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Im Profil des Todes

Im Profil des Todes

Titel: Im Profil des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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behauptet, er sei völlig unschuldig gewesen. Tatsächlich durfte er den kleinen Simes und vier weitere für sich beanspruchen. Aber die anderen gehören mir. « Er schwieg einen Moment. »Einschließ-
    lich der kleinen Bonnie Duncan. «
    Eve zitterte so heftig, dass sie kaum den Hörer halten konnte. Sie musste sich beherrschen. Dieser Anruf war ein übler Scherz. Irgendein Perverser, der ihr wehtun wollte. Schon während des Prozesses gegen Fraser
    hatte sie einige derartige Anrufe erhalten. Doch dieser Mann klang so ruhig, so selbstsicher, beinahe gleichgültig.
    Sie musste ihn dazu bringen, dass er weitersprach.
    Damit er sich als Lügner verriet. »Sie sagten doch, es gefalle Ihnen nicht, Kinder zu töten. «
    »Damals habe ich noch herumexperimentiert. Ich
    wollte herausfinden, ob es sich lohnt, sich regelmäßig mit ihnen zu beschäftigen. Bonnie hätte mich beinahe davon überzeugt, aber die nächsten beiden waren eine grausame Enttäuschung. «
    »Warum ... rufen Sie mich an?«
    »Weil wir einander doch in gewisser Weise verbunden sind, nicht wahr? Wir haben Bonnie.«
    .»Sie verlogener Scheißkerl.«
    »Oder besser gesagt, ich habe Bonnie. Ich werfe gerade einen Blick auf sie. Sie sah viel hübscher aus, als ich sie vergraben habe. Ist doch traurig, dass wir alle als ein Haufen Knochen enden müssen.«
    »Sie schauen sie an?«
    »Ich erinnere mich, wie sie mir beim Schulpicknick durch den Park entgegenlief. Sie aß ein Erdbeereis im Hörnchen und ihre roten Haare leuchteten in der Sonne. Sie war so lebendig. Ich konnte nicht widerstehen.«
    Dunkelheit. Nicht ohnmächtig werden.
    »Sie haben dieselbe Ausstrahlung. Ich spüre das. Sie sind nur um so vieles stärker. «
    »Ich werde jetzt auflegen.«
    »Ja, Sie klingen ein wenig angeschlagen. Das kommt vor, wenn man unter Schock steht. Aber ich bin sicher, dass Sie sich bald wieder erholt haben. Ich melde mich wieder. «
    »Hol Sie der Teufel. Warum tun Sie das?«
    Er schwieg einen Augenblick. »Weil es notwendig ist, Eve. Nach unserem kleinen Schwätzchen bin ich
    davon noch überzeugter als zuvor. Ich brauche Sie. Ich spüre Ihre Gefühle wie eine Flutwelle. Es ist ...
    stimulierend. «
    »Ich werde nicht ans Telefon gehen.«
    »Doch, das werden Sie. Weil es immer noch die
    Möglichkeit gibt, dass Sie sie zurückbekommen.«
    »Sie lügen. Wenn Sie angeblich diese Kinder getötet haben, warum haben Sie dann nur Bonnie mit den Erwachsenen begraben?«
    »Ich bin sicher, dass ich mehr vergraben habe, als gefunden wurden. Ich erinnere mich schwach an zwei
    weitere Kinder. Warten Sie ... zwei Jungs. Älter als Bonnie. Zehn oder zwölf. «
    »Es wurden nur die Gebeine eines Kindes gefunden. «
    »Dann sind die anderen wohl übersehen worden. Sa-
    gen Sie der Polizei, man solle in der Schlucht weitersuchen. Der Erdrutsch muss sie hinabgerissen haben.«
    Die Verbindung war tot. Eve sackte an der Wand
    entlang auf den Fußboden. Ihr war kalt. Eiskalt.
    0 Gott. Mein Gott.
    Sie musste etwas unternehmen. Sie konnte sich nicht einfach ihrem Schrecken überlassen. Joe. Sie musste Joe anrufen.
    Mit zitternden Händen wählte sie seine Handynummer.
    »Komm her«, sagte sie, als er antwortete. »Du musst herkommen. «
    »Eve?«
    »Komm her, Joe.«
    »Was zum Teufel ist los? «
    Es gab noch etwas, das sie ihm sagen musste.
    »Talladega. Sag ihnen ... sie sollen die Schlucht absuchen. Zwei ... kleine Jungen. « Sie legte auf und lehnte sich gegen die Wand. Sie durfte nicht darüber nachdenken. Sie musste sich in ihre Benommenheit
    einhüllen, bis Joe da war.
    Sie durfte nicht ohnmächtig werden. Sie durfte den Schrei nicht herauslassen, der sich in ihr hochdrängte.
    Sie musste warten, bis Joe eintraf.

    Als Joe eine Stunde später ankam, saß sie immer
    noch auf dem Fußboden.
    Mit wenigen großen Schritten war er bei ihr und kniete sich neben sie. »Bist du verletzt?«
    »Nein.«
    »Und wieso jagst du mir dann einen solchen Schre-
    cken ein? «, fuhr er sie an. Er trug sie zur Couch hin-
    über. »Mich hätte fast der Schlag getroffen. Mein Gott, was fühlst du dich kalt an.«
    »Der Schock. Er sagte ... ich stehe unter Schock.«
    Er rieb ihre linke Hand, um sie zu wärmen.
    » Wer hat gesagt, du stündest unter Schock? «
    »Ein Anruf. Ich dachte erst, es wäre ein Irrer. Wie diese Anrufe, nachdem Bonnie ... « Sie brauchte eine Weile, bis sie sich gefasst hatte. »Aber es war kein Irrer. Hast du in Talladega angerufen?«
    »Ja.« Er rieb ihr auch die andere Hand. »Erzähl

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