Im Profil des Todes
gepflegt. Fröhliche Plas-tikpflanzen in Übertöpfen zierten die Veranda.
»Zufrieden?«, fragte Mark.
Die Straße war menschenleer. Keine Autos, nichts
regte sich. Eve war nicht zufrieden, aber etwas beruhigt. »Ich denke schon.«
»Gut. Dann bringe ich Sie beide jetzt zu Joes Apartment und komme wieder her, um das Haus zu beob-
achten. «
»Nein. Ich werde hier bleiben. «
»Das habe ich mir schon gedacht.« Joe holte sein
Handy hervor. »Ich werde einen Polizisten in Zivil anfordern, der heute Nacht hier Wache schiebt. Sobald der Mann irgendetwas Ungewöhnliches bemerkt, soll er ins Haus gehen. Okay? «
»Ich werde auch hier bleiben«, sagte Mark.
Unentschlossen blickte sie von einem zum anderen.
Dann öffnete sie die Wagentür. »Also gut. Wenn Sie irgendetwas sehen oder hören, rufen Sie uns an. «
»Wollen Sie zu Fuß gehen? Ich kann Sie doch nach
Hause fahren.«
»Wir nehmen ein Taxi. «
»In dieser Gegend?«
»Dann laufen wir eben so lange, bis wir eins finden. Ich möchte nicht, dass Sie sich von hier fortbewegen.«
Mark warf Joe einen Blick zu. »Könnten Sie ihr bitte klar machen, dass sie in diesem Viertel nicht herum-spazieren kann? Es ist zu gefährlich.«
»Jane MacGuire läuft jeden Tag in diesem Viertel
herum«, wies Eve ihn zurecht. »Sie hat überlebt.« Genau wie auch Eve überlebt hatte. Gott, die alten Er-innerungen kamen wieder in ihr hoch.
»Der Wagen wird in fünf Minuten hier sein.« Joe und Eve stiegen aus dem Wagen. »Keine Sorge, ich pass auf sie auf«, sagte er zu Mark. »Oder vielleicht muss sie auf mich aufpassen. Das hier ist ihr Revier. «
»Morgen früh um acht sind wir wieder hier.« Sie
machte sich auf den Weg. Nichts hatte sich verändert.
Immer noch wuchs Gras in den Ritzen des Gehwegs
und auf das Pflaster waren obszöne Parolen gemalt.
»Und wie kommen wir zurück in die Zivilisation?«, fragte Joe.
»Das hier ist die Zivilisation, reicher Schnösel«, gab Eve zurück. »Die Wilden hausen vier Blocks weiter südlich. Du wirst bemerken, dass wir nach Norden
gehen. «
»Und wo hast du gewohnt? «
»Im Süden. Du bist doch Polizist, die Gegend müsste dir vertraut sein. «
»Aber nicht zu Fuß. In diesem Viertel wird auf Polizisten geschossen, wenn die sich nicht gerade
gegenseitig umlegen. «
»>Die<. Die Ominösen >die<. Wir sind nicht alles Kriminelle hier. Wir wollen leben und überleben wie jeder andere auch. Warum zum Teufel ... «
»Halt die Luft an. Du weißt verdammt gut, wovon ich rede. Warum gehst du so auf mich los?«
Er hatte Recht. »Tut mir Leid. Vergiss es.«
»Ich denke nicht, dass wir es einfach vergessen sollten. Du redest, als würdest du immer noch in der Luther Street wohnen.«
»Ich hatte nie das Glück, in der Luther Street zu wohnen. Ich habe dir doch gesagt, das hier ist die bessere Gegend. «
»Du weißt, was ich meine.«
Sie wusste es. »Ich bin nicht mehr hier gewesen, seit wir nach Bonnies Geburt weggezogen sind. Ich hätte nicht gedacht, dass ich so reagieren würde.«
» Wie denn? «
»Ich fühlte mich in meine Kindheit zurückversetzt.« Sie lächelte reumütig. »Ich glaubte mich zur Wehr setzen zu müssen.«
»Genauso hat Barbara Eisley Jane MacGuire be-
schrieben.«
»Sie wird ihre Gründe haben, dass sie diejenige sein will, die zuerst zuschlägt. «
»Ich bezweifle nicht, dass sie ihre Gründe hat. Aber ich denke, du solltest dir klar machen, was es für dich bedeutet, wieder hier zu sein. Du gegen den Rest der Welt.« Bedächtig setzte er hinzu: »Oder vielleicht du und Jane MacGuire gegen den Rest der Welt.«
»Unsinn. Ich kenne das Kind nicht einmal. «
»Vielleicht solltest du sie auch gar nicht kennen lernen.
Ich denke, ich sollte morgen früh allein zu ihr gehen. «
Sie schaute ihn an. »Wovon redest du?«
»Was glaubst du, warum Dom ein Mädchen aus die-
sem Viertel gewählt hat? Warum holt er dich hierher zurück? Denk darüber nach. «
Sie ging eine Weile schweigend neben ihm her. »Er möchte, dass ich mich mit ihr identifiziere«, flüsterte sie. Um Himmels willen, sie tat es bereits. Sie war durch dieselben Straßen gegangen, hatte wie Jane
Verlassenheit und Elend gekannt und gegen
Einsamkeit und Schmerz angekämpft. »Er treibt sein Spiel mit mir. Zuerst erzählt er mir was von
Wiedergeburt und dann wählt er Jane MacGuire aus.
Es reicht ihm nicht, ein Kind zu töten und mir die Schuld in die Schuhe zu schieben. Er möchte, dass ich mich emotional an sie binde. «
» So
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