Im Pfahlbau
stand schon tief, es galt rasche Arbeit zu tun, wenn Eva eine Schlafstätte für die kommende Nacht haben sollte. Mit ihrer Hilfe trieb er vom Fahrsteg aus drei Pfähle mit einem wuchtigen Schlagstein in den schlammigen Grund des Sees und merkte, daß sie darin wenig Halt hatten. Er sah sich deshalb gezwungen, ihnen durch Steintrümmer, die er rund um jeden Pfahl häufte, mehr Standfestigkeit zu geben. Mühsam brachen sie die Steine aus den Uferwänden oberhalb der Moorbachmündung. Endlich hatten sie genug beisammen, und Peter bestieg einen Baum nach dem anderen, Eva reichte ihm die Bodenbalken zu, die er so in die Astgabeln einlegte, daß die Enden zwei gute Armlängen weit über die Eckbäume hinausstanden. Die Bodenbalken ruhten auf Holzklötzen, die Peter in tieferliegende Astgabeln gelegt und dort festgebunden hatte. Der entstandene Balkenboden lag so hoch, daß er ihn von seinem Fahrsteg aus mit den Händen gerade noch erreichen konnte.
Eva belegte ihren zwar nicht ganz ebenen, aber festen Hüttenboden mit Reisig, Laub und Moos, so daß für ihr Nachtlager gesorgt war. Peter holte vom Zelt noch zweiFelle und einige Armvoll Moos und Laub. Das eine Ende seines Fahrzeuges belegte er mit Schilf, nassem Lehm und Steinplatten, schichtete Reiser und Laub darauf und fachte ein Schutzfeuer gegen die lästigen Mücken an. Es knisterte und knatterte im Lehm, der unter dem Feuer rissig wurde, aber Peter fühlte sich auf seinem Floß sicher. Er band es als Schlafstelle zwischen zwei Pfählen unter Evas Hüttenboden fest und hatte auf diese Weise sogar ein Dach über dem Kopf, dann aß er behaglich eine Forelle und schlief gleich darauf ein.
Eva verbrachte zum erstenmal eine Nacht unter freiem Himmel; langsam verzehrte sie ihr Essen und sah dann völlig wach den ziehenden Wolken zu, denen die Wunderwelt der Sterne entgegenzuschweben schien. Vom Wasser stieg es kühl herauf; sie fror, obwohl sie auf Fellen lag und sich in Felle hüllte. Schlaflos lauschte sie den ungewohnten Stimmen der Wasservögel, das ab und zu die Stille unterbrach. Erst gegen Morgen schlief sie ein, wurde aber von einem prasselnden Regen geweckt und wickelte sich fester in ihre Decken.
Peter war es nicht besser ergangen. Als der Morgen graute, hielt er es nicht mehr aus. Ihn fror erbärmlich. Unwiderstehlich zog es ihn zur warmen Schlafmulde im Zelt. Er verließ sein feuchtgewordenes Lager über dem Wasser und ruderte in der sanften Gegenströmung längs des Ufers so schnell er konnte der Stelle zu, wo der Moorbach in den See mündete.
An den Zweigen der Ufergebüsche zog er den Fahrsteg stromaufwärts und befestigte ihn unweit seines halb ausgeräumten Zeltes an einer Erle. Der Anblick seines Vorrates an geräucherten Forellen erinnerte ihn an seinen Hunger. Er aß gierig, verkroch sich dann in der laubgefüllten Schlafmulde und sank in einen leichten Schlummer. Ihm träumte, daß er von einem glatten Birkenstamm des Baues ins kalteMoorwasser rutschte. Da erwachte er. Es regnete durch das halb abgetragene Zelt auf seine Laubdecke. Ernüchtert ging er trotz des Regens daran, zwei junge Lärchen zu fällen, die er als Steigbäume für sich und Eva an den Pfahlhütten anbringen wollte. Die harte Arbeit tat ihm wohl. Dann stutzte er die Astquirle, band die neuen Steigbäume an seinen Fahrsteg, den er nun mit Gerät und Mundvorrat belud, und ließ ihn in der Strömung treiben. Ruhig glitt er in den See und auf den begonnenen Bau zu.
Eva saß, in feuchte Felle gehüllt, als Gefangene auf dem Balkenboden und begrüßte Peter als Befreier. Der ließ ihr kaum Zeit zu einem Imbiß. Sie mußte mit ihm ans Land. Ein zweites Floß aus Bauholz und Bindezeug wurde hergestellt und zum Neubau gefahren. In die Kronen der Birken legten sie ein wenig über Kopfhöhe einen Dachrahmen ein, nach der Wetterseite geneigt, und banden ihn fest. Darüber kam in die Wipfel der im Osten stehenden Bäume ein Firstbalken; er sollte die mit ihren Asthaken aufgelegten Sparrenhölzer tragen. Eva, die Sparren und Querbänder festbinden mußte, kletterte im Gerüst herum, während Peter Schilf herbeischaffte, mit dem er das Dach decken wollte. Das Binden der Rohrbüschel ging ihm so schnell von der Hand, daß Eva mit dem Anflechten kaum nachkam; aber am Abend war das Dach doch fertig.
Am nächsten Tag schien die Sonne. Gut gelaunt gingen die beiden Pfahlbauer wieder an die Arbeit. Peter machte mit seinem etwas kleineren Bau rasche Fortschritte. Kaum hatte er seine Behausung so weit,
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