Im Profil des Todes
bist.« Er zog sie an sich. »Aber hat es dir gefallen? Gefalle ich dir?«
Sie antwortete nicht.
Er schwieg eine Weile. »Nach zehn Jahren habe ich eigentlich eine Antwort verdient. «
Zehn Jahre. Sie spürte, wie ihr die Tränen in die Au gen traten. »Wenn ich nicht befürchten müsste, dass du total durchdrehst, würde ich dir sagen, dass du ziemlich gut warst. «
»Ziemlich gut?« » Sehr gut. « »Mehr.«
»Ein Hengst. Ein echter Zuchthengst. Brad Pitt, Ke anu Reeves und Casanova in einem. Ich verstehe
nicht,
wie Diane dich gehen lassen konnte.«
»Sie war eine intelligente Frau. Sie wusste, dass sie mehr verdient hatte, als ich ihr geben konnte. Es war von Anfang an ein Irrtum. «
Sie stützte sich auf einen Ellbogen und schaute auf ihn hinunter. »Warum hast du sie geheiratet, Joe? «
»Wenn ich es dir sage, jagt es dir nur Angst ein.« »
Blödsinn. «
Schweigen.
» Warum, Joe? «
»Wegen dir. Ich habe sie deinetwegen geheiratet.«
»Wie bitte? «
»Du warst so einsam. Ich dachte, du bräuchtest eine Freundin. «
»Du machst Witze.«
»Ich habe dir gesagt, es würde dir Angst einjagen.«
»Männer heiraten doch nicht, weil ...« »Ich schon«, sagte er einfach. Sie starrte ihn an.
»Du warst mein Mittelpunkt. Alles drehte sich um
dich. Es war eine Zeit in meinem Leben, in der ich schon fast die Hoffnung aufgegeben hatte, jemals et was anderes für dich zu sein als ein Freund. Ich glaub te, jemanden gefunden zu haben, der dir die Gesell schaft bieten konnte, die du brauchtest. Diane mochte all die netten Dinge, die ich ihr geben konnte, und ich habe ehrlich versucht, eine gute Ehe zu führen.« Er zuckte die Achseln. »Es hat nicht so geklappt, wie ich es mir erhofft hatte.«
»Das ist wirklich beängstigend.«
»Obsessionen sind immer beängstigend. « Er legte einen Finger an die Lippen. »Das solltest du doch wissen, mein Liebling.«
Sie erstarrte.
»Liebling«, wiederholte er demonstrativ. »Gewöhn dich dran. «
»Ich muss mich an gar nichts gewöhnen.«
»Nein, aber du solltest es. Das macht es uns beiden leichter.« Er ließ einen Moment verstreichen. »Hab keine Angst, mich zu lieben, Eve. Ich bin kein hilfloses Kind, das man dir nehmen kann. Ich bin zäh und gemein genug, noch weitere fünfzig Jahre oder mehr zu leben. «
»Ich habe keine Angst.«
»Von wegen.« Er hob den Kopf und berührte ihren
Mund ganz leicht mit den Lippen. »Aber das ist schon okay. Du musst mir nicht sagen, dass du mich liebst.
Ich kann warten. «
»Ich liebe dich nicht. Nicht so, wie du möchtest, dass ich dich liebe.«
»Das glaube ich aber doch.« Er strich zärtlich mit den Lippen über ihre. »Und wenn nicht, ist es auch in Ordnung.«
»Es ist nicht in Ordnung. Das ist alles nicht richtig. Ich bin total gestört. Das weiß niemand besser als du. Du solltest jemanden haben, der ... «
»Du bist gestört? Ich bin derjenige, der seit zehn Jahren besessen ist. «
»Das ist nicht dasselbe. Ich kann nicht ...«
»Schsch.« Er legte sich wieder auf sie. »Nicht nachdenken. Versuch, nicht alles auseinander zu nehmen.
Lass es einfach geschehen. Genieß es ... «
Er war nicht mehr da, als sie aufwachte.
Leere.
Einsamkeit.
Herrgott, sie benahm sich, als hätte sie in ihrem ganzen Leben noch nie mit einem Mann geschlafen. Sex, Vergnügen, Abgang - so hatte sie ihre Beziehungen immer gewollt. Kein langes Herumtrödeln, das sie in ihrer Arbeit gestört hätte.
»Zeit, aufzustehen.« Joe öffnete die Tür und trat ans Bett. »Es ist schon fast Mittag. Ich habe gerade mit Charlie gesprochen, er kommt von Azora her. Er hat das Foto. «
Sie fuhr hoch. »Bist du sicher, dass ich es zu sehen bekomme? «
»Du kannst Spiro selbst fragen. Er ist auf dem Weg hierher. «
» Warum? «
»Um die Puppe abzuholen.«
Ja, natürlich. »Hast du ihn heute Morgen angerufen?«
»Gleich nach dem Aufstehen. Ich habe unseren Be-
schützern gesagt, sie sollen ihn reinlassen.« Er ging zum Wandschrank. »Los, ab unter die Dusche. Ich
bringe dir was zum Anziehen. Was darf's denn sein? «
»Irgendwas. Jeans ... eine Bluse.« Sie flitzte ins Bad und unter die Dusche. Joe hätte nicht abgeklärter und geschäftsmäßiger sein können. Es war, als hätte es die vergangene Nacht nicht gegeben. Sie war ihm
dankbar dafür, es wäre ihr peinlich gewesen, wenn er sich anders verhalten hätte als gewöhnlich. Die Nacht war zu ... Sie
schüttelte den Kopf. Sie wollte nicht daran denken, wie erotisch diese Stunden mit
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