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Im Paradies der Suende

Im Paradies der Suende

Titel: Im Paradies der Suende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Mullany
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lächelte sie an, und sie erwiderte sein Lächeln. In Gedanken ging sie ihre heutige Aufgabenliste durch: Maisies Stall ausmisten, das Pferd füttern, Haferbrei fürs Frühstück machen, mit dem Traktor hinausfahren und den Rindern Heu bringen, auf Skiern den Hügel erklimmen, um dort Julian nahe zu sein, dann zurückfahren, ein Sandwich essen, duschen, ein bisschen arbeiten. Abendbrot essen. Lesen. Ins Bett gehen. Dann noch das übliche Rendezvous mit ihrem Vibrator, damit gewisse Dinge nicht völlig zu kurz kamen. Und wieder würde ein Tag vorbei sein.
    „So, du verdammter Blödmann.“ Lou stand auf der Wiese, auf der sie im vergangenen Herbst Julians Asche verstreut hatte. Damals hatten die Blätter der Eschen golden geleuchtet und in der geschützten Senke sogar noch ein paar Wildblumen geblüht. „Ich vermisse dich immer noch. Aber weißt du was? Allmählich beginne ich, Details zu vergessen. Ich weiß zum Beispiel nicht mehr genau, wie dein Penis aussah. Also musste ich mir online einige Bilder angucken. Glaub bloß nicht, das hätte mir Spaß gemacht. Einige waren ziemlich grotesk. Man sollte meinen, wer ein so hässliches Ding hat, würde das Foto retuschieren, damit es hübscher aussieht. Aber ich nehme an, das ist so wie bei Babys. Kaum jemand findet sein eigenes Kind hässlich. Oder vielleicht sind Schwänze wie Schneeflocken - im Grunde alle gleich und trotzdem verschieden. Da wir gerade vom Schnee reden - letzte Nacht hat‘s schon wieder geschneit. “
    Sie holte kurz Luft, bevor sie fortfuhr. „Gestern war ich in deinem Arbeitszimmer und habe deine Sachen durchgesehen. Ich habe noch nichts weggeräumt. Oh, ich wünschte, du würdest im Haus spuken und mich verfolgen. Tust du aber nicht, weder im Arbeitszimmer noch im Bett finde ich eine Spur von dir. Wozu bist du überhaupt nütze? Weil du dich nicht um mich kümmerst, muss ich meinen Vibrator bemühen, und weil der elektrisch betrieben wird, trage ich auch noch zur Erhöhung der CO 2 -Emissionen bei. .Die Hunde würden dich auch gern wiedersehen. Heute Morgen rief Chris an. Er hat versucht, mich für die Testphase von ‚Paradise Hall‘ nach England zu locken. Im Juni soll ich rüberfliegen. Erinnerst du dich, wie ich die Website und die Broschüre für das Anwesen entworfen habe? Chris will‘s langsam angehen lassen und das Haus erst mit einer großen Weihnachtsparty offiziell eröffnen. Die Umbauarbeiten laufen noch. Aber er ist schon scharf auf die Lakaien.“
    Ein eisiger Windstoß wirbelte den Schnee an ihren Füßen auf.
    „Bist das du? Fängst du endlich an zu spuken?“ Lou seufzte. „Ich muss jetzt gehen. Ich habe noch einiges zu tun. Also wirklich, du hast Nerven. Einfach zu sterben und mich mit alldem allein zu lassen. Ich sorge mich, ob das Dach dicht ist, ob ich genug Heizöl habe, um das kalte Wetter zu überstehen, wo die Telefonnummer vom Futterlieferanten ist, und um die Tierarztrechnungen. All diese lächerlichen Kleinigkeiten. Und du weißt ja, du hast nie etwas weggeworfen. Ständig finde ich alte Umschläge, auf denen du deine To-Do-Listen notiert hast, und E-Mail-Ausdrucke. Warum? Ja, schon gut, ich weiß, ich bin jetzt im Wutstadium meiner Trauerzeit. Ich mache Fortschritte. Aber weißt du was? Es soll nicht aufhören. Ich will nicht vergessen. Ich will dich zurück! “
    Sie wischte eine Träne weg - die sich in der kalten Luft erstaunlich heiß anfühlte - weil sie nicht wollte, dass sie auf ihrer Wange gefror. Noch einen Moment lang wartete sie auf irgendein Zeichen von Julian. Aber nichts geschah. Sie pfiff nach den Hunden, wendete langsam und ungeschickt ihre Skier - Julian hatte das immer viel eleganter hinbekommen - und folgte den beiden Spuren im Schnee, die zu ihrem leeren Haus führten.
    Vielleicht gab es ja eine winzige Chance, dass Julian in „Paradise Hall“ zu ihr zurückkommen würde.
    Rob, Sevilla, Spanien, zwei Monate später
    Oh, verdammt, oh, verdammt. Seine Hände waren schweißnass vor Nervosität. Er zerrte mit den Zähnen an der Verpackung des Kondoms und hoffte, er würde das Ding nicht durchbeißen. Das wäre furchtbar peinlich und würde bestimmt auch grauenhaft schmecken.
    „Oh, verdammt“, sagte Gisella. Hieß sie so? Wie eine Bauchtänzerin wand sie sich auf dem schmalen Bett. Sie war einfach hinreißend, und er wünschte, er hätte das verflixte Kondom endlich übergestreift. Dann könnte er endlich ihre Brüste berühren, und in ihrem Haar wühlen, das wie auf einer Skizze von da Vinci

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