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Im Pfahlbau

Im Pfahlbau

Titel: Im Pfahlbau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alois Theodor Sonnleitner
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heruntergebrochen und bildete einen wüsten Gluthaufen. Vom zusammengeschrumpften Fellbehang der Türe stieg ein unerträglicher Gestank auf. Die beiden jungen Menschen gingen aus der Windrichtung und sahen dem Brande zu. Was da verlorenging, war zu ersetzen. Erst als keine Flamme mehr aus der Glut hervorzüngelte, wandten sie sich zum Gehen.
    Es war noch früh am Morgen, und Peter drängte es, den Pfahlbau zu beginnen, mit dem er noch am selben Tag fertig zu werden glaubte. Als er aber von der Triftleiten auf die Fläche des Moorsees niedersah und mit Eva nach geeigneten Bäumen suchte, stellte er fest, daß gerade die Bäume, die er für Pfähle brauchen konnte, weit draußen im tiefen Wasser standen. Dem Moorbach zu, nur einen Pfeilschuß weit vom Rand des schwingenden Bodens, der die Uferböschung säumte, standen vier und weiter oben fünf Birken im freien Wasser nahe genug beisammen. Peter entschied, daß die fünf Bäume Evas Hütte mit der Feuerstelle tragen sollten. Die vier anderen, die so nahe beisammenstanden, daß zwischen ihnen gerade für ein Lager Platz war, wollte er für sich nehmen. Als er seinen Fahrbaum über den schwankenden Moorboden hinweg ins offene Wasser schleifen wollte, brach er nach wenigen Schritten durch die schwimmende Torfschicht bis zu den Knien ein und mußte sich auf den Fahrbaum retten. Erst als er quergeschichtete Traghölzer und Jungstämme auflegte, gelang es ihm, den Sumpfboden zu überbrücken. Mit Evas Hilfe schleppte er den Fahrbaum über den schwankenden Prügelweg ins klare Wasser. Weil er aber nicht nur selbst zu den Pfahlbäumen hinübergelangen, sondern alles zum Bauen Nötige hinschaffen mußte, suchte er einige Stämme aus, verband sie untereinander mit den zähen Ranken der Waldrebe, befestigte sie rechts und links am Fahrbaum und verbreiterte ihn so zu einer ArtFloß, das er mit Bauholz und Bindezeug belud. Leider erwiesen sich die Abstoßstangen als zu kurz. Peter legte sich nun bäuchlings auf sein Fahrzeug und versuchte, mit den Händen zu rudern. Das schwerfällige Ding rührte sich kaum von der Stelle. Wenn er statt der Hände etwas Breiteres hätte? Peter fiel das Schulterblatt des Hirsches ein, das in der Höhlenzeit als Schneeschaufel gedient hatte.
    Und wirklich: der flache, breite Knochen, mit seinem Gelenksende an ein Erlenstämmchen gebunden, war weit besser als die Hand, weil der lange Stiel die Kraft beider Arme des Rudernden vervielfachte. Durch die schwache Gegenströmung fuhr Peter langsam dahin. Abwechselnd links und rechts rudernd, steuerte er im Zickzack auf sein Ziel los. Stolz, eine große Schwierigkeit überwunden zu haben, langte er bei Evas Baumgruppe an. Zwischen den beiden vordersten Birken schob er sein Floß durch und stand inmitten des länglichen Fünfecks, das die schenkelstarken Bäume bildeten. Das Wasser unmittelbar an den Stämmen ging ihm knapp bis an die Knie; nur in der Stromrichtung des Baches zog sich eine mannstiefe, ungefähr anderthalb Armlängen breite Mulde zwischen jetzt freistehenden Uferbäumen hin: das ehemalige Bachbett. Drei standen drüben und zwei hüben. Peter band sein Floß zwischen den Bäumen fest und benützte seinen Speerschaft als Meßstab. Zu seinem Ärger fand er, daß die beiden Astgabelungen der einzelnen Kronen nicht in gleicher Höhe lagen. Das machte sein Vorhaben schwieriger, als er in der ersten Begeisterung angenommen hatte! Er verstaute das mitgebrachte Bauholz einstweilen zwischen den Pfahlbäumen und fuhr zurück, um noch Langhölzer zu holen. Aus seinem Vorrat wählte er durchweg armdicke Jungstämme. Für den Gegenpfahl des einzeln stehenden fünften Baumes und für die Pfähle, die den Stubenboden innerhalb des Rahmens als Stützen tragen sollten, fällte Peter einige Erlen, die er im Seeboden einrammenwollte. Die Äste schlug er mit seinem Steinbeil ab, lagerte dann die Bäume über zwei rasch aufgeworfene Lehmwälle dicht nebeneinander und ließ Eva erst unter den Wipfeln, dann nahe an den Wurzeln Feuer machen. Über der Flamme fortwährend gedreht, mußten sie an einer Stelle dünn und zugleich spitz gebrannt werden. Um die Stämme selbst vor den fressenden Flammen zu schützen, umwickelte er sie mit Schilf und Moos, das Eva durch fleißiges Begießen feucht halten mußte. Die Spitzen der zurechtgebrannten Pfeile glättete er mit der Granitraspel, band sie dann zu einem Floß zusammen und fuhr mit Eva, die einen Teil seiner Zeltfelle aufgeladen hatte, zum Bauplatz hinüber.
    Die Sonne

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