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Im Profil des Todes

Im Profil des Todes

Titel: Im Profil des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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Wasserfälle. Oben an-
    gekommen, sah sie, wie das Wasser in einem langen silbrigen Strom in die Schlucht stürzte. Sie musste sich zusammenreißen. Bloß nicht umdrehen. Noch nicht.
    »Weiter links«, sagte Joe ruhig.
    Sie holte tief Luft und riss sich vom Anblick der Wasserfälle los. Sie entdeckte das gelbe Band, das die Ab-sperrung markierte, und dann ... das Grab.
    Es war klein. So winzig klein.
    »Alles in Ordnung?« Joe nahm ihren Arm.
    Nein, nichts war in Ordnung. »Hier war sie vergraben?«
    »Vermutlich. Auf jeden Fall wurde sie hier gefunden und man kann davon ausgehen, dass der Erdrutsch
    sie lediglich freigelegt hat. «
    »Hier war sie also. Die ganze Zeit ...«
    »Vielleicht ist es gar nicht Bonnie.«
    »Ich weiß«, erwiderte sie mit schwacher Stimme.
    »Du brauchst mich nicht dauernd daran zu erinnern, Joe. «
    »Doch, das muss ich. Vor allem musst du dich selbst daran erinnern.«
    Der Schmerz war zu heftig. Sie musste ihn ausblenden. » Schön ist es hier. «
    »Wunderschön. Der Sheriff erzählte, die Indianer
    hätten die Wasserfälle >Ort des fallenden Mondlichts< genannt. «
    »Aber bestimmt hat er sie nicht hier vergraben, weil es so schön ist«, sagte sie zitternd. »Er wollte, dass sie nie gefunden und zu den Menschen, die sie geliebt haben, zurückgebracht werden können. «
    » Meinst du nicht, dass du lange genug hier warst? «
    »Lass mir noch einen Augenblick.« »So viele du
    möchtest.«
    »Gott, ich hoffe, er hat ihr nicht wehgetan«, flüsterte sie. »Ich hoffe, dass es schnell vorbei war.«
    »Jetzt reicht's.« Joe zog sie vom Grab weg. »Tut mir Leid, ich dachte, ich könnte es ertragen, aber es geht nicht. Ich muss dich von hier weg... «
    »Stehen bleiben, keine Bewegung.« Ein großer,
    schlanker Mann kam vom Rand des Steilhangs auf sie zu. In der einen Hand hielt er eine Taschenlampe, in der anderen einen Revolver. »Weisen Sie sich aus. «
    »Spiro? « Joe stellte sich vor Eve. »Joe Quinn. «
    »Was machen Sie hier oben?«, fragte Robert Spiro.
    »Hier kann man sich leicht eine Kugel einfangen. Das ganze Gelände ist abgesperrt.«
    »Vom FBI? Ich dachte, Sie wären nur in beratender Funktion hier. «
    »Ursprünglich ja, aber mittlerweile haben wir die Ermittlungen übernommen. Sheriff Bosworth hatte
    keine Einwände. Er wollte raus aus der Geschichte. «
    »Glauben Sie, der Mörder könnte zurückkommen?
    Überwachen Sie deshalb die Gräber?«, fragte Eve.
    Spiro warf ihr einen Blick zu. »Und wer sind Sie?«
    »Eve Duncan, und das ist Agent Robert Spiro«, sagte Joe.
    » Oh, guten Abend, Miss Duncan. « Spiro schob die Waffe in sein Unterarm-Holster und hob die Lampe, um Eve zu betrachten. »Tut mir Leid, wenn ich Ihnen einen Schrecken eingejagt habe, aber Quinn hätte Bescheid geben sollen, dass Sie herkommen.«
    Spiro war Ende vierzig, er hatte tief liegende, dunkle Augen und braunes Haar, das um die hohe Stirn schütter wurde, und tiefe Falten zu beiden Seiten des Mundes. Er wirkte so ausgebrannt, wie Eve es noch nie zuvor bei einem Menschen gesehen hatte. »Glauben
    Sie«, wiederholte sie, »dass er zurückkommen
    könnte? Es ist nicht ungewöhnlich, dass Serienmörder zu den Gräbern ihrer Opfer zurückkehren. «
    »Stimmt, selbst die Abgebrühtesten können sich diesem letzten Kick nicht entziehen.« Er wandte sich an Joe. »Wir haben noch nichts gefunden. Sind Sie
    sicher, dass der Hinweis verlässlich ist? «
    »Er ist verlässlich«, gab Joe zurück. »Werden Sie die Suche unterbrechen, bis es hell wird? «
    »Nein. Sheriff Bosworth meint, seine Leute kennen die Schlucht wie ihre Westentasche. « Er blickte zu Eve.
    »Es ist kalt hier an den Wasserfällen. Sie sollten lieber gehen. «
    »Ich werde warten, bis Sie die Leichen der Jungen gefunden haben. «
    Er zuckte die Achseln. »Wie Sie wollen. Das kann
    noch eine Weile dauern. « Zu Joe gewandt sagte er:
    »Ich muss mit Ihnen über den >verlässlichen< Hinweis reden. Haben Sie etwas gegen einen Spaziergang einzuwenden? «
    »Ich kann Eve nicht allein lassen.«
    » Charlie! «, rief Spiro über die Schulter und ein Mann erschien mit einer Taschenlampe in der Hand. »Joe Quinn, Eve Duncan, und das hier ist Agent Charles Cather. Würdest du Miss Duncan zu ihrem Wagen
    begleiten und bei ihr bleiben, bis Quinn zu-
    rückkommt?«
    Charlie Cather nickte. »Kommen Sie, Miss Duncan. «
    »Es wird nicht lange dauern, Eve.« Joe wandte sich zu Spiro um. »Wenn wir schon herumlaufen, können wir auch gleich zur

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