfalls aufgelegt, kam Matthew wieder herein, zwei Pappbecher mit Espresso in den Händen.
Plötzlich war sie seltsam nervös. „Ich habe gerade einen Anruf von Ihrer Freundin Claire entgegengenommen", informierte sie ihn, während sie ihn gespannt beobachtete.
Abgesehen davon, dass er eine Augenbraue leicht hochzog, ließ er sich nichts anmerken. Er reichte ihr einen Becher. „Oh. Und was hat sie gesagt?"
„Sie möchte, dass Sie sie zurückrufen, das war alles." Es war verrückt, aber das Herz schlug ihr bis zum Hals!
„Okay." Matthew schien ihr nur mit halbem Ohr zuzuhören. Er setzte sich wieder und trank einen Schluck Espresso, bevor er erneut die Unterlage n in die Hand nahm.
„Danke, dass Sie den Anruf entgegengenommen haben."
Caterina beobachtete ihn weiterhin. Dass er so gleichgültig war, freute sie ungemein.
Gleichzeitig war sie sich bewusst, dass sie gehofft hatte, er würde so reagieren. Es bestätigte den Eindruck, den sie am letzten Abend gewonnen hatte. Matthew liebte Claire nicht, das war offensichtlich. Doch während sie am vergangenen Abend empört darüber gewesen war, war sie nun erleichtert.
Als sie das erkannte, schämte sie sich und bekam heftige Schuldgefühle. „Sie klang ein wenig aufgeregt", sagte sie, um ihr schlechtes Gewissen zu beruhigen. „Vielleicht ist es besser, wenn Sie sie gleich zurückrufen. Wenn Sie wollen, warte ich so lange nebenan."
„Ich rufe sie später an." Er blickte zu ihr auf. „Setzen Sie sich wieder." Da sie nicht reagierte, fügte er hinzu: „Ich bin sicher, dass es nichts Dringendes war."
Als sie den Ausdruck in seinen Augen sah, fragte sie sich unwillkürlich, ob Matthew auch ein schlechtes Gewissen hatte. Sofort fühlte sie sich noch unbehaglicher, fast, als hätte sie sich zusammen mit ihm gegen die unglückliche, ungeliebte Claire verschwören.
Sie verspürte das dringende Bedürfnis, sich von ihm und ihren schockierenden Gefühlen zu distanzieren.
„Ich finde, Sie behandeln Claire nicht besonders gut", warf sie ihm deshalb vor. „Sie hat nicht an dem Essen gestern abend teilgenommen, und jetzt rufen Sie sie nicht zurück. So verhält man sich nicht gegenüber seiner Freundin."
Mit unergründlicher Miene erwiderte er ihren Blick. „Falls Sie noch einmal die Zahlen mit mir durchgehen wollen, sollten Sie sich lieber setzen", meinte er schließlich.
„Falls nicht, tue ich es, wenn Sie weg sind."
Das war so deutlich, dass Caterina tief errötete. Offenbar war er der Meinung, das Ganze würde sie nichts angehen, und damit hatte er natürlich recht. Zerknirscht setzte sie sich wieder hin.
Sie arbeiteten noch eine Viertelstunde zusammen, aber Caterina war nicht mehr richtig bei der Sache. Sie konnte es kaum erwarten, die Besprechung zu Ende zu bringen, weil sie sich so blamiert hatte.
Matthew war auch nicht besonders wohl in seiner Haut. Ihre Vorwürfe hatten ihn überrascht, und er hätte sich gern dazu geäußert, wenn es so einfach gewesen wäre.
Allerdings war alles, was mit Claire zusammenhing, furchtbar kompliziert, und er hatte Caterina nur deswegen zurechtgewiesen, weil er wegen der ganzen Situation so frustriert war.
Das tat ihm jetzt leid, denn er hatte natürlich gemerkt, dass er sie verletzt hatte.
Es war nicht seine Absicht gewesen.
Sobald sie fertig waren, stand Caterina auf. Im selben Moment klingelte wieder das Telefon.
Am Apparat war Julia, die inzwischen ins Büro zurückgekehrt war.
„Mademoiselle Claire ist auf der anderen Leitung. Soll ich sie durchstellen, oder möchten Sie sie zurückrufen?" fragte sie.
Matthew seufzte. „Sägen Sie ihr, dass ich in fünf Minuten zurückrufe."
Stirnrunzelnd legte er auf und blickte einige Sekunden starr aufs Telefon.
Schließlich drehte er sich langsam zu Caterina um, die sich abgewandt hatte.
„Vielleicht sollte ich Ihnen etwas sagen", erklärte er ausdruckslos. „Claire ist nicht mehr meine Freundin. Ich finde, das sollten Sie wissen."
Er nannte ihr jedoch nicht den Grund dafür, und sie fragte ihn auch nicht danach.
Selbst wenn sie es gewollt hätte, wäre sie dazu gar nicht in der Lage gewesen. Ihr Herz
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