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Im Pfahlbau

Im Pfahlbau

Titel: Im Pfahlbau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alois Theodor Sonnleitner
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in zwei Schichten eine schmale Brücke zu jener Stelle, unter der sich das Wasser befand. Zum Heraufholen des kostbaren Nasses verwendete Peter einen gut verpichten Korb, der sich an zwei aneinandergebundenen Haselstämmchen hinunterlassen und heraufziehen ließ. Ein Übel aber war immer noch da. Eva beklagte sich darüber, daß der kalte Luftstrom, der vom offenen Wasserloch heraufstrich, beide Wohnhöhlen stark abkühlte.
    Da umbauten die Höhlensiedler die Brücke mit einerzweifachen, moosgedichteten Gitterwand, die sie außerdem noch mit Lehm verstrichen. Eine geflochtene, in Weidenschlingen drehbare Tür wurde eingelassen. Und sooft Peter in der neuen Brunnstube Wasser schöpfte, leuchtete ihm Eva mit einem Kienspan.
     

Die Überschwemmung der Höhle
    Die hochaufgewehten Schneemassen im Heimlichen Grund begannen zu schwinden. Föhnstürme brausten, Lawinen stürzten donnernd zu Tal, Steinschläge polterten, es wurde ungewöhnlich warm. Im jungen Grün der Wiesen prangten gelb, weiß und blau die Frühlingsblumen, und aus den knospenden Bäumen flöteten und schmetterten Bergfinken und Ringdrosseln.
    Peter lagerte alles, was er an den Lawinen- und Steinschlaglehnen an Fellen erbeuten konnte, in den Gerbtümpel ein; Eva sammelte junges Wildgemüse, und beide fanden, daß der Heimliche Grund ein gesegneter Ort sei. Ihre Wintervorräte an Fisch, Dörrobst und Kastanien waren noch nicht aufgebraucht; nur die Beeren und Pilze hatte der Schimmel verdorben. Aber es gab ja frisches Gemüse! Peter und Eva lebten recht sorglos dahin.
    Als jedoch eine Reihe sommerlich warmer Tage kam und der im Winter fast ausgetrocknete Bocksgrabenbach wieder anschwoll, da machte ihnen die vorzeitige Wärme bange; sie trieb aus den Firnen oberhalb der Salzwände die Schmelzwasser ab. Die Besorgnis wuchs, als auch der Klammbach stieg und, sein Höhlentor füllend, tosend aus der Felswand hervordrängte. Er führte weiße Brocken abgebrochener Tropfsteinsäulen mit sich und drückte das Gebüschdes Ufergeländes nieder, das er weithin mit Schotter vermurte. Peter erklärte sich die Überschwemmung nicht anders, als daß die ungewöhnlich frühe und anhaltende Wärme das Eis der Gletscher und Firne oberhalb der Salzwände zum Schmelzen brachte. Er tröstete Eva damit, das Wasser werde sich verlaufen, sobald wieder kühlere Witterung eintrete. Als er aber beim Schöpfen merkte, daß er den Wasserspiegel im Brunnen mit der Hand berühren konnte, griff auch ihm die Angst ans Herz. Kurz nachdem Eva ihr Lager aufgesucht hatte, schlich Peter wieder in die Brunnstube. Steigt das Wasser immer noch? Ja, es stieg. Schon schlug es leise plätschernd an die Zimmerung des Brückenbodens.
    Jetzt traf Peter Vorbereitungen zur Flucht. Im Halblicht des verlöschenden Feuers packte er in ein Rehfell alles, was er an Steinwerkzeugen, Specksteinschalen, Hörnern und unentbehrlichen Rohstoffen hineinstopfen konnte. Eva, die nicht hatte einschlafen können, kam herab und fragte verwundert: »Peter, was machst du denn?« Er deutete auf die Brunnstube: »Das Wasser kommt herauf, wir müssen woanders hin.«
    Schlaff hingen ihre Arme herab – ein trauriger Blick umfaßte den Raum und den Rest von Speck und geräucherten Forellen, die am Gestänge des Trockenbodens hingen. Dann aber meinte sie entschlossen: »Tragen wir halt alles zu mir hinauf.« Peter aber schüttelte den Kopf: »Auch dorthin kann's Wasser noch kommen.« Ratlos, fassungslos stand Eva neben ihm. Plötzlich schrie sie gellend auf: »Das Wasser ist da!« und sprang zur Seite. Sie zeigte entsetzt auf ein dünnes Rinnsal, das, unter der Wand der Brunnstube hervorquellend, sich über den Lehmboden schlängelte, gerade auf das Herdfeuer zu. Peter griff nach dem nächstbesten Hartstein und ritzte dem Wasser den Weg vor zur Felsrinne, wo der Steigbaum zu lehnen pflegte. Er stieß dasTürgitter hinaus und ließ den Steigbaum hinuntergleiten. Dann warf er ein Bündel Reisig in die Herdflammen, daß sie prasselnd aufloderten, und begann hastig den Trockenboden auszuräumen.
    Da kam auch schon Eva mit Rehfell und Matte, die sie von ihrem Lager genommen hatte, kniete auf den Boden der Höhle und packte kunterbunt ein, was ihr an Genießbarem in die Hände geriet. Als Peter ihre Bündel fest verschnürt hatte, hob er ihr das eine auf den Rücken und drängte ihr das andere in die Linke. So schwer hatte sie noch nie getragen. Mit tränenerstickter Stimme fragte sie: »Wohin willst du denn?« – Er aber war nicht

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